Witten. . Spitzenkandidatin der Grünen zu Gast bei der Firma Friedr. Lohmann. Herbeder Unternehmen punktet mit erneuerbaren Energien.
Nach Ministerpräsidentin Kraft (SPD) hat nun auch ihre Stellvertreterin Witten besucht. Am Freitag besichtigte Schulministerin Sylvia Löhrmann aber keine Uni oder Schule – sondern einen Stahlhersteller. Eine Grüne in der Industriestadt Witten – geht das denn?
Die Spitzenkandidatin der Grünen interessierte sich bei der Friedr. Lohmann GmbH insbesondere für den Einsatz regenerativer Energien in der Stahlproduktion. „Wir benötigen Stahl für Windräder. Insofern sind Sie für uns ein Bündnispartner“, sagte Löhrmann in Richtung Gunnar Lohmann-Hütte, einer der drei Geschäftsführer in dem Wittener Traditionsunternehmen. Damit beschrieb die stellvertretende Ministerpräsidentin den Kurs ihrer Partei. „Wir wollen Industrieland bleiben. Aber: Wir befinden uns im Wandel.“ Stichwort: Erneuerbare Energien.
Wegen der Wasserkraft nach Herbede gekommen
Ein Thema, das auch die Unternehmensführung der Traditionsfirma an der Lakebrücke beschäftigt – und zwar schon seit den Anfängen. Im Jahr 1790 wurde das Stahlwerk auf Haus Berge (heute Haus Witten) gegründet. 1860 folgte der Umzug nach Herbede. „Unsere Großväter sind auch wegen der Wasserkraft hierhergekommen“, sagte Gunnar Lohmann-Hütte. „Hier hatte man ganz neue Möglichkeiten.“
Die Maschinen wurden damals direkt durch das Wasserkraftwerk angetrieben. Auch heute noch nutzt das Unternehmen die Energie der Ruhr, die direkt an der Firma vorbeiführt. „Das ist die sauberste und stabilste Energie. Die Ruhr fließt immer“, sagt Lohmann-Hütte. Heute erzeugt die Anlage durchschnittlich 4 600 000 Kilowatt (kwh) Strom im Jahr. Das genügt zwar nicht mehr, um sämtliche Maschinen im Stahlwerk zu betreiben. Man könnte damit aber rund 1200 Haushalte mit jeweils vier Personen versorgen. Die Wasserkraft sei für das Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil, sagte der Geschäftsführer. Auf weitere 200 000 kwh Strom im Jahr kommt die Photovoltaikanlage, die auf den Hallendächern der Firma installiert ist. Das würde noch für 50 Haushalte genügen.
Wärme wird wiedernutzbar gemacht
Gemeinsam mit ihrer Parteifreundin, der grünen Landtagsabgeordneten Verena Schäffer, ließ sich Löhrmann durch die Hallen des Edelstahlwerks führen. Sie zeigte sich beeindruckt davon, wie die Schmiedepresse mit einer Kraft von 1000 Tonnen die über 1000 Grad heißen Rohblöcke in Form brachte und ließ sich die Turbinen des Wasserkraftwerks zeigen. Übrigens: Auch die Wärme aus den Schmelzöfen wird wiedernutzbar gemacht. Mit Hilfe eines Wärmetauschers werden etwa die Bürogebäude der Firma geheizt.
„Die intelligente Logistik, die hinter den Abläufen steckt, finde ich faszinierend“, sagte Löhrmann nach dem Rundgang über das Firmengelände. „Insbesondere die effiziente Nutzung der Ressourcen hat mir sehr gut gefallen.“