Witten. Der Kinderhospizdienst in Witten unterstützt Familien mit schwerkranken Kindern. Eine Mutter erzählt, wie sehr ihr das den Alltag erleichtert.

Der Kinderhospizdienst Ruhrgebiet e.V. mit Sitz in Witten-Herbede unterstützt seit 19 Jahren unheilbar erkrankte Kinder und ihre Familien in Bochum, Hattingen, Witten und den angrenzenden Städten. Rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiter begleiten die Kinder und Jugendlichen von der Diagnose bis zur letzten Lebensphase – sowohl zuhause als auch bei Klinikaufenthalten.

Auch Jana Schneider (Name von der Redaktion geändert) nimmt seit 13 Jahren die Hilfe des Kinderhospizdienstes in Anspruch. Mehrmals in der Woche erhält sie Unterstützung von den ehrenamtlichen Helfern. Denn ihre Tochter kam schwerbehindert, ohne Schluckreflex zur Welt. Heute ist das Mädchen 19 Jahre alt. Aufgrund einer Reifestörung des Gehirns kann sie weder sprechen, noch laufen. Durch den fehlenden Schluckreflex speichelt sie stark. Für ihre Mutter ist jeder Tag ein Kraftakt.

Mutter: "Manchmal würde ich am liebsten weglaufen"

"Manchmal ertappe ich mich, wie ich gedankenverloren an die Wand starre. Obwohl die ganze Zeit ein kleines Händchen von der Seite versucht, mir eine Barbiepuppe in die Hand zu drücken", erzählt die Bochumerin. Wie so häufig sitzt sie mit ihrer Tochter im Kinderzimmer und versucht, sie zu beschäftigen. Denn das Mädchen wird sich niemals mit anderen Kindern zum Spielen verabreden können oder zum Ballett- oder Musikunterricht gehen. "Fast jeder Tag sieht gleich aus und manchmal würde ich am liebsten weglaufen", sagt Jana Schneider.

"Ich liebe mein Kind und bin sehr gerne mit ihr zusammen, doch jeden Tag Wickeln, Füttern, Spielen ohne ein Licht am Ende des Tunnels – das ist sehr anstrengend." Umso glücklicher war Jana Schneider, als sie durch Zufall den Flyer des Kinderhospizdienstes in die Hände bekam. Ihre Tochter war damals sechs Jahre alt.

Ehrenamtliche Mitarbeiter des Kinderhospizdienstes erleichtern Familien den Alltag

"Erst war ich etwas skeptisch", erzählt sie. "Denn wenn man das Wort "Kinderhospiz" hört, denkt man an das Sterben und bekommt ein wenig Angst." Doch trotzdem nahm sie Kontakt auf – und ist heute sehr dankbar, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter sie unterstützen. "Sie kommen ein- bis zweimal in der Woche und entlasten mich, in dem sie mit meinem Kind spielen, spazieren gehen, kuscheln und das Laufen üben."

Doch nicht nur die Unterstützung zuhause, auch der Austausch mit anderen Familien tut der zweifachen Mutter gut. "Wenn Familienfeiern oder Waffelessen beim Kinderhospizdienst anstehen, spüre ich, dass es den anderen Familien ähnlich geht", sagt Jana Schneider. "Hier ist das satte Leben, wo leben, lachen und trauern möglich ist."

Info:

Der Kinderhospizdienst freut sich über jeden, der unheilbar erkrankte Kinder und ihre Familien ehrenamtlich unterstützen möchte. Der nächste Befähigungskurs beginnt voraussichtlich nach den Sommerferien (Ansprechpartnerin: Birgit Schyboll, Tel.: 02302 277719). Die Unterstützung ist für betroffene Familien kostenfrei und wird aus Spendenmitteln finanziert.

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