Witten. Der EN-Kreis hat seinen Krisenstab in Bereitschaft versetzt. In Witten steigt die Nachfrage nach Atemmasken, doch Nachschub bleibt aus.
Der Coronavirus ist nun auch in NRW angekommen. Rund 100 Kilometer von Witten entfernt, gibt es im Kreis Heinsberg den ersten bestätigten Fall der neuartigen Lungenkrankheit. Im EN-Kreis selbst gab es bislang noch keine bestätigten Verdachtsfälle. Fünf Personen wurden in den vergangenen Wochen negativ getestet. Der Kreis hat seinen Krisenstab in Bereitschaft versetzt.
Auch wenn Atemschutzmasken bereits vielerorts ausverkauft sind, rät Apotheker-Sprecherin Dorothe Werner zur Besonnenheit. Schon seit mehreren Wochen seien keine Atemschutzmasken mehr verfügbar, so Werner. Ende Januar hat die 36-Jährige eine letzte Lieferung der speziellen Feinpartikel-Masken für ihre drei Apotheken erhalten, rund 100 Stück. Diese sind mittlerweile bereits verkauft. Auch in anderen Apotheken sieht es mau aus.
Große Nachfrage nach Atemschutzmasken und Desinfektionsmitteln in Wittener Apotheken
Denn die hiesigen Apotheken bemerken die wachsende Nachfrage nach Atemschutzmasken. „Seit zwei oder drei Wochen ist es extrem“, sagt Betül Karali, Angestellte in der Burg Apotheke. Auch in der Rathaus Apotheke gibt es derzeit nur noch einige wenige Spezialmasken. „Wenn es so weiter geht, könnte der Vorrat schnell weg sein“, sagt Apothekerin Marija Petrovic. Auch Desinfektionsmittel sind stark nachgefragt. Besonders die kleinen Flaschen für Hand- oder Hosentasche gehen ständig über den Ladentisch, berichten die Apothekerinnen.
Derzeit sei nicht absehbar, wann die Großhändler wieder die speziellen Atemschutzmasken liefern können, sagt Kreis-Apotheker-Sprecherin Werner. „Die Masken bieten aber auch nur einen mittelmäßigen Schutz“, betont die Apothekerin. Deshalb rate sie ihren Kunden auch generell nicht zum Kauf. Viel wirkungsvoller sei es, mehrmals am Tag die Hände mit Seife zu waschen.
Denn die Masken würden durch das beständige Ein- und Ausatmen feucht, verlieren dann ihre Barrierewirkung, erklärt Werner. Man könne sie also nicht den ganzen Tag über tragen.
Kreis hat Krisenstab in Bereitschaft versetzt
Käme es zu einem ersten Corona-Fall in Witten, würde die Kreisverwaltung die Führung übernehmen. Diese hat bereits ihren Krisenstab in Alarmbereitschaft versetzt. „Auf diese Weise sind wir schneller handlungsfähig, falls tatsächlich der erste Coronafall im EN-Kreis auftreten sollte“, so Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabes.
„Mit diesem Infektionsimport sowie mit Infektionsketten, die näher an den EN-Kreis heranrücken, war mit Blick auf ähnliche Erkrankungen und ihre Verläufe zu rechnen“, sagt Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein. Um der Verbreitung des Virus entgegenzuwirken, rät der Kreis weiterhin zu Besonnenheit und Wachsamkeit. In den letzten Wochen seien deshalb in fünf Fällen, in denen sehr vage Anfangsverdachtsmomente vorlagen, sicherheitshalber Tests veranlasst worden, so die Medizinerin. Diese fielen negativ aus.
Marien-Hospital Witten könnte kurzfristig eine Isolierstation einrichten
Die Amtsärztin sieht die heimischen Kliniken „gut vorbereitet, wie sie mit möglichen Verdachtsfällen umgehen“. Für die Erstaufnahme und -versorgung gebe es genügend Isolierbetten in den EN-Krankenhäusern. So verfügt etwa auch das Ev. Krankenhaus an der Pferdebachstraße über eine ausgewiesene Infektionsstation.
Krisenbesprechung am Freitag im Kreishaus
Für Freitag hat der Kreis Vertreter der Ordnungsämter der neun Städte zu einer Besprechung ins Kreishaus eingeladen. „Neben Informationen rund um die aktuelle Lage wollen wir dann auch die Zusammenarbeit abstimmen“, so Krisenstabsleiter Schäfer.
Im Fall der Fälle würde der Krisenstab dann auch darüber entscheiden, ob etwa in Witten Schulen und Kitas vorsorglich geschlossen werden – wie es am Mittwoch im Kreis Heinsberg der Fall war.
Patienten mit Symptomen sollten sich zuerst an ihren Hausarzt wenden, rät das Marien-Hospital. In Notfällen kann auch eine Notfallambulanz der Krankenhäuser aufgesucht werden. Allerdings sollen Betroffen sich vorab telefonisch anmelden.
Im Marien-Hospital könnte kurzfristig eine Isolierstation eingerichtet werden, sollte eine sehr große Zahl von Menschen Symptome zeigen, sagt Dr. Sabine Edlinger von der Geschäftsleitung. Bei einer bestätigten Infektion würden die Betroffenen von der Feuerwehr abgeholt und in das zentrale Behandlungszentrum in Essen gebracht.
Bei leichten Krankheitsverläufen sei auch eine häusliche Quarantäne möglich, so Klinke-Rehbein. Das Gesundheitsamt ermittelt dann Personen, die mit dem Infizierten Kontakt hatten – so wie es auch bei einem SARS-Fall 2003 in Hattingen der Fall war. Wer mit dem erkrankten Mann Kontakt hatte und sich möglicherweise angesteckt hatte, für den ordnete das Gesundheitsamt Hausquarantäne an – bis zum Ablauf der Inkubationszeit.