Witten. Mancher Lehrer mag erleichtert sein. Die Herausforderung Klassenfahrt entfällt im Corona-Jahr. Wobei nicht alle Schulen in Witten verzichten.

Steigende Coronazahlen, ganze Schulklassen in Quarantäne – das Infektionsrisiko ist noch immer akut. Ist da überhaupt noch an Klassenfahrten zu denken? Statt für eine Woche gemeinsam Paris zu erobern oder auch nur das Jugendherbergserlebnis vor der Haustür zu teilen, sitzen viele Wittener Schüler nun mit Masken im Unterricht.

Schüler des Albert-Martmöller-Gymnasiums in Witten hätten in Kürze eigentlich nach Paris und Rom oder Barcelona fahren sollen.
Schüler des Albert-Martmöller-Gymnasiums in Witten hätten in Kürze eigentlich nach Paris und Rom oder Barcelona fahren sollen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Am Albert-Martmöller-Gymnasium (AMG) würde es normalerweise nächste Woche losgehen. „Ich halte solche Fahrten für pädagogisch extrem wertvoll. Es ist eine gute Möglichkeit, sich als Gruppe zu finden“, sagt Schulleiter Johannes Rienäcker. Aber auch er kann es nicht ändern – alle Fahrten fallen flach.

Normalerweise wäre die achte Klasse nach Paris und die neunte nach Rom oder Barcelona gefahren. Reisen ins Ausland kommen für die Schulen aber nicht in Frage. Rienäcker: „Allein wenn ich die Orte nenne, wird deutlich, dass das nichts wird. Das ist traurig, aber nicht zu ändern.“ Zumal es ja teilweise Reisewarnungen gibt.

Die Stufe zwölf des AMG hätte ihre Abschlussfahrten nach Berlin und München aber theoretisch machen dürfen. „Wir haben versucht, so lange wie möglich daran festzuhalten“, sagt der Direktor. Schließlich entschied man sich aber doch zu verzichten. „Die Absagen wurden mit Eltern und Schülern besprochen – insgesamt zeigten alle Verständnis.“

An der Bruchschule in Witten findet eine Fahrt statt

Anders macht es die Bruchschule in Witten. Dort bricht die vierte Klasse noch vor den Herbstferien nach Meschede im Sauerland auf. Vor Ort werden die Bruchschüler unter sich sein. Keine Klassen anderer Schulen sind in der Jugendherberge. „Das war für mich eine Grundvoraussetzung“, sagt Rektorin Susanne Daum. Somit werden Kontakte mit fremden Gruppen vermieden. Laut Daum hat die Unterkunft ein klares Hygienekonzept. Es würden zum Beispiel keine Töpfe beim Essen auf dem Tisch stehen.

Allerdings gebe es auch Eltern, die ihr Kind aus Angst vor einer Ansteckung nicht mit auf Klassenfahrt schicken, sagt die Leiterin der Innenstadt-Grundschule. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu der Jugendherberge. Es ist egal, mit wie vielen Personen wir kommen.“ Deshalb gebe es auch keine Probleme mit der Rückerstattung der Kosten. Zudem fahren mehr Lehrkräfte mit, als es normalerweise der Fall ist.

Andere Ausflüge sind an der Bruchschule aber nicht möglich. Es sei schwierig, mit einer ganzen Gruppe mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Zudem hätten manche Busunternehmen aufgrund ihrer Hygienemaßnahmen die Preise erhöht. Auch eine Wanderung zum Hohenstein wurde abgesagt. Das sei aufgrund der Abstandsregelung schwierig umzusetzen. „Wenn die einen angekommen sind, laufen die anderen erst los“, sagt Susanne Daum.

Am Ruhr-Gymnasium in Witten sollte es jetzt nach Borkum und Holland gehen

Am Ruhr-Gymnasium würden jetzt Fahrten nach Borkum und in das niederländische Elburg anstehen. Dort finden die Kurztrips normalerweise mit der gesamten Jahrgangsstufe statt. Schulleiter Dirk Gellesch: „Wir wollen so viel wie möglich in Stammgruppen machen und nicht klassenübergreifend.“

Das sei schon im Schulalltag nicht so leicht. Klassenfahrten würden in dieses Konzept derzeit aber gar nicht passen. Zudem seien die Herausforderungen vor Ort groß. So dürfen in den meisten Bundesländern maximal Gruppen von zehn Leuten gemeinsam raus. Jede Klasse hätte also geteilt werden müssen. Von dem Gruppengefühl wäre wenig übrig geblieben, meint der Direktor.

Helene-Lohmann-Realschule in Bommern verschiebt Fahrten aufs Ende des Schuljahres

An der Helene-Lohmann-Realschule wurde alles vorerst aufs Ende des Schuljahres verschoben. Betroffen sind davon die sechste, achte und zehnte Klasse. Es fehlt auch eine ganze besondere Reise flach: der Alpenkurs. Dabei wandert ein Lehrer ein paar Tage mit einigen Freiwilligen der zehnten Klasse durch Südtirol. Das Problem: Wenn die Fahrt nun erst am Ende des Schuljahres stattfindet, sind die Zehntklässler vielleicht schon nicht mehr da.

„Es ist grundsätzlich schöner, wenn Klassenfahrten am Anfang des Schuljahres gemacht werden“, sagt Schulleiterin Bärbel Faustmann. Das würde noch einmal zusammenschweißen und die Stimmung heben. Am Ende des Jahres wäre das dann nicht mehr so wirkungsvoll. Doch diesmal ist alles anders. Maskenpflicht statt Klettertrip.

Auch interessant