Essen/Witten. Weil viele Turnhallen in NRW als Notunterkünfte für Flüchtlinge dienen, laufen den Vereinen die Mitglieder weg. Sportbund verfasst einen Brandbrief.

Kurse müssen ausfallen, Mitglieder reichen ihre Kündigung ein, fehlende Einnahmen stellen sie vor große finanzielle Probleme: Dass rund 270 Turnhallen in NRW derzeit als Flüchtlingsunterkünfte dienen, stellt einige regionale Sportvereine vor Schwierigkeiten. Das Maß sei voll, heißt es aus dem Vorstand der Turngemeinde Witten.

Seit Monaten könnten die Basketball-Oberligisten von TG Witten nicht vernünftig trainieren, man befürchte, dass die Abteilung ganz abwandern könnte. Doch nicht nur die Basketballer sind von der Belegung der Jahnhalle und der Eduard-Schröder-Halle betroffen. "Das zieht sich durch alle Abteilungen, von den ganz Kleinen bis zu den älteren Sportlern", sagt Vorsitzender Hartmut Schikora.

Verein steckt in einem Dilemma

Unsichere Spielorte und ungünstige Trainingsmöglichkeiten: die Sportler seien damit unzufrieden, einige Kündigungen hätten den Verein schon erreicht - os der Vorstand, ohne konkreter zu werden. "Wir wurden auch schon öfter von unseren Mitgliedern gefragt, ob sie nicht von ihren Vereinsbeiträgen befreit werden könnten. Das können wir uns als Verein aber einfach nicht leisten, weil wir nun mal fixe Kosten zu decken haben", meint Hartmut Schikora.

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Finanzielle Unterstützung bekommt die TG Witten weder von der Stadt noch vom Land. Seit Sommer 2015 werden die zwei Wittener Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. "Erst sollte die Unterkunft für 14 Tage eingerichtet werden, dann für sechs Wochen, dann bis zum Winter. Von einem Ende ist momentan keine Rede mehr", erzählt Schikora.

Die Turngemeinde Witten, 1848 gegründet, zählt zu den zehn ältesten Sportvereinen in Deutschland. "Wenn die Hallenbesetzung aber noch lange anhält, werden wir unser 175-jähriges Jubiläum vermutlich nicht erleben. Wir können nur an die Stadt und an das Land appellieren, schnellstmöglich alternative Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen", macht der Vorsitzende Sikora deutlich.

Angespannte Lage auch in Essen-Kupferdreh

Auch der Turnverein 1877 Essen-Kupferdreh (TVK) hat seit Oktober mit der Turnhallenbelegung an der Prinz-Friedrich-Straße zu kämpfen. Der TVK gilt als einer der ältesten und größten Sportvereine Essens mit rund 1800 Mitgliedern - 200 davon seien bereits ausgetreten. "Unser Sportangebot musste stark verkleinert werden. Zwei große Vereinsveranstaltungen, das Taekwando-Turnier und Handball-Turnier, können wegen der Hallenschließung nicht stattfinden", sagt TVK-Sprecherin Diana Ricken. "Wir sind in einer angespannten Lage", bestätigt auch der Vorsitzende Lazar Simikic.

Dem Verein fehlt Geld, auch wenn die finanzielle Notlage bisher nicht existenzbedrohend war. Die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Teilnahmegebühren für Sportkurse sowie Turnier-Startgebühren sind seit Oktober zurückgegangen. "Wir werden diese Auswirkungen auch noch langfristig zu spüren bekommen", meint Diana Ricken. "Wir befürchten, dass wir noch mehr Mitglieder verlieren könnten - genauso wie Sponsoren oder Spendeneinnahmen."

Sportbund hat einen Brandbrief verfasst

Bereits im Dezember hat der Sportbund Rhein-Kreis Neuss auf Facebook ein Positionspapier zum Thema "Sport und Flüchtlinge - Zwischen Willkommenskultur und Verunsicherung" aufgesetzt. Darin heißt es unter anderem: "Der 'Integrationsmotor Sport' säuft ab". Wenn das System nicht "kollabieren" soll, müsse ein Umsteuern in der Flüchtlingspolitik auf Landes- und Bundesebene stattfinden.

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