Herne. . Kreativ sein hilft: Weil die Sporthalle der Realschule in Herne Sodingen mit Flüchtlingen belegt ist, gibt es für Schüler kreative Alternativen.

Nur weil ihre Turnhalle zurzeit mit Flüchtlingen belegt ist, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie keinen Sport machen können. Die Lehrer der Realschule Sodingen haben sich für ihre Schüler einiges einfallen lassen, damit der Sportunterricht nicht ersatzlos ausfallen muss. So gehen Schüler beispielsweise zum Eislaufen in die Gysenberghalle.

Fast andächtig schiebt Sebastian seinen Lauflernpinguin vor sich her, setzt auf dem Eis vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Einige Mitschüler sind schon weiter und jagen über das Eis. Eins der Mädchen schnappt sich den 15-Jährigen, nimmt ihn am Arm und schiebt den Pinguin weg. „Sebastian hat letzte Woche das erste Mal auf dem Eis gestanden“, erklärt Sportlehrer Olaf Lehmann, der stolz die Fortschritte beobachtet. Vorher habe sich der Schüler nicht getraut. Ganz geheuer ist ihm das Ganze aber nicht: „Ich fühl’ mich zwar ein bisschen sicherer“, sagt Sebastian, „aber ich bleibe skeptisch, was das Eis angeht.“

Spaß steht im Vordergrund

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Einmal die Woche stehen die Sodinger Schüler gut eine Dreiviertelstunde auf dem Eis. Manche laufen zum ersten Mal Schlittschuh, andere haben ein bisschen Erfahrung, so wie Melina. Die 15-Jährige besuchte öfter die Eisdisco. „Ich finde es toll, dass wir jetzt hier sind. Es ist viel besser als der normale Sportunterricht“, sagt sie, die Wangen von der Kälte gerötet und läuft wieder los. „Zwei Schüler haben bereits Vereinserfahrung“, erklärt der Sportlehrer. „Das Schöne ist, dass die sich gegenseitig helfen.“

Doch wie wird dieser Alternative Sportunterricht eigentlich benotet? „Das ist extrem schwierig, weil alle eine andere Ausgangssituation haben“, sagt Lehmann. Was man aber gut überprüfen könne, seien Sozial- und Verhaltenskompetenz. „Am Ende wird es einen kleinen Test mit Parcours geben, der die Lernfortschritte zeigt.“ Erstmal zähle jedoch, dass die Schüler auf dem Eis sicher werden. „Bei denen, die schon besser sind, kann man an der Geschwindigkeit oder an Punktbremsungen arbeiten.“ Auch Rückwärtslaufen werde trainiert. Der Spaß stehe aber im Vordergrund, betont Olaf Lehmann, der seinen Schülern immer wieder Anweisungen zuruft: „Benutz’ auch das rechte Bein, beug’ den Körper etwas nach vorne und halt’ die Arme am Körper.“

Das Schlittschuhlaufen ist nicht die einzige Alternative der Schüler zum klassischen Sportunterricht: Sie lernen Jonglieren, spielen Tischtennis oder machen Konditionsspiele. Über Kooperationen können andere Sporthallen mitgenutzt werden. „Lustig ist, dass die Schüler wieder Seilchenspringen – nur dass das heute Rope Skipping heißt“, sagt Sportlehrer Olaf Lehmann lächelnd. „Für uns Lehrer ist die Situation eine schöne Herausforderung.“