Witten. Sie sitzen im Wagen wieder eng beieinander - Fahrschüler und Lehrer. Die Fahrschulen setzen auf Masken und halten nichts von Spuckschutzscheiben.

Ab dem 17. März hat die Corona-Pandemie den Fahrschulen in Witten eine mehrwöchige Schließung beschert. Seit dem 24. April durften alle Fahrschulen unter Einhaltung der Corona-Schutz-Verordnung des Landes ihren Ausbildungsbetrieb wieder aufnehmen. Jetzt sitzen Schüler und Lehrer mit Masken eng beieinander im Fahrschulwagen. Auch Fahrlehrer Jan Musiol (43) und der 17-jährige Maurice Paschen.

Gymnasiast Maurice betont, dass er sich im Fahrschulwagen sicher fühle. „Und die Maske muss ich ja auch in der Schule tragen", sagt der Bommeraner. Fahrlehrer Jan Musiol, Inhaber der Fahrschule Schäfer, hat seine drei Schulen am 4. Mai wieder geöffnet - an der Johannisstraße, in Bommern und in Wetter. Musiol und seine Schüler tragen im Auto nicht nur den vorgeschriebenen Mund-Nase-Schutz, sondern auch Handschuhe. Nach jeder Fahrstunde wird der Wagen gründlich gelüftet, alles, was der Fahrschüler angefasst hat, wird desinfiziert. Jan Musiol betont, dass die sonst in Corona-Zeiten üblichen Abstandsregeln im Auto nicht eingehalten werden können. Auch deshalb bittet er Schüler mit Krankheitssymptomen dringend, nicht zum Unterricht zu kommen.

„Ich muss doch vollen Zugriff auf das Lenkrad des Schülers haben"

Auch der Fahrlehrer-Verband Westfalen betont, dass unbedingt auf die Desinfektion des Fahrschulwagens und die bei den Fahrstunden und der praktischen Prüfung vorgeschriebenen textilen Masken zu achten sei. „Um das Risiko einer Corona-Infektion auf ein Minimum zu reduzieren. Ein Restrisiko ist sicherlich immer gegeben", so der erste Vorsitzende des Verbandes, Friedel Thiele, zu unserer Redaktion.

Jan Musiols Kollege, Fahrlehrer Friedrich Zanke, ist seit dem 27. April wieder mit seinen Schülern unterwegs. Der 70-jährige Chef von zwei Fahrschulen meint, dass man vor dem Corona-Virus Respekt, aber keine Panik haben sollte. „Wir halten uns ja an die Vorschriften." Von Trennscheiben in Fahrschulwagen, wie sie Firmen für die Vordersitze und auch zur Rückbank hin anbieten, hält Zanke nichts - genau wie sein Kollege Musiol. „Ich muss doch vollen Zugriff auf das Lenkrad des Schülers haben", sagt Zanke. Außerdem könnten Trennscheiben bei Unfällen eine Gefahr darstellen.

Spuckschutz-Einrichtungen stellen ein erhöhtes Verletzungsrisiko dar

Darauf weist auch der Fahrlehrer-Verband Westfalen hin. „Spuckschutz-Einrichtungen im Fahrschulfahrzeug sind durch eine Stellungnahme vom Verband der Technischen Überwachungs-Vereine (VdTÜV) und der Prüfgesellschaft DEKRA für die praktischen Fahrerlaubnisprüfungen bundesweit ausgeschlossen worden", erklärt der Vorsitzende Friedel Thiele. Solche Spuckschutz-Einrichtungen führten zu Lichtspiegelungen und stellten bei einem Unfall ein erhöhtes Verletzungsrisiko dar. Thiele: „Was für die praktische Prüfung nicht erlaubt ist, sollte für die Nutzung während der Fahrstunde durch unsere Fahrlehrer stark hinterfragt werden."

Kornelia Richter, angestellte Fahrlehrerin bei der Fahrschule Richter, gibt zu, dass ihr bei der Arbeit im Fahrschulwagen aufgrund der Nähe manchmal ein wenig mulmig zumute ist. Die Arbeit mit der Maske sei für sie jedoch in Ordnung. „Und ein Angsthase bin ich nicht", sagt die 55-Jährige. Ihr Chef hat sich entschieden, den Theorieunterricht für die Schüler derzeit online abzuhalten. Richter, die auch die angestellten Fahrlehrer im Fahrlehrer-Verband Westfalen vertritt: „Wir wollen damit das Ansteckungsrisko für die Mitarbeiter der Fahrschule und die Schüler minimieren."

> Der Fahrlehrer-Verband Westfalen

Der Fahrlehrer-Verband Westfalen e.V. ist eine berufsständische Interessenvertretung selbstständiger und angestellter Fahrlehrer in Westfalen. Der Verband hat circa 1650 Mitglieder und ist damit einer der größten Landes-Fahrlehrerverbände in Deutschland.