Witten. Im Zeichen der Corona-Krise gründen sich in Witten Gruppen zur nachbarschaftlichen Hilfe - vor allem für Senioren. Wer jetzt wo Hilfe anbietet.

Die Zahl der Corona-Infektionen und Verdachtsfälle steigt in Witten Tag für Tag an. Hamsterkäufe haben auch hier in vielen Supermärkten die Regale teils leer gefegt. Um jetzt vor allem ältere Mitbürger und chronisch Kranke zu unterstützen, haben sich in der Ruhrstadt schon mehrere ehrenamtliche Initiativen gegründet.

"Ich habe beim Einkaufen eine ältere Frau gesehen. Es tat mir weh zu sehen, wie sie sich durch den Supermarkt gequält hat und wie rücksichtslos die anderen Leute waren", sagt Mirco Golchert. Der 27-Jährige entschloss sich dazu, zu helfen. "Ich gehe gern für solche Menschen einkaufen, damit sie es nicht selbst tun müssen", sagt der Wittener. Er gründete eine Gruppe beim Nachrichtendienst Whatsapp und lud über Facebook weitere freiwillige Helfer dazu. Über 30 ehrenamtliche Einkäufer machen nun bei "Helft-euren-Mitmenschen" mit.

Wittener Gruppe will in Corona-Krise schnell und unkompliziert helfen

Für fast jeden Stadtteil gibt es mittlerweile einen Koordinator. Dieser soll die Anfragen an die passenden Mitglieder verteilen. Vor allem über Flugblätter will er nun die Senioren erreichen, die von der Mobilisierung bei Facebook oder Whatsapp eher nichts mitbekommen. Einige davon hat die Gruppe schon in Apotheken und Arztpraxen ausgelegt, manche Mitglieder haben das Infoblatt mit den Kontaktdaten auch in die Scheiben ihrer Autos geklebt. 1000 weitere Flyer sollen in den nächsten Tagen folgen - gedruckt und finanziert von Golcherts Schwager.

"Wir wollen so schnell und so unkompliziert wie möglich helfen", sagt Mitstreiterin Rebecca Mensah. Gerade Supermärkte würden in den kommenden Tagen und Wochen zu zentralen Punkten in den Städten mit vielen Menschen werden - oder seien es bereits. "Deshalb wollen wir die Senioren auch davon abhalten, dorthin zu gehen", sagt die 34-Jährige. Aber auch andere Risikogruppen, die sich nicht mehr in die Märkte trauen, würde man unterstützen. "Wir lassen niemanden hängen", sagt Mensah.

Die Kontaktdaten der Gruppe: Mirco Golchert, Tel. 0174-6744893; Fr. Schmidtke, Tel. 0152-14125944; Rebecca Mensah, Tel. 02302-9404026 oder per Mail an helft-euren-mitmenschen@online.de.

Eine Hilfsgruppe speziell für Stockum

Speziell an Bewohner eines Stadtteils richtet sich eine Gruppe auf Facebook: Bis Mittwochmittag zählte die "Stockumer Hilfsgruppe" 120 Mitglieder. "Wenn es brenzlig wird, sollten wir schonmal vorab organisiert sein", sagt Gründerin Tina Gambalat. Vermittelt werden soll in der Gruppe "alles, bei dem man unter den gegebenen Umständen Hilfe brauchen könnte", sagt die 46-Jährige.

Das reicht von der Einkaufshilfe über Kinderbetreuung bis hin zu Gassi gehen oder Tierarztbesuchen. Etwa wenn ein Bewohner unter Hausquarantäne steht oder ein älterer Nachbar nicht mehr die Möglichkeit hat, mehrere Supermärkte abzuklappern um Nudeln zu finden. "Aber auch, dass man sich nachbarschaftlich aushilft, wenn etwas knapp wird", so Gambalat. In der Gruppe werden auch schon Tipps geteilt, wo man etwa noch Klopapier bekommt.

Ältere Mitbürger versucht die Gruppe über Flyer und Aushänge zu erreichen. Wer möchte, kann auch der Facebook-Gruppe beitreten. Telefonisch erreichbar sind die Stockumer Helfer unter 0178-7324196 oder 0176-53617991, oder per Mail an stockumerhilfsgruppe@web.de. Auch das ev. Gemeindebüro macht mit und vermittel unter 02302-941836 an die Gruppe.

Zwei Schüler wollen in Rüdinghausen älteren Mitmenschen helfen

Eine ganz besonders rührendes Hilfsangebot findet man in Rüdinghausen. Hier haben die Geschwister Luzie (10) und Thilo (13) bei Bäckereien und anderen Geschäften Blätter angebracht, auf denen sie älteren oder kranken Menschen anbieten, für sie einkaufen zu gehen oder andere Erledigungen in der Öffentlichkeit zu übernehmen.

"Wir freuen uns, wenn wir helfen können", sagen die beiden Schüler. "Da unsere Schule ausfällt, haben wir viel Zeit." Für eine ältere Dame, die im selben Haus wohnt, waren die beiden bereits bei der Apotheke. "Jetzt warten die Kinder darauf, dass noch mehr Menschen ihre Hilfe annehmen", sagt Vater Andreas Menne. Die beiden bislang jüngsten Helfer in der Not erreicht man unter der Nummer 02302-8796660.

>>> Senioren-Projekt verlängert Telefonsprechstunde

Das Projekt „Miteinander und nicht allein“ der Familien- und Krankenpflege (FuK) Witten hat die Sprechzeiten seiner Telefonsprechstunde für Senioren massiv ausgeweitet. Montag bis Freitag von 10-14 Uhr steht das Team um Rebecca Mensah nun als Gesprächspartner für Sorgen , Ängste und Hilfebedarf jeglicher Art zur Verfügung. So werden - auch in Kooperation mit "Helft euren Mitmenschen" - ehrenamtliche Einkaufshilfen oder Apothekengänge vermittelt.

"Senioren sollen wissen, dass sie sich mit allen Belangen an uns wenden können. Wir werden für sie da sein und sie unterstützen, soweit wir können", betont Projektleiterin Rebbeca Mensah.

>>> Sie haben selbst auch eine Gruppe gegründet und wollen Ihren Mitbürgern helfen? Schreiben Sie uns an redaktion.witten@waz.de und erzählen Sie uns von Ihrer Initiative.

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