Witten. . Jemand hat Zettel aufgehängt, auf denen er Giovanni Vizzini sexuelle Belästigung eines Kindes vorwirft. Seine Kundschaft glaubt fest an ihn.

Anfang März ist der Eiswagen, mit dem Giovanni Vizzini jahrelang durch Witten fuhr, in Flammen aufgegangen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Vorletzten Sonntag der nächste Schreck: Jemand hat Zettel in der Stadt aufgehängt, auf denen er böse Gerüchte über den Kult-Eismann verbreitet.

Der stellte sofort Strafanzeige bei der Polizei, die nun wegen Verleumdung ermittelt, wie Sprecher Volker Schütte bestätigt. Der Schock sitzt tief – bei den Vizzinis ebenso wie bei Stammkunden.

Kunden kommen aus Solidarität

„Ich kenne Giovanni seit über 30 Jahren. Der ist kein Typ, der sowas macht“, sagt Giuseppe Novella (61), der an diesem Mittwochvormittag gerade einen Kaffee an der Pferdebachstraße trinkt. Von sexueller Belästigung eines Kindes war auf den Zetteln die Rede gewesen und dass der Eismann mit einer neuen Identität lebe.

Giovanni Vizzini nach dem Brandanschlag auf seinen Eiswagen.
Giovanni Vizzini nach dem Brandanschlag auf seinen Eiswagen. © Barbara Zabka

„Sowas hat keiner verdient. Schon gar keiner, der so hilfsbereit ist wie Giovanni“, sagt Jaqueline Schaller überzeugt. Die 31-Jährige sitzt mit mehreren Frauen am Tisch. Sie absolvieren einen Lehrgang im Aktivcenter für Alleinerziehende der Awo EN und sind mit Leiterin Beate Schwartz hergekommen, Nicht nur, um sich abzukühlen, sondern „aus Solidarität“.

„Ich kenne Giovanni von klein auf und kann nur das Beste über ihn sagen“, so Jaqueline Schaller. „Als ich Kind war, hat er abends extra für uns nochmal seinen Laden geöffnet, damit wir noch eine Kugel Eis bekommen haben – und damit hat er uns glücklich gemacht.“

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Monika Unterstab betont: „Ich würde Giovanni ohne Bedenken mein Kind anvertrauen. Da würde niemals etwas passieren.“ Ähnlich sehen das auch Claudia Giesselbach (44) und Sonja Pollul (44).

„Da standen zwei andere Eiswagen am Hohenstein“

Die fünf Frauen vermuten, dass die Konkurrenz den Vizzinis schaden will: „Als sein Eiswagen zerstört war und er eine Zeit lang nicht unterwegs war, standen gleich zwei andere Eiswagen auf dem Hohenstein.“ Dass der Brand und die Zettel-Aktion etwas miteinander zu tun haben, glaubt auch Teresa Vizzini. Nur zugucken und nichts tun können – das sei für sie ganz schlimm. Ihr Mann hofft, dass sich Zeugen melden, die gesehen haben, wer die Zettel aufgehängt hat.

Natürlich nimmt ihn die ganze Sache mit: „Mir geht’s beschissen“, sagt Giovanni (48). Doch das Mitgefühl all seiner Kunden und vor allem die netten Briefe, die ihm kleine Eis-Fans schicken, „das ist es, was mich weitermachen lässt“.

Als Heike Hartmann von den Vorfällen gehört hat, war sie „entsetzt, sprachlos“. Sie wohnt in der Nähe und trinkt regelmäßig einen Eiskaffee hier. „Das ist wie ein kleines Zuhause für mich.“ Sie hofft, „dass man diesen schlechten Menschen, der der ganzen Familie so viel Leid zufügt, bald erwischt“.