Witten. . Bei Engpässen sollen städtische Flüchtinge vorübergehend in die Jahnhalle ziehen. Eine Premiere, denn jene Unterkunft ist eine Landeseinrichtung.

Um die Belegung der Hardensteinturnhalle mit Flüchtligen so weit wie möglich hinauszuschieben, will Bürgermeisterin Sonja Leidemann städtische Flüchtinge notfalls auch vorübergehend in der Jahnhalle einquartieren. Das wäre eine Premiere, denn die dortige Unterkunft ist eine Landeseinrichtung. Die Bezirksregierung hält eine solche Lösung praktisch für ausgeschlossen, könnte Witten aber vielleicht auf andere Weise helfen, einen Engpass zu überbrücken.

Obwohl der Stadt nach einem weiteren öffentlichen Aufruf am Anfang der Woche von privater Seite kurzfristig mehrere Häuser mit Monteurwohnungen für bis zu 180 Personen zur Anmietung angeboten wurden, könnte das wieder nicht reichen. Monteurswohnungen sind praktisch, weil man sie auch für kurze Zeiträume anmieten und weil sie mit Wasserkochern oder Kochplatten für die Selbstversorgung ausgestattet sind. Im konkreten Fall stehen die Monteurswohnungen aber nach Informationen unser Zeitung aber nicht ab sofort, sondern erst ab dem 20. Dezember zur Verfügung.

Die städtischen Kapazitäten werden aber schon voraussichtlich Anfang der nächsten Woche ausgereizt sein: 400 Flüchtlinge sind in städtischen Unterkünften, 630 in Privatwohnungen und weitere 270 schon jetzt in Monteurswohnungen untergebracht. Zuletzt wurden Witten aber pro Woche etwa weitere 50 Flüchtlinge vom Land zugewiesen, die hier ihr Asylverfahren durchlaufen. Bis zur Weihnachtspause wäre demnach mit 100 weiteren Personen zu rechnen. Das war der Grund, warum die Stadt sich darauf vorbereitete, die Hardenstein-Turnhalle zu belegen.

Monteurswohnungen können schon vor vereinbarter Zeit bezogen werden

Am Mittwoch traf die Bürgeremeisterin aber mit den beiden Dezernenten die Entscheidung, vorerst noch auf die Turnhalle zu verzichten. Formal stünden die Monteurswohnungen zwar erst am 20. Dezember zur Verfügung, belegen können die Stadt sie aber schon vorher, sagte Sonja Leidemann dieser Zeitung. Sie verwies zudem auf eine zur Zeit leicht rückläufige Zahl von Flüchtlingen insgesamt – und die Notunterkünfte des Landes seien zur Zeit „alle nur noch minimal belegt“. Sollte es vor den Ferien aber noch zu einem Engpass kommen, werden man zum einen versuchen, in die bereits genutzten städtische Unterkünfte zusätzliche Betten hineinzustellen.

Zum anderen „werden wir versuchen, auch die Jahnhalle für eine Übergangszeit mitzubenutzen“, sagte Leidemann. Sie glaubt, dass es Wittener Bürgern schwer zu vermitteln wäre, eine weitere Turnhalle umzunutzen, wenn die vorhandene Landesunterkunft mit ihrer kompletten Infraktur nicht ganz genutzt werde. Leidemann: „Das kann man keinem deutlich machen.“

Aktuell nur 34 von 250 möglichen Plätzen in Jahnhalle belegt

Von den 250 Plätzen in der Landesunterkunft sind nach Angaben der Bezirksregierung Arnsberg zur Zeit 34 Plätze belegt. Reden könne man über alles, „wenn es so ein Ansinnen gibt“, sagte Sprecher Christian Chmel-Menges. Es sei aber prinzipiell „nicht vorgesehen“, kommunale Flüchtlinge in einer Landeseinrichtung unterzuringen. Beispielsweise trage das Land die Kosten der Landeseinrichtung zu 100 Prozent, für die kommunalen Flüchtlingen bekomme die Stadt aber Mittel zugewiesen. „Es ist nicht möglich, diese Systeme zu vermischen“.

Vorstellbar sei aber eine andere Überbrückungslösung, sagte Chmel-Menges. Das Land könne Zuweisungen von Flüchtlingen an eine Stadt bei besonderen Enpässen hinauszögern. Das hab man seit Ende September schon mit vielen Städten so gehandhabt.

Der Sprecher der Bezirksregierung bestätigte auf Landesebene eine „leichte Entspannung bei den Zugangszahlen in den letzten Wochen“. Diese nutze das Land im Moment ganz bewusst, um mit Blick auf Weihnachten und Neujahr „einen Puffer“ zu schaffen. Wegen der Weihachtspause in den Stadtverwaltungen werde es über längeren Zeitraum einen „Zuweissungsstopp“ geben: Den Städten werden dann vom Land keine Flüchtlingen zugewiesen. Für die Flüchtlinge, die dann ankommen, will das Land gezielt Kapazitäten vorhalten.