Witten. Nach der ersten Coronainfektion in Deutschland ist die Sorge auch in Witten groß. Kreis und Mediziner raten zu Ruhe. Apotheken ordern Atemmasken.
Am Montag schien der Coronavirus Witten schon gefährlich nah gekommen zu sein. Da gab es einen Verdachtsfall in Iserlohn, der sich allerdings nicht bestätigt hat. Weiter weg, in München, gibt es aber nun die erste Infektion in Deutschland. Die Sorge vor der neuartigen Lungenkrankheit ist auch in Witten groß.
Die Hardenstein Gesamtschule hat deshalb bereits ihren China-Austausch für dieses Jahr abgesagt. „Und im Großhandel sind Atemschutzmasken schon jetzt nicht mehr zu bekommen“, sagt Dorothe Werner, Sprecherin der Apotheker im EN-Kreis.
In ihrer Apotheke in Witten-Annen verzeichnet die 36-Jährige in den letzten Tagen eine erhöhte Nachfrage nach den Schutzmasken. „Doch das sind hauptsächlich Kunden, die gerade aus China kommen oder dorthin reisen werden.“
Einige wenige Masken hat die Apotheke an der Stockumer Straße stets vorrätig, weil sie damit selbst im Labor arbeitet. Nun wurden zusätzliche Exemplare direkt beim Hersteller geordert. „Der Großhandel ist auf die gestiegene Nachfrage einfach nicht vorbereitet“, sagt Dorothe Werner.
Evangelisches Krankenhaus Witten:Wir sind auf den Ernstfall vorbereitet
Generell versucht sie ihre Kunden zu beruhigen. „Am Grippe-Virus sterben jährlich mehr Menschen und deshalb läuft bei uns auch niemand mit Mundschutz herum“, sagt die Apothekerin. „Außerdem ist die Bevölkerungsdichte hier viel geringer als in China.“ Der Virus könne sich also gar nicht ähnlich schnell ausbreiten.
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„Es besteht kein Grund zur Beunruhigung“, versichert auch Dr. Mario Iasevoli, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus in Witten. „Den aktuellen Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts zufolge ist das Erkrankungsrisiko bei uns vor Ort nach wie vor als sehr gering einzustufen“, so der Mediziner. Die Klinik an der Pferdebachstraße verfüge über eine ausgewiesene Infektionsstation und sei für den Ernstfall vorbereitet.
Das für Witten zuständige Kreisgesundheitsamt rät zur Besonnenheit
Auch das für Witten zuständige Kreisgesundheitsamt rät zu Besonnenheit. Dennoch sei natürlich Wachsamkeit gefordert, sagt Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein. Wichtig sei, den Virus so früh wie möglich zu erkennen. „Fieber, Husten, Atemnot und eventuell eine Lungenentzündung in Kombination mit einem Aufenthalt insbesondere im Risikogebiet der chinesischen Provinz Hubei sollten für Betroffene Anlass sein, um das Krankheitsbild abklären zu lassen“, rät die Ärztin.
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Die richtige Entscheidung in diesen Fällen sei der Weg in die Notaufnahme eines Krankenhauses. „Vor dem Betreten des Gebäudes sollten die Mitarbeiter aber natürlich entsprechend vorgewarnt werden“, unterstreicht Klinke-Rehbein.
63 Personen im EN-Kreis an Influenza erkrankt
Der Coronavirus ist nun auch in Deutschland angekommen. Am Montagabend gab es den ersten bestätigten Fall in München. Der Mann hatte sich bei einer chinesischen Kollegin angesteckt. Die Inkubationszeit des Virus – also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit – beträgt bis zu 14 Tage.
Am Influenza-Virus sind im EN-Kreis im Dezember und Januar bislang 63 Personen erkrankt – ähnlich viele Menschen wie auch in den Vorjahren. „Im Februar wird die Zahl erfahrungsgemäß noch einmal steigen“, sagt Kreissprecher Ingo Niemann.
Im Zentrum der Versorgung von Verdachts-patienten in NRW stehen die Unikliniken Essen und Düsseldorf. Eine Sondereinheit der Essener Feuerwehr, die „Bio Taskforce“, würde im Fall der Fälle Patienten mit Verdacht auf den Coronavirus mit speziellen Fahrzeugen dorthin bringen. An den Kliniken gibt es Isolierstationen mit Unterdruckschleusen, damit der Virus nicht aus den Zimmern in den Rest des Gebäudes gelangen kann.
Ennepe-Ruhr-Kreis hat Erfahrung im Umgang mit ansteckenden Krankheiten
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Der EN-Kreis hat Erfahrung im Umgang mit hochansteckenden Krankheiten. 2003 wurde ein seinerzeit 72-Jähriger mit Verdacht auf SARS in ein Hattinger Krankenhaus eingeliefert. Später wurde er in eine Lungenklinik verlegt. Der Verdacht bestätigte sich kurze Zeit später – und Deutschland hatte seinen ersten SARS-Fall. „Parallel zu den Untersuchungen hatte das Gesundheitsamt damals mehr als 20 Personen ermittelt, die mit dem Patienten zusammengewesen waren und bei denen Ansteckungsgefahr bestand“, erinnert sich Kreissprecher Ingo Niemann. Für einen Teil von ihnen wurde Hausquarantäne angeordnet. Sie durften ihre Wohnungen nicht verlassen und mussten den Empfang von Besuch auf das notwendige beschränken. Dieses Szenario könnte sich so oder in ähnlicher Form beim Coronavirus wiederholen, sagt Niemann.