Witten. Beim „Cash-Trapping“ ändern Betrüger den Ausgabeschlitz eines Geldautomaten so ab, dass das Geld stecken bleibt – jüngst geschehen in Witten.
Mit einem raffinierten technischen Trick haben Betrüger in drei Fällen Geldautomaten der Volksbank Bochum-Witten manipuliert, zuletzt in der Innenstadtfiliale an der Heilenstraße. Das Geldinstitut wird seine Automaten nun austauschen. Denn Kunden können den Verlust ihres Bargeldes kaum verhindern.
Dabei bringen die Täter eine Sichtblende über dem Ausgabeschacht des Geldautomaten und einen Klebestreifen an der Rückseite der Blende an. Der ahnungslose Kunde, der Bares abheben will, denkt meist, dass die Maschine kaputt ist, weil kein Geld aus dem Schacht kommt. Ist der Bankkunde verschwunden, kehren die Täter zurück und nehmen die Blende ab. Auf dem Klebestreifen haften dann mehrere Geldscheine, die der Automat ausgeworfen hatte.
Bislang nur wenige Fälle von „Cash-Trapping“ in Witten
„Cash-Trapping“ nennt sich diese Technik, die laut Polizei in Witten eher selten vorkommt. „Das Phänomen ist im Ruhrgebiet relativ neu. Man braucht für diesen Betrug ein erhebliches technisches Verständnis“, sagt Thomas Schröter, Marketingleiter der Volksbank Bochum-Witten. Trotzdem: An drei Standorten des Geldinstituts waren die Täter bereits erfolgreich.
So tappte zum Beispiel Kundin Tanja Schneider Ende letzter Woche in die Falle. Abends, nach Geschäftsstellenschluss, wollte sie in der Filiale an der Heilenstraße Geld abheben. Der Automat buchte 50 Euro ab, die Zählmaschine ratterte, der Ausgabeschacht öffnete sich – war aber leer. Nur die Meldung blinkte immer wieder auf, sie solle das Geld entnehmen. Dann ging der Automat aus.
Geld wurde zweimal vom Konto der Kundin aus Witten abgebucht
Unverrichteter Dinge wählte die Wittenerin einen anderen Automaten und zog dort die 50 Euro. Von ihrem Konto wurden trotzdem zweimal 50 Euro abgebucht. Auf ihre telefonischen Nachfrage hin untersuchte die Volksbank den Fall und ersetzte den Schaden.
Denn auf den Videoaufzeichnungen ist es dokumentiert: Kurz nachdem Tanja Schneider die Filiale verlassen hat, kommt ein Mann und entnimmt Blende sowie das Geld aus dem Automaten. „Der Täter hat sogar alles gesäubert, damit es keine Kleberückstände mehr gibt“, beschreibt Thomas Schröter die Masche.
Täter warten in der Nähe, bis Kunden die Bankfiliale verlassen
Auch bei der Sparkasse Witten ist diese Vorgehensweise bekannt. „Cash-Trapping ist bei uns aber noch nicht vorgekommen“, sagt Sprecher Peter Nehm. Denn: Die Sparkasse habe inzwischen Geräte im Einsatz, die solche Manipulationsversuche erkennen würden.
Auch die Volksbank Bochum/Witten muss nun investieren und wird die Automaten austauschen. Marketingleiter Thomas Schröter: „Neuere Modelle haben einen runden Ausgabeschacht, an den man keine eckige Blende anbringen kann.“ Einen Warnhinweis aber möchte er geben: „Dass ein Automat Geld auszahlt und während des Vorgangs außer Betrieb geht, ist höchst unwahrscheinlich.“ Man solle keine Hemmungen haben, dann die Polizei zu rufen. Vielleicht falle einem auch der Täter auf, denn diese warten meist in unmittelbarer Nähe des Automaten darauf, dass ihre Falle zuschnappt.
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Ob der Täter in diesem Fall trotz Videoaufzeichnungen ermittelt werden kann, hält Schröter für fraglich. Sein Gesicht sei wegen Maskenpflicht zu gut verdeckt.