Witten. Im Awo-Altenheim an der Egge in Witten hat sich ein Bewohner mit dem Coronavirus infiziert. Das hat Konsequenzen für einen ganzen Wohnbereich.
Es gibt den ersten bestätigten Corona-Fall in einem Wittener Altenheim. Betroffen ist das Awo-Seniorenzentrum an der Egge. Die Person, die sich mit dem Virus angesteckt hat, liegt im Krankenhaus. Der Wohnbereich, wo sie lebt, wurde unter Quarantäne gestellt – 41 Bewohner und sechs Mitarbeiter.
Nähere Angaben zu der infizierten Person – Alter, Geschlecht – wollte die Awo nicht machen. Sie verweist auf das Kreisgesundheitsamt, auch was Fragen nach dem Zustand des betroffenen Bewohners angeht. Der Kreis äußert sich dazu aber ebenfalls nicht und verweist auf den Datenschutz.
41 Heimbewohner und sechs Mitarbeiter aus Witten in Quarantäne
Das Haus an der Egge, in dem 160 Senioren leben, hat nach Bekanntwerden des Falls seine Schutzmaßnahmen verschärft, wie es heißt. „Alle Bewohner des betroffenen Wohnbereichs befinden sich nun in einem gesonderten Quarantäne-Wohnbereich“, so Awo-Sprecherin Katrin Mormann. Dort dürfen die 41 Bewohner ihre Zimmer nicht mehr verlassen. Mahlzeiten werden in Einmalgeschirr aufs Zimmer serviert. Mitarbeiterinnen der Hauswirtschaft dürfen keine Bewohnerzimmer mehr betreten. Wäsche der isolierten Bewohner wird getrennt gesammelt. Alle sensiblen Stellen – von der Türklinke bis zum Lichtschalter – werden im ganzen Haus mehrfach täglich „desinfizierend gereinigt“.
Offen ließ die Awo auch die Frage, wie sich die Person angesteckt haben könnte. Wie in allen Altenheimen sind Besuche spätestens seit Mitte März verboten „Damit haben wir die Menschen so früh wie möglich geschützt. Die Angehörigen haben diese Maßnahmen unterstützt“, sagt Egge-Leiterin Marie-Luise Taylor.
Boecker-Stiftung in Witten: „Wenn, dann geht eine Gefahr von den Mitarbeitern aus“
Jetzt gelte es, die Verbreitung des Virus in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt weiter zu verhindern, so die Awo. Obwohl der Verband Engpässe beklagt, betont das Heim, es verfüge über ausreichend Schutzausrüstung für die Beschäftigten.
„Wenn, dann geht eine Gefahr von den Mitarbeitern aus, weil sie nach draußen gehen“, sagt Michael Schillberg, Geschäftsführer der Boecker-Stiftung, in deren Heimen an der Breite Straße und am Voßschen Garten insgesamt 200 Menschen leben. Deshalb trügen die Mitarbeiter stets Mundschutz, sobald sie sich den älteren Menschen mit weniger als zwei Metern Abstand näherten. Die Boecker-Stiftung habe bisher keinen Corona-Fall.
Kein anderes Haus in Witten meldete bisher einen Infizierten
Auch die Feierabendhäuser der Diakonie an der Pferdebachstraße (110 Plätze), das Awo-Heim an der Kreisstraße (80 Plätze(, das Lutherhaus (80) in Witten-Bommern, die Josefshäuser in Annen (157 Plätze) und Herbede (80 Plätze) sind nach eigenen Angaben bisher nicht betroffen.
„Keiner unserer Bewohner zeigt irgendwelche Symptome“, sagt Lutherhaus-Leiterin Heike Fellensiek. Zwischen den Wohnbereichen gebe es keine Kontakte mehr, so die 63-Jährige. Die Bewohner dürften aber noch an die frische Luft. Man habe das riesige Außengelände mit Bauzäunen abgesperrt. Lieferanten stellten ihre Ware nur noch vor die Tür. Ihre Mitarbeiter vermieden Außenkontakte so weit wie möglich. Fellensiek: „Sie verstehen den Ernst der Situation.“
80 Prozent der Altenheimbewohner haben Vorerkrankungen
Denn nicht nur aufgrund ihres hohen Alters, sondern auch wegen zahlreicher Vorerkrankungen gehören mindestens 80 Prozent der Heimbewohner zur Risikogruppe, vermutlich nicht nur in Bommern. Bei Neuaufnahmen müssen die Ankömmlinge wegen der Corona-Gefahr erst einmal 14 Tage auf dem Zimmer bleiben. Sonst nehmen die Senioren im Lutherhaus – ebenso wie in der Boecker-Stiftung – ihre Mahlzeiten aber noch gemeinsam in den Wohnbereichen ein. In dem Heim in Bommern leben jeweils 26 oder 27 Menschen zusammen, bei der Boecker-Stiftung sind es 30 bis 40. Gegessen werde aber in Wohngruppen mit maximal 20 Personen, so Boecker-Geschäftsführer Michael Schillberg.
Dass Wittener Altenheime von höheren Fallzahlen wie zum Beispiel in Essen oder sogar mehreren Todesfällen wie in Würzburg bisher verschont geblieben ist, führt der 52-Jährige auf die seiner Ansicht nach allgemein noch niedrigen Infektionszahlen in Witten (aktuell 27) zurück. Aber die Ansteckungsgefahr ist trotzdem da – wie der jüngste Fall an der Egge zeigt.https://www.waz.de/staedte/witten/coronavirus-witten-corona-newsblog-infizierte-zahlen-ausgangssperre-ansammlungsverbot-liveticker-covid-19-id228706547.html