Witten. .
Bap spielte auf dem Zeltfestivel Ruhr drei Stunden am Stück. Auf die großen Hits mussten die Fans lange warten. Aber als dann die ersten Klänge von „Verdamp lang her“ im großen Zelt am Stausee ertönten, war kein Halten mehr.
Eine Stunde und 49 Minuten ließ Bap die Fans auf den allergrößten Hit warten. Als dann die ersten Klänge von „Verdamp lang her“ im großen Zelt am Stausee ertönten, war kein Halten mehr. „Das Stück ist mehr Segen als Fluch. Es ist für meinen Vater.“ Wolfgang Niedecken hat die Worte kaum ausgesprochen, da schnellen die Hände der knapp 2000 Zuschauer nach oben und endlich, endlich einmal gibt es einen Song, den auch wir Ruhris alle mitgrölen können: „Vedamp lang her, verdamp lang, verdamp lang her!“
Bap hatte zwar viele Hits. Doch Niedecken ist keiner, der sie einfach so abspult. Als er am Anfang uralte Klassiker, mittelalte und neue ankündigt, glaubt mancher aus dem Ü-40-Publikum wohl noch, nun reihe sich Hit an Hit. Irrtum. Der Rock’n’Roller vom Rhein spielt sich quer durch 30 Jahre Bandgeschichte und dazu gehören eben auch eine Menge Songs, die man nicht unbedingt auf Lager hat. Obwohl von Anfang an die Post abgeht, glaubt man, angesichts der lange ausbleibenden Hits die ein oder andere Enttäuschung in Gesichtern zu sehen. Oder ist das nur die Erschöpfung in dem dampfenden großen Festivalzelt?
Fantastisches Finale
Nun ja, es wurde dann doch noch alles gut, und bei einem dreistündigen Konzert - dem wohl bisher längsten beim Zeltfestival Ruhr - fehlte am Ende keiner der ganz großen Erfolge: „Kristallnaach“ von der 82er-Platte „Vun drinne noh drusse“, „Waschsalon“ und „Jupp“ von dem 81er-Album „Für Usszeschnigge“ und am Ende als eine von etlichen Zugaben - natürlich - „Do kanns zaubere“ von 1982. Bei der zauberhaften Ballade nehmen die Männer ihre Frauen in den Arm. Spätestens jetzt ist sie wieder da, diese Achtziger-Nostalgie, als die Kölschrocker richtig groß wurden.
BAP
Die Fans sind mit Niedecken in Ehren ergraut, noch immer trägt er die welligen Haare lang und sein Bekenntnis zu Köln auf der Brust: „Chlodwigplatz“ steht in Weiß auf dem schwarzen T-Shirt, so heißt auch einer der Songs auf dem aktuellen Album „Halv su wild“. Dem 60-Jährigen - „ich schrieb die Texte zum neuen Album parallel zu meiner Biografie“ - ist eine ungeheure Spielfreude anzumerken. Als schon über zweieinhalb Stunden vorbei sind und die Band sich doch eigentlich schon verabschiedet hat, hängt er sich noch mal die Gitarre und die Mundharmonika um und für einen Moment könnte man meinen, Bob Dylan höchstpersönlich hätte den Weg an den Kemnader Stausee gefunden.
Fantastisch, dieses Finale. Niedecken singt zum Schluss „Jraaduss“ von 1982 und am Ende klappt es auch wieder richtig gut mit dem Mitsingen. „We woor schoen, et woor joot, ahm Eng e bessje ze koot“ - nun, zu kurz war dieses Konzert sicherlich nicht. Es lag knapp unter dem Rekord, den Bap kürzlich mit viereinhalb Stunden aufgestellt haben soll.