Witten. Die Situation für Altenheime wird in der Corona-Krise dramatisch. Trotzdem hat ein neues Haus in Stockum eröffnet - wenn auch etwas verspätet.

Während sich die Situation der Pflegeheime in der Corona-Krise dramatisch zuspitzt, hat in Witten gerade ein neues Haus eröffnet: Am 7. April haben die ersten Bewohner das Altenzentrum am Helfkamp in Stockum, gleich hinter dem Edeka-Gebäude, bezogen. Eigentlich sollte es schon Mitte März soweit sein.

Als Ursache für die dreiwöchige Verzögerung nennt Betreiber Hans-Jürgen Bungert die "etwas angespannte Lage". Auch jetzt sind noch ein paar Container und Sandhaufen auf dem 5.700 Quadratmeter großen Gelände zu sehen. Doch mittlerweile leben sechs Senioren dort, wo es eigentlich 80 Einzelzimmer in der vollstationären Pflege sowie 15 Kurzzeitpflegeplätze gibt.

Sechs Senioren leben im neuen Altenheim in Witten-Stockum

"Wir lassen es schön langsam angehen", sagt Bungert. Die Bewohner würden außerdem zunächst weiträumig getrennt untergebracht. Wer gerade aus dem Krankenhaus entlassen wurde mit der Bescheinigung, frei von Infektionen zu sein, wohne in der Kurzzeitpflege. Jene, die direkt von zuhause ins Heim gekommen sind, haben eine andere Etage bezogen. Alle befinden sich in zweiwöchiger Quarantäne, "damit wir ganz sicher sind", so Bungert.

"Hätten wir Corona nicht, dann hätten wir jetzt schon mehr Bewohner", sagt der Dortmunder Apotheker, der seit 1992 in der Pflege aktiv ist und in der Region acht Häuser betreibt - in Witten ist es sein erstes. Zwölf Millionen Euro hat er in das Objekt investiert.

Betreiber: Neues Altenheim nicht von Anfang an voll belegen

Man bemühe sich, die Situation für die neuen Bewohner so erträglich wie möglich zu machen. Doch grundsätzlich würde er ein neues Altenheim nicht von Anfang an voll belegen, so Bungert. "Wir machen Bezugspflege. Da muss man sich ja auf jeden Bewohner neu und individuell einstellen." Bewohner und Mitarbeiter sollen genug Zeit haben, sich aneinander zu gewöhnen.

Täglich würden höchstens ein bis zwei Senioren aufgenommen. Es sei normal, dass so ein Haus langsam wachse. "Bis wir ausgelastet sind, dauert es in etwa drei bis fünf Monate", schätzt er. Was Bungert bedauert: dass wegen Corona auch kein Tag der offenen Tür oder eine richtige Eröffnungsfeier möglich war, um das Haus in der Nachbarschaft und in Witten vorzustellen. Immerhin gab es im September 2019 ein Richtfest. „Wir wurden mit offenen Armen empfangen", hatte Bungert sich damals gefreut. Schließlich ist es das erste Altenheim in Stockum.

Altengerechte Wohnungen vermutlich im Juni bezugsfertig

Nicht nur Pflegeplätze gibt es dort. Direkt neben dem Altenheim ist ein Haus mit elf altengerechten Wohnungen entstanden. Hier sei noch nicht alles komplett fertig. Hans-Jürgen Bungert hofft, dass die Wohnungen Anfang Juni bezogen werden können. Über 100 Anfragen gebe es schon. Doch weil der Termin noch nicht feststeht, habe er mit Rücksicht auf die zukünftigen Bewohner noch keine Mietverträge unterzeichnen lassen. Bungert: "Die alten Menschen wollen doch Gewissheit."

Info:

Derzeit gibt es laut EN-Kreis 1030 Altenheimplätze in Witten. Im Sommer sollen weitere dazu kommen. Neu eröffnet werden soll das Belia-Seniorenzentrum an der Goethestraße (Stadtgrenze Mitte/Annen). Außerdem wird der Neubau von Haus Buschey in Bommern dann vermutlich bezugsfertig ein.

Beide Heime bieten je 80 Plätze. Da im alten Gebäude von Haus Buschey bereits 58 Senioren leben, werden dort 22 Plätze neu geschaffen. Insgesamt stehen dann 102 neue Plätze in den beiden Heimen zur Verfügung.

Altenheime dürfen auch während der Corona-Pandemie neu aufnehmen - wenn sie die Voraussetzungen dafür erfüllen. Neue Bewohner müssen zwei Wochen in Quarantäne. Gleiches gilt für Bewohner, die aus dem Krankenhaus zurückkehren. Deshalb müssen die Heime zusätzlich zum Regelbetrieb einen Quarantäne- und einen Isolationsbereich vorhalten.

"Wir bauen gerade unsere Kapelle zum Isolationsraum für Infizierte um", sagt André Löckelt, Geschäftsführer des Herbeder St. Josefshauses, das weiterhin neue Senioren aufnimmt. Zehn freiwillige Mitarbeiter leisten den Einsatz in den Sonderbereichen.

Auch die Feierabendhäuser an der Pferdebachstraße nehmen trotz der oftmals schwierigen Lage in der Corona-Krise weiterhin Bewohner im Pflegeheim sowie in der Kurzzeitpflege auf. "Wir wollen doch Familien und Krankenhäuser entlasten", betont Leiter Andreas Vincke.