Witten. Kein Pilsken mehr und kein großes Schnitzel mit viel Beilage: Die Sportlerklause in Witten-Stockum ist dicht und die Vereine wissen nicht wohin.
Wieder hat ein Traditionslokal schließen müssen. Diesmal trifft es die Sportlerklause in Witten-Stockum. Generationen von Sportlern, etwa des TuS Stockum, feierten dort ihre Siege und manchmal begossen sie vermutlich auch ihre Niederlagen. Ob Klassentreffen, Schiedsrichterjubiläen, Vorstandswahlen, Travestie-Shows oder Jahreshauptversammlungen – die Sportlerklause war der Treff im „Dorf“ und vor allem wegen des großen Saals beliebt. Jetzt geht eine Ära eher unschön zuende.
Die letzte Wirtin, Simone Keßler, hat die mehr als 100 Jahre alte Gaststätte nach zweieinhalb Jahren aufgegeben. Sie hatte einen Fünf-Jahres-Vertrag. Aber wie man hört, gab es Krach mit den Vermietern. Ein Rechtsstreit soll anhängig sein. Die Pächter beklagen einen Renovierungsstau und „gravierende Missstände“, die nicht beseitigt worden seien. Die Miete wurde daher zurückgehalten und der Vertrag durch die Pächter gekündigt. „Wir haben ja auch eine Verantwortung gegenüber der Gesundheit unserer Gäste“, sagt Volker Gramkau, der Lebensgefährte der letzten Pächterin. Die Vermieterin wollte sich auf WAZ-Anfrage nicht äußern. Viele Stockumer bedauern die Schließung. Denn das Lokal gehörte wie einst Haus Zappe in Bommern zum festen Erscheinungsbild des Stadtteils.
Lokal hat den einzigen großen Festsaal
Dort gab es den einzigen großen Festsaal. Fußballer und Fußballerinnen des TuS Stockum, der um die Ecke seine Halle hat, kamen regelmäßig zum Essen vorbei, die Turner feierten dort ihre Weihnachtsfeier, der TuS seine Meisterschaft. „Mit dem Verein hatten wir gar kein Problem“, sagt Gramkau. Der große Saal mit Bühne eignete sich auch für Gesellschaften bestens. Ob Hochzeit oder Geburtstag – gefeiert wurde an der Hörder Straße.
Nicht nur das Pils floss dort reichlich. Gefragt war auch die gutbürgerliche Küche. Beim Pächterpaar Kessler & Gramkau waren gerade die großen Schnitzel beliebt. „Richtig gut geschmeckt hat es auch, als Monika Lührmann die Gaststätte hatte“, erinnert sich Karoline Robbert von den Heimatfreunden Stockum/Düren, die sich dort regelmäßig getroffen haben.
Stockumer Vereine suchen neue Räumlichkeiten
Lührmanns Lebensgefährte Thomas Rings sei ein guter Koch gewesen. 14 Jahre hätten sie das Lokal betrieben, bevor sie es an Simone Keßler und Volker Gramkau abgaben, die beiden Wirte, die jetzt raus sind.
Deshalb stehen Vereine wie die Heimatfreunde nun auf dem Schlauch, weil sie sich andere Räume suchen müssen.
Sie seien dabei, die Kneipe zu räumen, sagt Gramkau, gefragt, was sie denn jetzt vorhätten. Er verhehlt nicht, dass „Konkurrenz natürlich da war und Gastronomie nicht einfacher geworden ist“. Das Sterben der Traditionsgaststätten geht weiter.