Witten. Werden im Evangelischen Krankenhaus in Witten nicht die nötigen Mindestabstände gewahrt? Das beklagt ein 67-jähriger Patient aus Bochum.
Damit sich Patienten in Krankenhäusern oder Arztpraxen nicht mit dem Coronavirus infizieren, wurden die ohnehin schon strengen Hygienevorschriften in den letzten Wochen verschärft. So müssen viele Patienten bei der Behandlung einen Mundschutz tragen oder dürfen im Wartezimmer nur jeden zweiten Stuhl besetzen. Ein Patient des Evangelischen Krankenhauses in Witten (Name der Redaktion bekannt) hat eigenen Angaben zufolge ganz andere Erfahrungen gemacht.
"Zwei Nächte lang habe ich nicht geschlafen", sagt der 67-Jährige. Er hat Lungenkrebs und wird derzeit im EvK in Witten behandelt. Die Ärzte wollten eine Bronchoskopie, also eine Lungenspiegelung, bei ihm durchführen. Aus diesem Grund lag er zwei Tage lang auf der Station für Innere Medizin.
Patient des EvK Witten: "Es war unerträglich"
Doch an Ruhe sei in dieser Zeit kaum zu denken gewesen. Der Bochumer war mit zwei anderen Patienten auf einem Zimmer. Die Betten hätten dicht beinander gestanden, so dass die Männer den Mindestabstand kaum einhalten konnten. Gerade einmal 70 Zentimeter Platz seien zwischen seinem Bett und dem seines Nachbarn gewesen.
Beim Aufstehen, Frühstücken oder Zeitunglesen seien sie sich jedes Mal in die Quere gekommen. "Es war unerträglich", sagt der Mann, der direkt an der Tür lag. Zwar wisse er, dass ihm die Ärzte und Schwestern nur helfen wollen. Jedoch fragt er sich, warum jemand mit einer Krebserkrankung so eng mit anderen Patienten auf einem Zimmer liegen muss.
Wittener Krankenhauspersonal muss auf die Einhaltung der Hygieneregeln achten
"Die Betten in den Patientenzimmern sind so positioniert, dass der vorgeschriebene Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten wird", sagt Ingeborg Drossel, Verwaltungsdirektorin des EvK Witten auf Anfrage dieser Redaktion. Außerdem verfüge jedes Zimmer über einen Desinfektionsmittelspender an der Wand, der auch von den Patienten genutzt werden soll. Jeder Patient würde bei der Aufnahme einen Mund-Nasen-Schutz bekommen, den er bei den Pflegekräften gegen einen neuen eintauschen könne.
Allerdings komme es in Pflege- und Behandlungssituationen zwangsläufig vor, dass der vorgeschriebene Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, so Drossel. Aus diesem Grund würden alle Mitarbeiter einen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich regelmäßig die Hände desinfizieren. "Das Personal achtet sehr auf die Einhaltung der Hygieneregeln."
67-Jähriger kann sich in seinem Einzelzimmer in Witten erholen
Obwohl er sich beschwert habe, bekam der 67-Jährige nach eigenen Angaben kein anderes Zimmer. "Sie habe mir gesagt, dass ich mir ein Privatzimmer nehmen soll, wenn ich solche Ansprüche habe", sagt er. Erst zwei Tage später, nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren, sei er auf die Station für Krebskranke verlegt worden. Dort könne er sich in einem Einzelzimmer nun endlich von den Strapazen erholen. Denn 70 Zentimeter Abstand seien nicht nur zu Corona-Zeiten eine Zumutung.
Info:
Das EvK Witten testet nach eigenen Angaben alle "elektiven Patienten" vor ihrer Aufnahme auf COVID-19. Das bedeutet, alle Patienten, die wegen einer Operation oder einer Untersuchung ins Krankenhaus kommen, werden vorher getestet.
Patienten aus der Notaufnahme werden zunächst auf einer getrennten Station untergebracht, so Verwaltungsdirektorin Ingeborg Drossel. Erst wenn das Testergebnis vorliegt und negativ ist, werden sie auf die reguläre Station verlegt.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.