Wattenscheid. .

Gurken? Gibt’s nicht mehr. Tomaten? Alle ausverkauft. Nur zwei Köpfe Eisbergsalat, ein Kopf- und ein Frisée-Salat schlummern am Dienstagmittag noch in ihren Kisten am Stand von Rita Greife. „Die Kunden kaufen wie verrückt“, sagt sie kopfschüttelnd. „Sie sind schon am Samstag richtig über uns hergefallen.“

Dass Greifes am Dienstag wegen der vorangegangenen Feiertage der einzige Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt sind, macht es nicht einfacher: Nachdem die Gesundheitsbehörden die Warnung vor rohen Gurken, Tomaten und Salat aufgehoben haben, scheinen die Kunden Nachholbedarf zu haben. „Sie sind jetzt ausgehungert und sagen: Gott sei Dank, können wir das alles jetzt wieder essen“, erzählt Rita Greife. „Andere sagen: Wir hatten so lange keine Gurke mehr, da haben wir jetzt richtig Hunger drauf.“

Nicht nur die Marktbeschicker, auch die Händler auf den Großmärkten können den plötzlich riesigen Bedarf gar nicht abdecken: „Die Händler auf dem Großmarkt hatten wegen Ehec und der Kaufzurückhaltung in den letzten Wochen ja schon gar keine Gurken und Tomaten mehr bestellt. Deshalb gab’s heute morgen auch gleich den ersten Engpass: Sie haben keine Gurken mehr gehabt.“

Rückblende: Noch am vergangenen Dienstag lagen Salat, Gurken und Tomaten wie Blei in den Kisten der Marktbeschicker. Und die Händler beklagten Einbrüche beim Gemüseabsatz von bis zu 80 Prozent. Denn auch bei anderem Gemüse wie Spinat, Stielmus und sogar Weißkohl hielten sich die Kunden wegen der Ehec-Krise zurück. Bis auf einige Stammkunden.

Zertifikat für Tomaten

„Die Stammkundschaft hat schon zum Teil weitergekauft“, erzählt Rita Greife. „Die meisten wussten ja, dass wir seit Monaten die gleiche Sorte Tomaten verkaufen. Wenn die nicht in Ordnung wären, hätte ja längst etwas passieren müssen.“ Kunden mit kleinen Kindern hätten sich jedoch zurückgehalten – obwohl der niederländische Lieferant der kleinen Honigtomaten seine Ware auf Ehec hat prüfen lassen und sogar ein Unbedenklichkeits-Zertifikat gleich mitlieferte.

Auch Kundin Christel Kubiniok hat weiterhin Salat gekauft: „Da habe ich keine Ausnahme gemacht, und außerdem wasche ich meinen Salat immer sehr gut.“ Ob sie während der Ehec-Krise denn im Supermarkt Salat gekauft hätte? „Nein, aber nicht wegen Ehec – ich kaufe Obst und Gemüse immer nur auf dem Markt.“ Eine andere Kundin ist da vorsichtiger: „Nee, ich warte lieber noch ein bisschen“, antwortet sie auf die Frage, ob sie bei Gurken, Tomaten und Salat wieder zugreift. Die Marktbeschicker sind jedenfalls erleichtert: „Ich bin froh“, sagt Rita Greife, „dass der Spuk jetzt vorbei ist.“