Witten. Zwei Personen sind am Donnerstag in Witten auf den Coronavirus getestet worden. Nun gibt es Entwarnung. Die Proben waren negativ.

Ist der Coronavirus bereits in Witten angekommen? Am Donnerstag sind in einer Hausarztpraxis in Herbede zwei Personen auf den Erreger getestet worden. Am Freitagmorgen gibt es nun Entwarnung. „Die Proben waren negativ“, sagt Arne Meinshausen, einer der Ärzte aus der Gemeinschaftspraxis, in der die Abstriche gemacht wurden. Das habe ihm das zuständige Labor mitgeteilt. Eine Bestätigung des Kreisgesundheitsamtes steht noch aus.

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„Die beiden Erkrankten hatten Kontakt zu China-Rückkehrern“, sagt Lukas Falkenberg, der Arzt, der die Proben genommen hat. Das junge Paar habe Grippe-Symptome gezeigt und eine „bronchitisartige Infektion“. Arne Meinshausen vom Vorstand der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten sprach deshalb von zwei „ernsthaften Verdachtsfällen“. Die Betroffenen waren bis auf Weiteres in Hausquarantäne geschickt worden.

Getestete Wittener hatten Kontakt zu China-Rückkehrern

Dr. Arne Meinshausen ist im Vorstand der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten. Er sagt: „Der Coronavirus kommt ins Ruhrgebiet.“
Dr. Arne Meinshausen ist im Vorstand der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten. Er sagt: „Der Coronavirus kommt ins Ruhrgebiet.“ © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts gilt als „begründeter“ Verdachtsfall jedoch nur, wer entweder selbst in einem Risikogebiet war und Fieber, Husten, Atemnot und eventuell eine Lungenentzündung aufweist. Oder wer Kontakt zu einem definitiv an Corona erkrankten Menschen hatte und unspezifische Allgemeinsymptome aufweist.

Die beiden getesteten Wittener hatten vor etwa eineinhalb Wochen Kontakt zu Kollegen, die zuvor in der chinesischen Provinz Shenzhen waren – einer Unterprovinz von Guangdong, wo laut aktuellem Stand über 1300 Menschen mit dem neuartigen Virus infiziert sind.

Verunsicherung ist in Witten auch bei Ärzten und medizinischem Personal groß

„Die Verunsicherung unter den Menschen ist groß, auch bei Ärzten und medizinischem Personal“, sagt Meinshausen, der wie Falkenberg im Rathaus der Medizin praktiziert, in dem am Donnerstagmorgen die möglichen Corona-Fälle vorstellig wurden. Und diese Verunsicherung sei auch berechtigt. „Der Virus wird ins Ruhrgebiet kommen“, ist sich der 62-Jährige sicher. Spätestens durch den Karneval sei Corona hierher gelangt.

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In der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis in Herbede gelten schon seit einigen Tagen verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. „Wir haben Spender mit Desinfektionsmittel am Eingang aufgehängt, damit Patienten sich beim Herein- und Hinausgehen die Hände desinfizieren können“, sagt Meinshausen.

Zusätzlich bleibe die Tür stets offen, damit niemand die Klinke anfassen muss, über die viele Krankheitserreger weitergegeben werden. Flächen und Räume in der Praxis werden immer wieder mit Desinfektionsmittel gesäubert.

Auch Arztpraxen bekommen keine Atemschutzmasken mehr

Auch die Arztpraxen kämpfen mit dem Mangel an Atemschutzmasken. „Die sind derzeit definitiv nicht zu kriegen“, sagt Meinshausen. Eigentlich wollte die Gemeinschaftspraxis an der Wittener Straße ihren Patienten mit Atemwegsinfekten künftig direkt an der Rezeption einen einfachen Mundschutz aushändigen. „Aber auch die gibt es nicht mehr“, sagt der Mediziner. Ebenso sei Desinfektionsmittel auch für Arztpraxen nur noch schwer zu bekommen. „Unser Lieferant hat signalisiert, dass er zwar noch Lagerbestände hat, aber kein neues Sterilium bestellen kann.“

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Um einer Ausbreitung des Coronavirus schon jetzt vorzubeugen, sind die Hausärzte im Rathaus der Medizin dazu übergegangen, Patienten mit grippalen Infekten generell länger krank zu schreiben, als es sonst üblich ist. „Das machen wir bewusst, um sie länger aus dem Verkehr zu ziehen“, so Meinshausen. Erkrankten mit hohem Fieber empfiehlt der Mediziner einen Schnelltest für Influenza. Denn die echte Grippe sei schwierig von dem Coronavirus zu unterscheiden. So sei wenigstens schnell klar, ob es sich um die echte Grippe handle.

Arzt rät: Bei ernstem Verdacht direkt ans Gesundheitsamt wenden

Großflächig auf den Coronavirus testen, können die Ärzte derzeit noch nicht. Meinshausen hat aktuell zehn der speziellen Test-Kits vorrätig. „Aber wenn der erste bestätigte Fall kommt, kann es ganz schnell passieren, dass wir in die Fläche gehen.“

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Wer befürchtet, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, dem rät der Facharzt für Allgemeinmedizin, sich direkt ans Gesundheitsamt zu wenden. „Denn wir niedergelassenen Ärzte können Hausbesuche derzeit gar nicht gewährleisten.“ Die Praxen seien „rappelvoll“, weil viel mehr Patienten als sonst auch schon bei geringen Symptomen den Weg zum Arzt suchen würden. Beim Gesundheitsamt sollten sich aber nur die Personen melden, die ein sehr hohes Risiko haben.

Schon in den letzten Wochen waren zwei Personen in Witten auf Corona getestet worden

Gesundheitsamt muss grünes Licht für Proben geben

Hausärzte dürfen ihre Patienten nur auf den Coronavirus testen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Eine mögliche Probennahme muss vorab beim Gesundheitsamt beantragt werden, erläutert Dr. Frank Koch, ebenfalls im Vorstand der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten.

Erst wenn das Kreisgesundheitsamt grünes Licht gibt, kann der Test durchgeführt werden. Dann übernimmt auch die Krankenkasse die Kosten für den über 100 Euro teuren Test.

Mit einem speziellen Wattestäbchen werden dann Abstriche im Rachen und der Nase genommen. Hinzu kommt eine Probe des Auswurfs, den betroffene Patienten aushusten.

Schon vorab waren in Witten zwei Personen auf den Virus getestet worden – ebenfalls negativ. „Es gibt Fallkonstellationen, in denen es aus Sicht des Gesundheitsamtes notwendig ist, genauer hinzusehen, auf das Virus zu testen und den Krankheitsverlauf zu beobachten“, sagt Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein. So wie im aktuellen Fall auch. Insgesamt gab es im EN-Kreis nun sieben Proben, die überprüft wurden.