Witten. Das Comenius-Berufskolleg Witten probt schon eine Weile digitales Lernen. Corona hat die Entwicklung nun rapide angeschoben.

Als Mitte März von heute auf morgen alle Schulen vom Land geschlossen wurden, stellte das Lehrer und Schüler auch in Witten vor eine große Aufgabe: Wie sollte der Unterricht komplett über die Distanz erfolgen? Manche Schulen konnten auf bestehende Lernplattformen zurückgreifen. Andere mussten sich behelfen, indem Unterrichtsmaterial ausgedruckt und von den Eltern abgeholt wurde. „Uns hat Corona einen richtigen digitalen Schub gegeben“, freut sich Uwe Gronert, Leiter des Comenius-Berufkollegs.

Die Schule an der Pferdebachstraße, die unter anderem Erzieherinnen ausbildet, experimentiert schon seit Herbst 2018 mit einer neuen Art des Lernens. Sie vermischt den klassischen Präsenzunterricht mit digitalen Angeboten und dem selbstständigen Erarbeiten von Inhalten zuhause. „Darum konnten wir sofort umswitchen“, sagt ihr Leiter.

Finanzielle Förderung für digitales Lernen ist in Witten breiter geworden

Zusätzlich hätten sich in der Zeit der Schulschließung nun alle Lehrkräfte des Kollegiums mit der E-Learning-Plattform der Schule vertraut gemacht. Und: Die finanzielle Förderung ist breiter geworden. So kann das Berufskolleg nun etwa seine gesamte Unterstufe mit Tablet-PCs ausstatten.

Möglich macht das unter anderem die digitale Ausstattungsoffensive des Schulministeriums NRW. „Als der Erlass herauskam, habe ich sofort bei unserem Lieferanten angefragt“, sagt Gronert. Schon da sei „der Markt fast leer gefegt gewesen“. Das Comenius-Kolleg ergatterte aber noch eine stattliche Anzahl an Geräten.

Schüler der Unterstufe des Comenius-Berufskollegs in Witten mit ihren neuen Tablets. Insgesamt 120 Geräte hat die Schule angeschafft.
Schüler der Unterstufe des Comenius-Berufskollegs in Witten mit ihren neuen Tablets. Insgesamt 120 Geräte hat die Schule angeschafft. © Uwe Gronert

120 zusätzliche Tablets konnte die private Ersatz-schule, die zum Diakoniewerk Ruhr gehört, neu anschaffen. Sie verfügt damit nun über insgesamt 140 der handlichen Geräte für seine rund 300 Schüler und Lehrer. Eine mehr als komfortable Ausstattung im Vergleich zum Rest der Stadt: So hatte eine aktuelle WDR-Umfrage bei allen Kommunen ergeben, dass in Witten auf 100 Schüler 4,6 Tablets kommen.

„Eigentlich gibt es zu viele Förderprogramme“

Schulen können auch Mittel aus dem NRW-Programm „Gute Schule 2020“ und dem Digitalpakt abrufen. „Eigentlich gibt es gerade zu viele Programme und wir hatten eher Probleme, die ganzen Anträge zu stellen“, sagt Schulleiter Gronert.

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Mit den Lehren aus der Corona-Zeit plant man am Comenius-Berufskolleg nun die Zukunft. „Die Schüler brauchen ihre Lehrer und Präsenzzeiten. Das kann aber auch in Form eines Videoanrufs oder einer -konferenz sein“, so der 65-Jährige. Das gebe den jungen Erwachsenen mehr Struktur, als einfach nur über die Lern-Plattform Aufgaben zu erhalten und eine schriftliche Rückmeldung. Präsenz- und Distanzlernen will man künftig noch besser miteinander verzahnen. „So stärken wir das eigenverantwortliche Lernen.“

Studio für Fernunterricht am Berufskolleg

Stadt will 1400 Tablets bestellen

Derzeit lernen am Comenius-Berufskolleg zwei Erzieher-Klassen alle 14 Tage einen Tag von zuhause aus. Fester Bestandteil ist eine Videokonferenz, bei der die Schüler anwesend sein müssen. Sonst gilt der Tag als Fehltag.

Die Stadt arbeitet derzeit daran, für ihre Schulen insgesamt 1400 Tablets zu bestellen. Insgesamt stehen an Wittener Gymnasien aktuell 275 Tablets zur Verfügung, an den Gesamt- und den Realschulen je 60, an den Grund- und Förderschulen je 15 – bei insgesamt 27 Schulen und etwa 9200 Schülern.

Am Ruhr-Gymnasium gibt es seit dem Schuljahr 2019/2020 eine Tabletklasse, die vollständig digital unterrichtet wird.

In den kommenden Wochen wird an der Schule ein spezieller Raum für Fernunterricht eingerichtet – mit Webcam, Mikrofon und Monitor. So sollen die Lehrer künftig auch von der Schule aus mal die eine Klasse vor Ort, die andere dann per Video-Chat unterrichten können. Die Organisation der Stundenpläne macht das nicht unbedingt leichter. „Wir müssen noch viel ausprobieren. Aber so wird mein letztes Jahr noch spannend“, sagt Gronert, der im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen wird.

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