Bochum. 6033 Fahrzeuge haben inzwischen wieder das alte Wattenscheider Kennzeichen WAT. Hochschulprofessor Ralf Bochert hat mit seinen Studenten die Wiedereinführung der Altkennzeichen in Gang gesetzt. Im Interview erklärt er, dass die Anzahl der Altkennzeichen noch weiter zunehmen wird.
Die 6000er Hürde ist geknackt: 6033 Fahrzeuge mit WAT-Kennzeichen, ein Plus von 268 gegenüber dem Vormonat, sind unterwegs. Die Wiedereinführung der alten Kennzeichen, die Liberalisierung, haben Professor Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn und seine Studenten auf den Weg gebracht. WAZ-Redakteurin Ellen Wiederstein interviewte ihn.
WAT hat im November 2012 sein neues altes Kennzeichen bekommen. Über 6000 Fahrzeuge fahren jetzt „WAT“. Wie sieht es in anderen Städten aus? Holten sich viele Bürger das Altkennzeichen?
Prof. Ralf Bochert: Meist sind es noch ein paar mehr, was aber daran liegt, dass diese Städte entweder etwas größer als Wattenscheid sind bzw. waren, zum Beispiel Witten, oder dass sie Kreisstädte waren, wie Moers oder Dinslaken, und die Kennungen auch in Altkreisgebiete hineinwirken. Einen Wattenscheider Altkreis gibt es aber nicht: Das Interesse am „WAT“ endet sicher an den alten Stadtgrenzen. 6000 ist also ziemlich normal – im Laufe der Zeit werden es noch deutlich mehr werden.
Sind Ihnen Zahlen aus anderen Kommunen in NRW bekannt?
Prof. Ralf Bochert: Die meisten Kennungen gibt es wohl vom Moerser MO, um die 16.000 inzwischen. 10.000 schon vom Dinslakener DIN. Auch das Lippstädter LP gibt es schon 10 000 Mal. Aber auch in Lippstadt gilt: es ist eine alte Kreisstadt. GLA, CAS, WAN: das ist so etwa die Größenordnung Wattenscheids, und da decken sich die Zahlen auch.
Sie und Ihre Studenten haben mit der Wiedereinführung einen Stein ins Rollen gebracht. Haben Sie Resonanz, vielleicht sogar mal ein Danke dafür bekommen?
Prof. Ralf Bochert: Ja, ganz viel. Viel zu viel eigentlich, weil man auch ohne den Dank durch die vielen alten Kennzeichen, die man wieder auf der Straße sieht, oft das kleine Gefühl bekommt: Es hat sich gelohnt.
Sie sind nach wie vor in deutschen Landen unterwegs. Werden Sie oft eingeladen, um über die Liberalisierung zu referieren?
Prof. Ralf Bochert: Nein – und das möchte ich auch nicht. Als die Kennzeichen noch nicht da waren, da gab es schon etwas dazu zu sagen von unserer Seite: die Untersuchungsergebnisse; diese Empfehlung, das umzusetzen. Jetzt reicht es, wenn man es sieht. Das sagt mehr. Ich wohne in Stuttgart; in unserer Umgebung sind zum Beispiel LEO für Leonberg, BK für Backnang oder GD für Schwäbisch Gmünd zurück. Die sieht man erstaunlich oft. Wenn sich ein Leonberger vor uns dann aber im Straßenverkehr offenbar nicht zurechtfindet, schimpft meine Frau, dass er zu „kleinräumig in Leonberg verortet“ sei, um sich im großen Stuttgart orientieren zu können. Sie hat diese Raumbezugs-Begründung von mir wohl doch zu oft gehört in den letzten Jahren.
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„Im Zuge des Kommunalwahlkampfs kommt das Thema Altkennzeichen jetzt auch in denjenigen Kreisen wieder hoch, in denen es bisher abgelehnt wurde“, sagten Sie. Welche Kreise sind das?
Prof. Ralf Bochert: Im Kreis Warendorf darf man schon Beckumer BE-Kennzeichen reservieren; im Kreis Coesfeld hat die Kreis-CDU, die da die Kreistagsmehrheit hat, angekündigt, ihre bisher ablehnende Haltung zum Lüdinghauser LH noch einmal zu überdenken. Im Märkischen Kreis kommen Stimmen aus Iserlohn (IS) und Lüdenscheid (LÜD); die Iserlohner SPD macht ihren Kommunalwahlkampf u.a. mit dem Thema „Wiedereinführung des IS“. Die einzige Region in NRW, in der es ein klares Nein zu allen Altkennzeichen gibt, ist Ostwestfalen. Na, da wissen wir ja, woran das liegt: Es haben nicht alle deutschen Stämme die Leichtigkeit im Blut, die man braucht, wenn man etwas mit Freude tun will, was eben offensichtlich nicht so ganz wichtig ist.