Bochum. Zwei Männer sollen den Verkäufer des Audi R8 heimtückisch ermordet haben, um an den Sportwagen zu kommen. Ihnen droht lebenslänglich.
- Im Mordprozess um einen geraubten Audi R8-Sportwagen haben die beiden Angeklagten bisher zu den Vorwürfen geschwiegen
- Die 30 und 33 Jahre alten Männer sollen den Verkäufer des Wagens im Januar heimtückisch und aus Habgier ermordet haben
- Nachher hat der 33-Jährigeso getan, als sei der Kauf völlig normal abgelaufen, wie die Mutter des Toten berichtet
Der 29-jährige Russe war extra von seinem Wohnort Moskau nach Deutschland geflogen, um hier seinen Audi R8-Sportwagen zu verkaufen. Für 81 000 Euro. Wenig später lag er aber tot und mit Klebeband in Plastik verpackt in einem Walddickicht an der Vormholzer Straße in Witten-Durchholz.
Getötet wurde er in einer Wohnung in Bochum-Werne. Der Wohnungsbesitzer (33) und sein Bekannter (30) aus Dortmund sollen ihn aus Habgier heimtückisch ermordet haben, um an seinen Flitzer zu kommen.
Angeklagte beschuldigten sich gegenseitig
Zum Prozessauftakt wollten die Angeklagten am Montag zu den Vorwürfen noch nichts sagen. Im Ermittlungsverfahren haben sie sich gegenseitig beschuldigt, geben aber zu, bei der Tat dabei gewesen sein.
Laut Anklage sollen sie am 16. Januar 2017 den Russen und seinen R8 zu einer Probefahrt in Troisdorf abgeholt zu haben. Dort wohnte dessen Familie und dort stand auch der Wagen. Die Fahrt endete in der Wohnung des 33-Jährigen, ein selbstständiger Auto-Tuner. „Dort wollten sie das Fahrzeug gewalttätig in Besitz nehmen“, sagt Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann.
Nach drei Minuten Würgen trat der Tod ein
Der 30-Jährige soll den arglosen Autoverkäufer abgelenkt und der andere ihn dann von hinten in den Schwitzkasten genommen und mit einem Hammer auf seinen Kopf geschlagen haben. Nach dreiminütigem Würgen erstickte das Opfer. Nachher führten beide den R8 im Bekanntenkreis und auf Facebook vor und behaupteten, ihn gekauft zu haben, heißt es in der Anklage. Tatsächlich seien sie vermögenslos.
Offenbar schlüpften die Angeklagten nach dem Mord in die Rolle des Toten. Die Mutter (54) des Opfers, ein studierter Wirtschaftsfachmann, der mit Wertpapieren und teuren Autos handelte, sagte den Richtern, dass sie unmittelbar nach der Tat vom Handy ihres Sohnes eine Nachricht erhalten habe: „Alles geklappt und bezahlt. Fahre jetzt zum Flughafen.“
Ihr Sohn schrieb aber immer auf Russisch, nicht auf Deutsch. Als er am nächsten Tag nicht wieder zu Hause bei seiner Ehefrau in Moskau angekommen sei, war ihr „schon klar, dass da etwas passiert ist“.
„Alles gut gelaufen“
Auf telefonische Nachfrage habe ihr der Bochumer erklärt, dass mit dem Autokauf – in bar – „alles gut gelaufen“ sei. Es sei sogar „ein Kaufvertrag unterschrieben“ worden. Er mache sich „große Sorgen“ um ihren Sohn und wolle Hilfe bei der Suche anbieten. Das alles war aber offensichtlich eiskalt gelogen.
Die Mutter schaltete damals die Kripo ein. Als diese den R8 beschlagnahmte, soll der 33-Jährige der Familie des Toten sogar mit einer Anzeige wegen Betruges gedroht haben – so als habe sie sich von ihm 81 000 Euro erschleichen wollen.
Dazu kam es aber nicht. Der 30-jährige Mitangeklagte führte die Beamten später zur Leiche nach Witten. Die Handys des Toten sollen die Männer in die Ruhr geworfen haben.
>>>Angeklagter hatte in Witten eine Tuning-Werkstatt
Der 33-jährige Angeklagte hatte bis kurz vor dem Verbrechen ein Tuning-Werkstatt in einer Halle im Wullener Feld. Dort wurde ihm aber gekündigt im Streit um die Pacht.
Seit 24. Januar sitzen beide Angeklagte in U-Haft.
Das Gericht hat nochzehn Sitzungen bis Oktoberterminiert. Der nächste: 11. August.