Witten. Die Kommunalwahl ist auch auf den Straßen in Witten ein heiß diskutiertes Thema. Was erwarten die Wittener – und wie wählen sie überhaupt?

Der Andrang auf dem Markt in Witten-Annen war am Freitag (11.9.) zwar überschaubar – zwischen Gemüse- und Fischstand sorgte aber vor allem ein Thema für Gesprächsstoff: die Kommunalwahl am Sonntag. Wen und wie wählt man? Was ist einem wichtig? Über diese Fragen wurde diskutiert. Auch die Redaktion hat sich einmal umgehört und gefragt, was die Leute von der anstehenden Wahl erwarten.

Georg Hoos (hier mit Enkel David) ist froh, wählen zu dürfen. Nach den Wahlen erhofft er sich eine Verbesserung der Situation an den Schulen.
Georg Hoos (hier mit Enkel David) ist froh, wählen zu dürfen. Nach den Wahlen erhofft er sich eine Verbesserung der Situation an den Schulen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Georg Hoos hat seine Stimme bereits per Briefwahl abgegeben. Für den 71-Jährigen haben die Wahlen einen sehr hohen Stellenwert. Er erinnert an die Wahlmanipulationen in Belarus und ist froh, dass so etwas in Witten nicht passiert. „Wir können froh sein, dass wir in einer Demokratie leben und die Möglichkeit haben, frei zu wählen.“

Schulen sind für Menschen in Witten ein zentrales Thema

Für Hoos ist es wichtig, dass die Verwaltung in Zukunft das Thema Schulen in den Fokus nimmt. „Durch Corona ist jetzt richtig zum Vorschein gekommen, wie miserabel zum Beispiel die Toiletten sind. Auch viele Klassenräume sind zu klein.“ Da seine Tochter Lehrerin ist, bekommt er die Zustände in den Schulen hautnah mit. „Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass sowohl Schüler als auch Lehrer gesund durch diese Zeit kommen“, sagt der 71-Jährige.

Auch Peter Ludwig hat sich für die Briefwahl entschieden. „Man ist dadurch flexibler und es ist bequemer“, erklärt der 68-Jährige seine Gründe. Warum er gewählt hat? „Bei einer Kommunalwahl kann man die Politik beeinflussen, die mich direkt vor Ort betrifft.“

Mehr Anerkennung für das Ehrenamt: Peter Ludwig weiß als Vorsitzender des TuS Stockum, wovon er spricht und wünscht sich mehr Austausch zwischen Stadt und Sportvereinen.
Mehr Anerkennung für das Ehrenamt: Peter Ludwig weiß als Vorsitzender des TuS Stockum, wovon er spricht und wünscht sich mehr Austausch zwischen Stadt und Sportvereinen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ein Kernthema für ihn: Der Sport und die Sportvereine in der Stadt. Als Vorsitzender des TuS Stockum hofft er, „dass das Ehrenamt mehr anerkannt wird“. Das komme nämlich häufig zu kurz, wie er aus eigener Erfahrung berichten kann. Ludwig erwartet, dass der Austausch zwischen Stadt und Vereinen verbessert wird. „Die Experten bei diesem Thema sitzen in den Vereinen. Deshalb sollten sie auch ein größeres Mitspracherecht in den Gestaltungsmöglichkeiten bekommen.“

Für den Stockumer ist aber noch ein weiteres Thema für die Politik in Zukunft unumgänglich: die Pferdebachstraße. „Die Situation dort ist natürlich unsäglich. Man fragt sich, wieso so etwas so lange dauert.“

Wittenerin hofft auf mehr Nachbarschaftshilfe

Allerdings: Dass es dringend nötig ist, etwas an den Straßen in Witten zu tun, daran besteht kein Zweifel. Das sagt auch Gudrun Heimann. „Wenn man zum Beispiel über die Stockumer Straße fährt, muss man Angst haben, dass die Stoßdämpfer kaputt gehen.“

Für Gudrun Heimann ist es selbstverständlich, wählen zu gehen. Sie hofft, dass auch die älteren Menschen in der Stadt berücksichtigt werden und sich zum Beispiel die Situation in den Altenheimen verbessert.
Für Gudrun Heimann ist es selbstverständlich, wählen zu gehen. Sie hofft, dass auch die älteren Menschen in der Stadt berücksichtigt werden und sich zum Beispiel die Situation in den Altenheimen verbessert. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Jedoch fragt sie sich, welche Gelder dafür eingesetzt werden können – und vor allem, woher die kommen sollen. Weitere wichtige Themen für sie sind die Schulpolitik und die Versorgung der älteren Menschen in der Stadt. „Ich würde mir wünschen, dass es mehr Nachbarschaftshilfe gibt und die Situation in den Altenheimen verbessert wird.“ Alte Menschen sollten dort nicht vereinsamen.

Auch der Mittelstand sollte berücksichtigt werden

Mike Keßenbrock wartet am Freitag vor dem Fleischer am Annener Marktplatz. Auch er hat die Wahl schon hinter sich. Ein wichtiger Aspekt ist für ihn der Mittelstand. „Man darf nicht nur zwischen arm und reich unterscheiden“, sagt der mobile Frisör. Er erwartet, dass von allen mehr auf die Gemeinschaft geachtet wird. Als Beispiel nennt er die Tafel, die dafür sorgt, dass jeder etwas zu essen bekommt. „Niemand soll verhungern müssen. Deshalb finde ich es wichtig, dass man in der Kommunalpolitik alle mit ins Boot nimmt und erkennt, dass es Armut gibt. Auch diese Leute müssen unterstützt werden.“

Für Mike Keßenbrock ist es wichtig, dass bei der Kommunalpolitik alle Menschen einbezogen werden. Auch für die ärmeren Bürger soll Witten lebenswert sein.
Für Mike Keßenbrock ist es wichtig, dass bei der Kommunalpolitik alle Menschen einbezogen werden. Auch für die ärmeren Bürger soll Witten lebenswert sein. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

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