Witten. Er gilt als größter Herausforderer Sonja Leidemanns: Lars König (49) bewirbt sich für die CDU als Bürgermeister für Witten. Ein Porträt.
Ein CDU-Bürgermeister in Witten – das hat es noch nie gegeben. Mit Lars König wollen es die Christdemokraten wissen, die 2015 noch den SPD-Kandidaten Frank Schweppe unterstützt hatten. Der 49-Jährige gilt als der chancenreichste Herausforderer von Bürgermeister Sonja Leidemann. Aber was ist der Hevener eigentlich für ein Typ?
Das Interview absolviert Lars König im Laufen. Strammen Schrittes geht es einmal um den Kemnader Stausee und man hat den Eindruck: Dieser Mann muss immer in Bewegung sein. Er ist wahlweise Gesellschafter, Geschäftsführer oder Projektleiter in mehreren kleinen Betrieben im Montagebereich. Unter anderem bei einer Firma, die Rotorblätter von Windrädern repariert.
Seit 16 Jahren arbeitet der aktuell stellvertretende Bürgermeister im Stadtrat mit, fünf Jahre zudem im Kreistag. König, der mit seiner neunjährigen Tochter und seiner Lebensgefährtin in Heven lebt, hat verschiedene Ehrenämter inne. Er engagiert sich für Integration, Sport oder im Vorstand der Franziskusgemeinde. Erst am Vorabend ist er beim Elternabend im Ruhr-Gymnasium mit großer Mehrheit in die Klassenpflegschaft gewählt worden. „Das Ergebnis hätte ich am 13. September auch gerne.“
CDU-Kandidat: Menschen in Witten sind zu wenig selbstbewusst
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Der Stausee ist einer der Lieblingsorte des einstigen Jurastudenten, ebenso der Schwesternpark. Er joggt gerne, setzt sich aber ebenso gern auf eine Bank, „zum Runterkommen“. Ihm gefällt Witten, die Kombination aus städtischem Umfeld und grünem Umland. Mit viel zu wenig Selbstbewusstsein würden die Wittener auf ihre Stadt blicken. „Wir sollten unsere Identität stärken.“
Wie möchte er Witten denn nach vorne bringen? „Wir können noch stärker vom Uni-Standort profitieren“, sagt König. Dazu passe der Plan, die alte Hauptfeuerwehrwache in der Innenstadt in ein Gründerzentrum für Start-Ups umzubauen. Stichwort Gewerbeflächen: Nicht neue Flächen sollen versiegelt, sondern Brachen aus dem Bestand wiederbelebt werden. Ein gutes Beispiel dafür sei die Thyssen-Deponie in Annen.
Kinderbetreuung flexibler anbieten
Die Kommune könne auch dabei behilflich sein, den Fachkräftemangel zu beheben. Etwa durch eine „Ausbildungspatenschaft“. Dabei präsentieren sich Unternehmen in den Schulen und gehen auf die künftigen Schulabgänger zu.
„Ich mag es, aktiv das Lebensumfeld zu gestalten. Und als eines von 72 Ratsmitgliedern ist man da deutlich eingeschränkt“, erklärt Lars König seine Motivation, sich für das Bürgermeisteramt zu bewerben. Einer seiner Schwerpunkte ist die Familienfreundlichkeit. So fordert der Vater einer Fünftklässlerin die bessere Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten, den Ausbau der digitalen Infrastruktur – und flexiblere Betreuungsmodelle für Kita und OGS. „Kaum jemand bekommt eine Vollzeitberufstätigkeit innerhalb der starren Betreuungsfenster hin.“
Witten dürfe sich nicht zur Wohnstadt entwickeln
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Neben vielen einzelnen Themenfeldern treibt Lars König das große Ganze um. In der bisherigen Politik fehlt ihm „die Vision, wo Witten in zehn Jahren als Stadt sein mag.“ Damit zielt er nicht auf die schlechte Platzierung der Ruhrstadt im Städteranking. „Witten muss Wohn- und Arbeiterstadt bleiben“, heißt es im Wahlprogramm der CDU. König mahnt: Die Bürger hätten es auch selbst in der Hand, die Innenstadt zu stärken, indem sie eben nicht nur online bestellen oder zum Ruhrpark pendeln. Er wünscht sich mehr Verweilqualität in der City, etwa durch mehr Gastronomie, Begrünung und Sitzbänke.
Manche dieser Themen verspricht auch oder ähnlich Amtsinhaberin Sonja Leidemann. Was aber würde ihn von ihr unterscheiden? „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, mich vor meine Mitarbeiter zu stellen und auch hinter den Vorlagen der Verwaltung zu stehen. Das ist in der Vergangenheit nicht der Regelfall gewesen“, sagt König.
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Zudem habe er aus der eigenen Biografie einen unmittelbareren Zugang zu vielen Themen. Als Unternehmer wisse er, wie sehr hohe Gewerbesteuern schmerzen. Aus einem multikulturellen Freundeskreis kenne er die Probleme der Integration, als Vater die Sorgen der Familien, als Sohn einer alleinerziehenden Mutter die Probleme Geringverdiener. Er glaubt: „Ich würde authentischer Politik machen.“