Witten. Eine Woche Maskenpflicht in Witten: Die Vermummung wegen Corona gehört jetzt schon zum Stadtbild. Allerdings schleicht sich auch Unvorsicht ein.
Als wäre es nie anders gewesen. Eine Woche nach Einführung der Maskenpflicht ist der Mund- und Nasenschutz für viele beim Einkaufen in Witten zur Selbstverständlichkeit geworden. Allerdings müssen Verkäuferinnen und Sicherheitspersonal vereinzelt Kunden immer wieder daran erinnern. Vor allem mit dem Mindestabstand nehmen es manche nicht mehr so genau.
Das mit dem Abstand halten ist auch gar nicht so einfach, wie sich am Samstag (2.5.) in der gut besuchten Fußgängerzone zeigt. Überall bilden sich wegen der Corona-Sicherheitsauflangen Schlangen, ob vor Supermärkten, Apotheken, Eisdielen oder Ständen auf dem Wochenmarkt. Mindestens anderthalb Meter zum Vordermann sollen eingehalten werden, außerdem darf immer nur eine bestimmte Anzahl von Menschen in die Geschäfte.
Überall hängen Schilder, die auf die Verhaltensregeln aufmerksam machen, auf dem Boden sind Markierungen angebracht. Trotzdem muss Verkäuferin Steffi regelmäßig Kunden darauf hinweisen, einander nicht zu nah zu kommen. Die 36-Jährige verkauft Backwaren auf dem Wochenmarkt. Mindestens zehn Kunden musste sie an diesem Samstagvormittag schon daran erinnern, den nötigen Mindestabstand zu wahren. „Wieso, ich habe doch eine Maske auf?“ hört sie dann oft. Viele Kunden seien richtig beleidigt und würden weggehen, wenn sie auf die fehlenden Masken angesprochen werden.
„Die Kunden vergessen oft den Abstand, weil sie sich die Waren von Nahem angucken wollen“, bestätigt Hans-Joachim Redix. Er ist Landwirt aus Holzwickede und verkauft seine Kartoffeln und Eier auf dem Wochenmarkt. In Corona-Zeiten ist hier mehr los. „Es kaufen mehr Leute auf dem Markt ein, vor allem mehr Junge, weil sie keine Lust haben, sich im Supermarkt zu drängeln.“
Hans-Jörg Dietrich (52) ist heute seit langem mal wieder mit seinen beiden Kindern auf dem Markt unterwegs. Er findet, die Menschen passten nicht gut genug auf. „Ich versuche extra viel Abstand zu halten, aber es drängelt sich doch oft jemand dazwischen.“ Seine Freundin hat ihn und seine Kinder mit selbst genähten Masken ausgestattet. Tochter Lea hat eine rosa Maske mit Häschen bekommen. Die Achtjährige findet es gut, einen Mundschutz zu tragen. „Wir helfen damit den alten Leuten.“
Maskenpflicht gilt in der ganzen Stadtgalerie in Witten
In der Stadtgalerie gilt die Maskenpflicht nicht nur in den Geschäften, sondern im ganzen Einkaufscenter. Sicherheitsleute von der Gülich-Gruppe passen auf, dass sich alle daran halten. Security-Mann Leo macht jeden Tag über 100 Menschen auf die Vorschriften aufmerksam, die keine Maske tragen. Wer keinen Mundschutz dabei hat, muss rausgehen. Leo wurde schon mehrmals ausgeschimpft. „Viele Leute haben einfach keinen Respekt.“
Tatjana, Verkäuferin bei Bäcker Löscher in der Stadtgalerie, musste ebenfalls schon mit Menschen diskutieren, die keine Maske aufsetzen wollten. An die Abstandsregeln werde sich seit einer Woche weniger gehalten, hat auch sie beobachtet. „Ich habe das Gefühl, mit den Masken denken die Leute jetzt, sie wären immun.“
Auch die Verkäufer tragen nun fast überall den Schutz für Mund und Nase – und das oft über viele Stunden. „Ich kriege schlechter Luft und meine Brille beschlägt andauernd. Daran muss man sich erstmal gewöhnen“, sagt Angelika Bilow-Hafer von der Genussgalerie am Berliner Platz. Auch die Kommunikation läuft anders als vorher. „Man sieht kaum noch Mimik und durch den Stoff versteht man nicht alles auf Anhieb.“ Die stellvertretende Vorsitzende der Standortgemeinschaft Mitte hat für sich und ihre Mitarbeiter einheitliche Masken bei einer Schneiderin in Auftrag gegeben.
Lorenzo Olivier trägt in seiner kleinen Eisdiele an der Bahnhofsstraße ebenfalls eine Maske. Zum Schutz ist hier eine Folie über der Theke angebracht. Weil er die hat, müsste er eigentlich gar keine Maske tragen, aber er findet: „Wenn wir von den Kunden erwarten, dass sie eine Maske tragen, müssen wir auch selbst Vorbilder sein.“
Wenn die Maske schon einen Großteil des Gesichts versteckt, wollen viele zumindest mit dem Muster und der Farbe ihrer Bedeckung ein Stück Persönlichkeit zeigen. Die passende Maske zum Beruf trägt Imker Reiner Kahlund, der seinen Naturhonig auf dem Wochenmarkt verkauft. Sie ist gelb und hat ein Bienenmuster. „Bee happy!“ steht da drauf – das perfekte Motto, um die gute Laune nicht zu verlieren.