Bochum/Witten. Seit 16 Jahren begleitet der Kinderhospizdienst Ruhrgebiet schwer erkrankte Kinder und ihre Familien. Jetzt werden neue Mitarbeiter gesucht.

  • Seit 16 Jahren begleitet der Kinderhospizdienst Ruhrgebiet schwer erkrankte Kinder und ihre Familien
  • Für einen zwölfjährigen Schüler aus Laer ist der Verein in Witten längst zum zweiten Zuhause geworden
  • Denn hier wird nicht nur über die Krankheit und deren Folgen geredet, sondern auch ganz viel gelacht

Star Wars ist seine Leidenschaft, Kylo Ren sein Held. Nicht umsonst ist es das Kostüm von Ritter Kylo und dessen Lichtschwert, das Vincent an der Nähmaschine fertigt. Ein Zwölfjähriger auf den Spuren seiner Heroen. Eigentlich alltäglich. Wenn da nicht der Ort wäre, an dem der Bochumer mit seiner Mutter seinem Hobby frönt: der Kinderhospizdienst Ruhrgebiet. Anlaufstelle und zweites Zuhause für unheilbar erkrankte Kinder.

„Begeisterung ist eine Liebeserklärung an das Leben“, prangt auf einem Aufsteller im Flur, neben der Fotowand mit Dutzenden Aufnahmen meist glücklich lachender Kinder. Selbstgemalte Bilder zeigen Schutzengel. „Für die Kinder ist das hier ‘ne Party-Zone“, schmunzelt Birgit Schyboll. Früher als Intensivkrankenschwester, später als Heilpraktikerin tätig, hat die Wittenerin vor 16 Jahren den Ambulanten Hospizdienst gegründet. „Oft musste ich beobachten, wie überfordert viele Eltern von Kindern mit lebensverkürzenden Erkrankungen sind“, sagt die 64-Jährige. Der Hospizdienst will die Eltern begleiten, Atempausen gönnen – und den Kindern wenn nicht mehr Lebenszeit, so doch mehr Lebensfreude schenken.

„Nirgendwo wird so viel gelacht“

Der Verein ist Ansprechpartner für 400 Familien u.a. in Witten, Bochum und Hattingen. Die behaglich eingerichteten Räume mit herrlichem Garten direkt am Wald in Herbede bieten Eltern und Kindern gleichermaßen Rückzug, Begegnung, Trauerbegleitung, aber vor allem Spaß und Spiel. „Nirgendwo wird so viel gelacht wie bei uns!“, verblüfft Birgit Schyboll. 80 Prozent der Kinder leiden an lebensbedrohlichen Stoffwechselerkrankungen, 20 Prozent an Krebs. Und doch ist es gerade das Hospiz, in dem das Leben gefeiert wird. Das Jetzt, nicht das Morgen zählt.

Auch für Vincent. Dabei ist der Nelson-Mandela-Schüler aus Laer eine glückliche Ausnahme. Anders als fast alle vom Hospizverein begleiteten Kinder darf Vincent darauf hoffen, seine Erkrankung dauerhaft zu überwinden. Mit acht Jahren war Leukämie diagnostiziert worden. „Für uns brach eine Welt zusammen“, schildert seine Mutter Yvonne Wosko (39). „Dankbar“ war sie über die Hilfe, die der Hospizverein insbesondere nach der kräftezehrenden Stammzellen-Therapie leistete. „Das war für unser Familie unglaublich wertvoll“, dankt die Familie den ehrenamtlichen Helfern, die derzeit Verstärkung suchen (Bericht unten).

Hospiz bleibt ein wichtiger Teil im Leben

Für Vincent ist das Schlimmste überstanden. „Er ist wieder gesund und braucht keine Medikamente mehr“, sagt Yvonne Wosko. Doch die Leukämie hat tiefe seelische Spuren hinterlassen. Vincent ist psychisch erkrankt. Deshalb ist der Hospizverein noch immer ein wichtiger Teil in seinem Leben. Einmal pro Woche fährt er mit seiner Mutter nach Herbede, um das Kostüm von Kylo Ren zu nähen.

Vincent ist ein starker Junge. Auch ohne Kostüm und Schwert.

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35 Ehrenamtler sind für den Kinderhospizdienst im Einsatz – oft schon seit vielen Jahren. „Unser Team braucht Verstärkung“, sagt die Vorsitzende Birgit Schyboll. Die Aufgabe sei anspruchsvoll, mitunter belastend. „Aber glauben Sie: Man bekommt unendlich viel zurück. Das Lächeln des Kindes ist das schönste Geschenk.“

Nach den Sommerferien starten neue „Befähigungskursen“ für ehrenamtliche Mitarbeiter. Die Schulung umfasst 100 Stunden, erstreckt sich über drei Monate und läuft in den Räumen des Vereins Am Herbeder Sportplatz 27 in Witten. Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren. Voraussetzungen u.a.: hohe Verlässlichkeit, seelische und körperliche Stabilität und ein großes Herz für Kinder und Familien.

Alle Infos auf www.kinderhospizdienst-ruhrgebiet.de.