Witten. Lange hat es gedauert, jetzt ist er da. Die Stadt Witten hat ihren ersten Inklusionsplan vorgestellt. Was sind die Ideen und Konzepte dahinter?

Die Stadt Witten hat ihren ersten Inklusionsplan vorgestellt. Er soll Menschen mit Behinderungen das Leben in ganz unterschiedlichen Bereichen erleichtern. Sage und schreibe 26.000 Wittener zählen zu denen, die davon profitieren könnten.

Behindertenkoordinatorin Ines Großer ist nach langer Planung froh, dass es endlich so weit ist. „Wir haben in den letzten Jahren intensiv gearbeitet, um das Konzept zu erstellen.“ In acht Arbeitsgruppen wurden in den vergangenen zwei Jahren 58 Maßnahmen erarbeitet. Dazu zählen unter anderem die Handlungsfelder Bildung, Gestaltung des öffentlichen Raums, Wohnen, Kultur und Freizeit sowie die öffentliche und politische Beteiligung. Teilnehmer in den AG’s waren Sozialverbände, aber auch Menschen mit Behinderungen, die ihre Erfahrungen direkt einbringen konnten.

Das können sie auch in Zukunft tun, denn der Plan ist nicht in Stein gemeißelt. Lilo Dannert, Vorsitzende des Jugendhilfe- und Sozialausschusses, sagt: „Der Plan ist nicht statisch, sondern immer in Bewegung. Es werden immer neue Sachen kommen.“ Die Betroffenen hätten es dabei kaum erwarten können, dass das Ganze endlich auf den Weg gebracht wird. Dannert: „Es war für sie schwer zu begreifen, dass es so lange gedauert hat. Sie sind froh, dass es jetzt so weit ist.“

Barrierefreiheit im Nahverkehr soll in Witten verstärkt werden

Einige Projekte sind schon auf dem Weg. Das geht von einem inklusiven Sportclub der Lebenshilfe mit Behinderten und Nicht-Behinderten über gemeinschaftliche Wohnprojekte wie dem Christopherus-Haus in Annen bis hin zur Barrierefreiheit im Nahverkehr – ein Thema, das in Witten in den letzten Jahren zu vielen Diskussionen führte.

Derzeit werden einige Bahnsteige der Straßenbahn so umgebaut, dass dort ab Herbst die Variobahn mit einem ebenerdigem Einstieg halten kann. In Zukunft sollen Haltestellen dann direkt barrierefrei geplant werden. Die Kosten einer solchen Haltestelle liegen laut Behindertenkoordinatorin Großer bei 20.000 bis 25.000 Euro.

EUTB berät Betroffene

Die EUTB (Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung) in der Dortmunder Straße dient in Witten als Anlaufstelle für Menschen mit einer Behinderung oder deren Angehörige. Hier werden den Betroffenen Fragen beantwortet, wie sie trotz einer Beeinträchtigung am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Am Inklusionsplan war auch die Bogestra beteiligt und direkt in den Arbeitsgruppen vertreten. So konnten Menschen mit Behinderung ihre Anliegen für den Nahverkehr direkt an die Verantwortlichen weitertragen. „Sie haben sich sehr gefreut, dass mal jemand auf sie zugekommen ist“, sagt Daniela Idling von dem Nahverkehrsunternehmen.

Auch die Jüngsten werden im Inklusionsplan berücksichtigt. An den Schulen soll die Inklusion gestärkt werden. Das ist aber nicht überall möglich. Das Problem: An Gymnasien sollen nur noch Kinder mit Behinderung unterrichtet werden, denen zugetraut wird, das Abitur zu schaffen. „Die Inklusion an den Gymnasien wird dadurch immer weniger“, sagt Frank Schweppe, Erster Beigeordneter der Stadt. An den anderen Schulen werden dafür Eingangsklassen mit durchschnittlich 25 Schülern gebildet, von denen drei sonderpädagogische Unterstützung erhalten. Für jede dieser Klassen soll dann eine zusätzliche halbe Lehrstelle geschaffen werden.

Im Rathaus in Witten ist eine „Toilette für alle“ geplant

Nach dem Umbau des Rathauses sollen sich Menschen mit Behinderungen dort besser bewegen können. „Wir wollen ein barrierefreies Rathaus“, sagt Behindertenkoordinatorin Ines Großer. Auch hier klagten Betroffene über die mangelnde Barrierefreiheit.

Zu den weiteren Projekten zählt eine „Toilette für alle“ im Rathaus. Die Idee dahinter: Es gäbe einige erwachsene Menschen im Rollstuhl, die gewickelt werden müssten. In ganz Witten gibt es dafür aber keine Möglichkeit. „Außer man legt sie auf den Boden der öffentlichen Toiletten, das ist aber nicht wirklich schön und das will auch niemand“, sagt Großer.

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