Witten. . Ab 2019 kann die Universität ihre angebotenen Humanmedizin-Studienplätze verdoppeln. Für mehr Platz führt sie Gespräche mit der Popakademie.
Gute Nachrichten für die Universität Witten/Herdecke (UW/H): Die Landesregierung hat grünes Licht für die Verdoppelung der Humanmedizin-Studienplätze ab dem Sommersemester 2019 gegeben. Ab dem neuen Jahr wird die Hochschule in jedem Semester nicht mehr 42, sondern 84 neue Studenten aufnehmen können.
Da die UW/H für diesen Ausbau mehr Personal, mehr Lehrkräfte, mehr Räumlichkeiten und Lehrmittel benötigt, erhält sie 2019 nicht mehr 4,5 Millionen Euro an Landesförderung, sondern 10,7 Millionen – wenn der Landtag dem Haushaltsentwurf der Landesregierung zustimmt. Unter diesem Vorbehalt soll die Förderung durch das NRW-Wissenschaftsministerium für die Privatuni in den nächsten Jahren noch weiter angehoben werden – bis auf 18,25 Millionen Euro im Jahr 2024. Für das Jahr 2024 geht die Universität von über 3000 Studierenden auf dem Campus aus – alle Fakultäten zusammengerechnet.
Jeder zweite Hausarzt geht in Rente
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann betonte am Montag in einer Presseerklärung, der Ausbau der Humanmedizin-Studienplätze an der UW/H sei „eine weitere wichtige Initiative zur Stärkung der Medizin und insbesondere der Allgemeinmedizin in unserem Land“. Die Hochschule habe sich schon in der Vergangenheit durch eine „sehr praxisnahe und patientenorientierte Ausbildung ausgezeichnet“. Laumann weiter: „Das wollen wir noch deutlicher unterstützen.“
Hintergrund: Laut NRW-Gesundheitsministerium wird in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich jeder zweite der in Nordrhein-Westfalen niedergelassenen Hausärzte in Rente gehen. NRW-Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen sagte am Montag, dass die Landesregierung bereits vielfältige Maßnahmen ergriffen habe, um die hausärztliche Versorgung, vor allem im ländlichen Bereich, zu stärken. „Ein wichtiger Bestandteil ist die Ausbildung der Ärzte. Ein zentraler Baustein ist der Ausbau der Studienplätze an der Universität Witten/Herdecke.“
„Ende November werden die Studienplätze vergeben“
Laut Hochschule sind derzeit rund 500 Humanmedizin-Studenten an der Uni eingeschrieben. Bis 2024 werde deren Zahl auf etwas über 1000 Studierende steigen. UW/H-Präsident Prof. Martin Butzlaff: „Wir freuen uns sehr über das Vertrauen des Landes und die Vertiefung unserer Kooperation.“ Vizepräsident Prof. Jan Ehlers: „Wir suchen bereits neue Hochschullehrer für die Humanmedizin.“ 23 Professoren sind an der Uni Witten/Herdecke im Department für Humanmedizin angestellt. Jan Ehlers geht davon aus, dass es zum Sommersemester 2019 rund 30 sein könnten.
Angesichts des Ausbaus der Humanmedizin erwartet der deutsche Wissenschaftsrat, dessen Vertreter die Hochschule im Januar zwecks Begutachtung besucht hatten, dass die Uni die Zahl ihrer dort fest angestellten Professoren auf mindestens 29 erhöht. Ehlers: „Derzeit stellen sich die Bewerber für die Humanmedizin-Studienplätze bei uns vor, die ihr Studium im Sommersemester beginnen wollen. Ende November werden die 84 Studienplätze vergeben.“
Zum Sommersemester Container auf dem Campus
Der Vizepräsident weist auch auf den Platzbedarf einer Uni auf Wachstumskurs hin. Im Sommersemester 2019 werde es wohl auch Container auf dem Gelände geben. „Das muss aber niemanden erschrecken. Da gibt es Lösungen, die sehen aus wie kleine Fertighäuser.“ Man überlege auch, Räumlichkeiten im Gewerbegebiet Wullener Feld anzumieten. „Außerdem sind wir in Gesprächen mit der Popakademie an der Ruhrstraße.“ Dort könne die Universität vielleicht Untermieter werden, so Ehlers.
Übergangslösungen: Denn die Uni plant den Bau eines neues Campusgebäudes mit Seminar- und Laborräumen auf ihrem heutigen Parkplatz zwischen dem Hochschul-Hauptgebäude und dem FEZ. Baustart soll – nach bisherigen Planungen – im zweiten Halbjahr 2020 sein.
Uni-Vollversammlung zur Fakultät Kulturreflexion
Große Veränderungen erwartet der Wissenschaftsrat bei der kleinsten Fakultät der Universität: der Kulturreflexion. Wenn diese eigenständig weiterbestehen soll, müsste sie inhaltlich und personell gestärkt werden. Prof. Jan Ehlers: „Ein Vorschlag ist das Zusammengehen mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.“ Aber auch anderes sei denkbar.
Daher habe die Hochschule Mitarbeiter, Studierende und Dozenten gebeten, über eine Neustrukturierung der Kulturreflexion nachzudenken. „Über die Vorschläge werden wir dann in einer Uni-Vollversammlung sprechen. Anfang des neuen Jahres soll das Konzept stehen.“ Ganz wichtig sei: „Die Kultur soll nicht abgeschafft werden!“