Wittten. Die Jugendstrafkammer wirft einem 19-Jährigen acht Delikte vor. Auf dem Rathausplatz Witten soll er einen Polizisten brutal angegangen sein.

Einem 19-jährigen Syrer, der einen Polizisten auf dem Wittener Rathausplatz am 30. Juni nachts brutal niedergeschlagen haben soll, wird seit Donnerstag vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Bochum der Prozess gemacht. Es ist nicht das einzige Delikt, dass ihm die Anklagebehörde vorwirft.

Der Flüchtling muss sich wegen acht Taten vor Gericht verantworten. Neben dem Angriff auf einen Zivilbeamten geht es um die angebliche Vergewaltigung eines 16-jährigen Mädchens am 13. März in einer Flüchtlingsunterkunft, außerdem um eine Körperverletzung, die der Wittener am 17. September auf der Körnerstraße verübt haben soll. Weitere Anklagepunkte sind Drogenbesitz und –weitergabe, Beleidigung, gefährliche Körperverletzung und Computerbetrug.

Angeklagter will sich äußern

Hinzu kommen weitere Beleidigungen und Körperverletzungsdelikte am 5. Mai. Damals, so der Staatsanwalt, habe der junge Mann Mädchen auf dem Rathausplatz beleidigt und anschließend zu Boden geschlagen. Den Kopf eines Opfers soll er gegen den Bordstein gedrückt haben, so dass das Mädchen bewusstlos wurde. Der Angeklagte sei der Wittener Polizei als Intensivstraftäter bekannt, hieß es gestern beim Prozessauftakt.

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Alleine die Verlesung der Anklageschriften und die Verbindung der verschiedenen Strafverfahren dauerte am Donnerstag eine Stunde. Laut Verteidigerin will ihr Mandant zu allen Punkten aussagen. Bis auf einen Beleidigungsvorwurf bestreite der 19-Jährige, der als Heranwachsender angeklagt ist, die Vorwürfe. Er will sich beim Fortsetzungstermin am heutigen Freitag zu seinem Lebenslauf äußern.

Zivilpolizist erlitt Schädel- und Thoraxverletzungen

Heute will das Gericht auch Zeugen zum Vorwurf der Vergewaltigung anhören. Am kommenden Mittwoch wollen die Richter Zeugen zu der brutalen Prügelei auf dem Rathausvorplatz vom Juni 2017 vernehmen. Der Zivilpolizist erlitt Schädel-, Rippen- und Thoraxverletzungen durch Faustschläge und Tritte. Geklärt werden soll unter anderem, ob der Beamte als Polizist zu erkennen war. Er soll seine damalige Kleidung zum Gerichtstermin mitbringen.

Damals wollte der Beamte einen Streit zwischen dem Angeklagten und seiner Freundin schlichten. „Lass die Frau in Ruhe“, soll der Polizist gesagt haben. Daraufhin stürmte der 19-Jährige angeblich auf ihn los und traktierte ihn mit Faustschlägen auf den Kopf. Der Beamte ging zu Boden und wurde laut Anklage gegen Hals, Kopf und Oberkörper getreten, bevor weitere Polizisten dazwischengehen konnten.

Richter: „Wir geben Ihnen noch eine Chance“

Der schlaksige junge Mann mit dem Irokesenschnitt konnte den Gerichtssaal am Donnerstag selbst verlassen. „Angesichts Ihrer Wohnsituation ohne bekannte Wohnanschrift haben wir an eine Verhaftung gedacht. Da Sie heute aber zur Verhandlung erschienen sind, geben wir Ihnen noch eine Chance. Sollten Sie aber auch nur einmal nicht pünktlich erscheinen, ergeht sofort ein Haftbefehl“, warnte der Vorsitzende Richter Kirfel den 19-Jährigen vor.

>>> ZIVILPOLIZIST WOLLTE FREUNDIN SCHÜTZEN

  • Eine dreiköpfige Zivilstreife hatte am 30. Juni 2017 auf dem Rathausplatz eine heftige Auseinandersetzung zwischen dem 19-Jährigen und dessen 18-jähriger Freundin mitbekommen.

Ein Zivilbeamter (42) wollte dazwischengehen. Beim Versuch, die 18-Jährige zu schützen, wurde er laut Staatsanwaltschaft von dem 19-Jährigen angegriffen und niedergeschlagen.