Witten. . Quartiersmanager bietet mit Fahrlehrer ein Auffrischungstraining für Menschen über 60 Jahren an. Viele nutzten die Chance.
Wie war das noch mal mit dem Schulterblick oder dem Reißverschlussverfahren? Mit diesen und anderen Fragen setzten sich Menschen ab 60 Jahren im Awo-Seniorenzentrum Egge auseinander.
Damit fängt es an. Ein Blick auf das Verkehrsschild. Dann nach einigen Metern noch mal genauer hinsehen. Und plötzlich drängt sich die Frage auf: Kann ich das noch gut genug erkennen? Sind meine Fähigkeiten am Steuer noch ausreichend? Besonders ältere Menschen sind sich oft unsicher, wenn sie ins Auto steigen. Zumindest war das oft Thema in den Gesprächen, die Quartiersmanager Norbert B. Henke mit Betroffenen führte.
Viele von ihnen möchten auch im hohen Alter noch mobil sein, aber ihre Führerscheinprüfung liegt natürlich oft schon Jahrzehnte zurück. „Die haben mir gesagt, alle Regeln kennen sie auch nicht mehr“, erzählt Henke. „Aber wieso sollten alte Menschen nicht Auto fahren, wenn es die Gesundheit zulässt?“
So entstand die Idee zum Projekt, in dem Menschen ab 60 Jahren Ängste und Unsicherheiten am Steuer überwinden sollen. Die Nachfrage war groß: Rund 30 Anmeldungen erhielt Henke für das Training, das einen ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen sollte.
Zunächst stand die Theorie auf dem Programm. Fahrlehrer Friedrich Zanke gab im Awo-Seniorenzentrum einen kleinen Crash-Kurs. Zanke ist bereits seit 43 Jahren Fahrlehrer und hat in dieser Zeit so einiges erlebt. Sein erster Ratschlag an die Teilnehmer: Auch die eigene Routine, die sonst immer automatisch klappte, überdenken. Sich stets fragen: Kann ich mit der bisherigen Sehstärke weiterfahren oder wäre ein Sehtest sinnvoll? Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen rät Zanke auch, die Fahrzeiten zu überdenken: Nicht bei Dunkelheit, schlechtem Wetter oder zu den Hauptverkehrszeiten fahren. Auch hektische und stressige Situationen sollten vermieden werden. Alles fange mit der richtigen Selbsteinschätzung an.
„Leider verändert sich nicht nur der Mensch, sondern auch dessen Umwelt“, sagt Zanke. Die Straßen sind voller geworden, die Verkehrsordnung umfangreicher. So erklärt der Fahrlehrer den Teilnehmern Schilder, die in den letzten Jahren hinzugekommen sind. Der 66-Jährige hat seinen Schein im Jahr 1968 gemacht, wie er erzählt. Seitdem hätten sich viele Anforderungen gewandelt. Etwa der berühmte Schulterblick. „Wer heute in der Fahrschule nicht mindestens 50 macht, bekommt keinen Schein“, sagt er schmunzelnd.
Praxisstunden als Ergänzung
Es bleibt also noch viel aufzufrischen. Wer möchte, kann später Praxisstunden nehmen. Zumindest werde das individuell angeboten, sagt Quartiersmanager Henke, der sich über den regen Austausch zwischen den Teilnehmern freute. Von Ängsten und Unsicherheit keine Spur mehr. „Diese Sicherheit zurückzugeben, ist das größte Gut dieser Veranstaltung“, so Henke.