Ruhrgebiet. Noch vor kurzem wurden den Fahrschulen im Revier schlechte Zeiten prognostiziert. Zur Zeit aber sind sie voll wie lange nicht mehr.

Viele Fahrschulen im NRW erleben derzeit einen regelrechten Boom. Auch bundesweit gibt es so viele Fahrschüler wie seit Jahren nicht mehr. Besonders in den großen Städten sind es häufig Flüchtlinge, die die Fahrerlaubnis machen wollen. Behauptungen, dass dadurch für deutsche Fahrschüler kein Platz mehr sei, widerspricht Rainer Zeltwanger, Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Fahrschulunternehmen. „Das ist absoluter Quatsch. Es gibt ausreichend Kapazitäten.“

Durchfallquote steigt auf knapp 40 Prozent

In der theoretischen Prüfung kommen die Fragen vom Computer oder dem Tablet
In der theoretischen Prüfung kommen die Fragen vom Computer oder dem Tablet © picture alliance / Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa | Bernd Wüstneck

Auch seien mögliche Sprachprobleme der Migranten nur einer von mehreren Gründen dafür, dass die Durchfallquote bei der Fahrprüfung bundesweit mittlerweile auf knapp 40 Prozent angestiegen ist. Manche der in der Theorieprüfung vom PC gestellten Fragen seien einfach „schwachsinnig“, sagt Zeltwanger. „Da muss dringend mal ausgemistet werden.“

Außerdem gebe es in der Branche offenbar auch die „ein oder andere Fahrschule, bei denen nicht bestandene Prüfungen zum Geschäftsmodell gehören“. „Jede Wiederholung bringt ja Geld für die Fahrschule.“

Der Ansturm auf die Fahrschulen sei je nach Region unterschiedlich ausgeprägt, sagt Friedel Thiele, 1. Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Westfalen. „Je ländlicher es ist, desto größer ist das Interesse der jungen Leute am eigenen Führerschein.“ Eine Erfahrung, die Zeltwanger teilt. „Auf dem Land ist die Mobilität sehr autofixiert.“ Aber auch die Bevölkerungsstruktur in einzelnen Stadtteilen spielt nach Erfahrungen von Hermann Hermanski, der in Essen sechs Fahrschulen betreibt, eine große Rolle. „In manchen Gesellschaften sind Führerschein und Auto extrem wichtig.“

Zahl der Fahrlehrer ist dramatisch gesunken

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Große Sorgen bereitet der Branche, dass es immer weniger Fahrlehrer gibt. Allein in den letzten vier Jahren ist ihre Zahl – vor allem altersbedingt - um etwa 2000 auf rund 43200 gesunken. Früher füllten die jährlich über 1000 bei der Bundeswehr zum Fahrlehrer ausgebildeten und nach Ende ihre Dienstzeit ausgeschiedenen Soldaten die Lücken auf. „Doch mit Ende der Wehrpflicht kommt von da kaum noch etwas nach“, sagt Rolf Dautel-Haußmann, 2. Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Fahrschulunternehmen.