Witten. Vor einer Krise in den heimischen Betrieben warnt Wittens IG Metall. Deren Chef kritisiert nach der PZW-Pleite das bestehende Insolvenzrecht.
Der Wittener IG-Metall-Chef Mathias Hillbrandt hat eindringlich vor einem deutlichen Wirtschaftsabschwung mit entsprechendem Personalabbau in den Unternehmen gewarnt. „Die Zeichen stehen auf 2009: Krise“, sagte er bei der SPD-Hauptversammlung am Wochenende.
Mehr als zehn Wittener Betriebe haben bisher Kurzarbeit angemeldet
Allerdings könnte Kurzarbeit womöglich das Schlimmste wieder verhindern. Mehr als zehn Betriebe haben sie in Witten schon vorsorglich angemeldet. Gerade die Metall- und Stahlindustrie ist betroffen. 2009 hatte der massive Ausbau von Stellen durch Kurzarbeit verhindert werden können. Nach Angaben Hillbrandts bauen allerdings schon jetzt die „Betriebe in Witten drastisch Stellen ab“. Allerdings „Die produzierenden Betriebe sind dabei abzuschmieren“, sagte Hillbrandt bei der SPD.
Nicht nur bei den Deutschen Edelstahlwerken sorgt die schlechte Auftragslage seit Monaten für Unruhe. Auch der Name von Luhn & Pulvermacher (Sogefi) in Herbede fällt. Wobei dort lange Zeit Überstunden und Mehrarbeit an den Wochenende anfielen, so dass die jetzt normale Auftragslage schon fast wie Kurzarbeit empfunden werde, so Beobachter.
Wittener Unternehmer: Unsicherheit ist da, aber es kommt keine Krise wie 2009
Nicht ganz so schwarz wie die Gewerkschaft malt der Wittener Unternehmer Gunnar Lohmann-Hütte. „Die Unsicherheit besteht ja schon seit längerem“, sagt der 41-Jähriger, einer der Geschäftsführer des Spezialstahlherstellers. „Bei uns gibt es keine Kurzarbeit. Wir haben nur die Sonderschichten rausgenommen und arbeiten normal in drei Schichten.“
Auch bei den Kunden sei eine Unsicherheit zu erkennen, so Lohmann-Hütte. Sie könnten den Markt im nächsten Jahr nur schwer einschätzen. „Keiner kann sagen, was 2020 wird.“ Er rechne momentan mit einem leichten Rückgang. An eine Krise wie 2009 glaube er aber nicht, wenngleich es irgendwann vermutlich „wieder richtig rappeln wird“. Als Gründe nennt er „Zölle, Brexit, Welthandel und die Automotive-Industrie“.
IG Metall-Chef fordert nach PZW-Pleite Änderungen beim Insolvenzrecht
Zu den Automobilzuliefern in Witten gehörte viele Jahre Galladé, die im Sommer als PZW die Produktion eingestellt haben. Vor dem Hintergrund der PZW-Pleite im Sommer forderte IG-Metall-Chef Hillbrandt jetzt Veränderungen beim Insolvenzrecht. Beim Wittener Press- und Zerspanungswerk (früher Galladé) seien die Menschen ohne jede soziale Abfederung nach Hause geschickt worden.
„Die Kollegen, die dort 30 oder 40 Jahren gearbeitet haben, haben nichts, weil der Unternehmer Werte in eine andere Gesellschaft übertragen konnte“, sagte Hillbrandt. Die Beschäftigten seien direkt in die Arbeitslosigkeit gegangen, „zum Teil mit Sperre“. Dass sie nicht mehr zur Arbeit kommen müssten, habe ihnen nicht der Arbeitgeber mitgeteilt, sondern die Betriebsräte und die IG Metall. Hillbrandt kündigte an, mit den ehemaligen PZW-Betriebsräten den Wittener Weihnachtsmarkt besuchen zu wollen.