Witten. In Witten gibt es seit einer Woche keinen neuen Corona-Fall. Ärzte wollen Lockerungen genau beobachten - und mahnen zur Vorsicht.
Es ist eine erfreuliche Meldung: Seit einer Woche ist in Witten keine Neuinfektion mit dem Corona-Virus gemeldet worden. Insgesamt haben sich bislang 102 Menschen in der Ruhrstadt nachgewiesenermaßen mit dem neuartigen Corona-Virus (Sars-Cov-2) infiziert. Die meisten von ihnen sind mittlerweile wieder geheilt, nämlich 89 Menschen, nur noch elf Menschen gelten als krank (Stand Sonntag, 10.5.). Auch im EN-Kreis steigen die Zahlen nur noch langsam an.
In den letzten sieben Tagen gab es insgesamt zehn neue Corona-Fälle im Kreis. Das macht 3,1 neue Infektionen je 100.000 Einwohner. Damit ist der EN-Kreis sehr weit von den 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche entfernt, bei denen laut Vereinbarung von Bund und Ländern ein Zurückfahren der Öffnungen nötig wäre.
Amtsärztin für Witten und den EN-Kreis will Lockerungen genau beobachten
Trotz dieser positiven Entwicklung der Fallzahlen beobachtet Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein die zunehmenden Lockerungsmaßnahmen mit einer gewissen Skepsis. „Auch ein leichter Anstieg der Neuinfektionen muss uns eine Warnung sein“, sagt Klinke-Rehbein. „Wir müssen intensiv verfolgen, wie sich die Lockerungen auswirken, diese engmaschig begleiten und schauen, ob nicht doch noch eine zweite Corona-Infektionswelle kommt.“
Aktuell stehen der EN-Kreis und Witten aber sehr gut da. Laut Robert-Koch-Institut kommen hier derzeit 125,8 Corona-Infektionen auf 100.000 Einwohner – die bereits wieder Genesenen sind in diese Zahl eingerechnet. Das angrenzende Wuppertal etwa kommt auf 241,5 Fälle pro 100.000 Einwohner, Hagen auf knapp 160. In der Nachbarstadt liegt aber die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner deutlich höher als im EN-Kreis, nämlich bei 21,7 in der letzten Woche.
Kreis will keine Massentest durchführen
Bis Ende April hatte das Gesundheitsamt insgesamt 3814 Tests durchgeführt. Trotz frei gewordener Kapazitäten werde der Kreis aber nun keine Massentests durchführen, sagt Kreissprecher Ingo Niemann. Auch größer angelegte Tests in Altenheimen seien derzeit nicht geplant. Anfang April waren nach einem bestätigten Fall im Awo-Seniorenzentrum Egge alle 172 Bewohner und 145 Mitarbeiter vorsorglich getestet worden. Dabei wurden eine weitere Bewohnerin und eine Mitarbeiterin positiv getestet.
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Angesichts der „sehr günstigen Ausgangslage“ erwartet auch Dr. Arne Meinshausen in den nächsten Wochen nur einen leichten Anstieg der Corona-Infektionen in Witten und im Kreis. Dieser werde aber „beherrschbar ausfallen“, so der Sprecher der Wittener Hausärzte. „Jedoch dürfen diese guten Zahlen für uns alle nur Ansporn sein, weiter sehr vorsichtig zu sein, um dieses schöne Ergebnis nicht zu gefährden“, so der Mediziner.
Mediziner: Im Herbst könnte eine zweite Corona-Welle kommen
Kritisch könnte es nach seiner Einschätzung allerdings im Herbst noch einmal werden, wenn im Rahmen der allgemein ansteigenden Infekte das Coronavirus vermehrt auf geschwächte Personen trifft. „Das kann dann zu einer echten zweiten Welle führen, die durchaus heftig verlaufen kann“, so Meinshausen.
Jüngstes Todesopfer im Kreis stammt aus Witten
Zu den bislang 13 Corona-Toten im Ennepe-Ruhr-Kreis gehören auch zwei Wittener. Ein erst 36-jähriger Mann verlor Anfang April (5.4.) im Marien-Hospital den Kampf gegen das Virus. Der Mann litt laut Kreis unter einer chronischen Grunderkrankung. Er ist das mit Abstand jüngste Todesopfer im Kreis.
Rund eine Woche später, am 13. 4., verstarb ein 70-jähriger Wittener im Evangelischen Krankenhaus nach einer Infektionen mit dem neuartigen Corona-Virus. Die anderen Todesopfer stammen aus Ennepetal (3), Gevelsberg (3), Hattingen (2), Schwelm (2) und Wetter (1).
Durchaus kritisch sieht der Hausarzt auch die gelockerten Besuchseinschränkungen in Pflegeheimen. Diese seien zwar für die Heimbewohner und deren Angehörige ein großer Fortschritt. „Sie bergen aber auch die Gefahr von erneuten, möglicherweise schweren Infektausbrüchen innerhalb dieser, in enger räumlicher Gemeinschaft versorgten, hochgefährdeten Patientengruppe“, gibt Meinshausen zu Bedenken.
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