Mülheim. .

Ob die Stadt einen ersten Fall einer Darminfektion mit jenem Ehec-Erreger hat, der anderswo bereits Tote forderte, ist noch nicht ganz sicher. Was aber Amtsarzt Dieter Weber über den ersten möglichen Verdachtsfall sicher sagen kann, ist, dass es der betroffenen Frau schon wieder besser geht. Es dürfte sich hier um einen leichten Krankheitsverlauf handeln. Erst in etwa zwei Tagen wird feststehen, ob wirklich Ehec-Bakterien die Frau krank gemacht haben.

Um welchen Keim es sich handelt, kann man erst sagen, wenn die Kulturen gewachsen und ausgewertet sind. Womöglich ist die Erkrankung für die Betroffene dann schon Geschichte. Die Inkubationszeit bei einer Ehec-Infektion, also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, liege bei einem bis zehn Tagen, so Dr. Weber.

Wenig Aufregung herrscht derzeit bei den Krankenkassen: „In der Geschäftsstelle Mülheim ist es total ruhig. Es hat noch niemand wegen Ehec angerufen“, sagte Dieter Hillemacher, Regionaldirektor der AOK Rheinland, gestern. Und Barmer-Bezirksgeschäftsführer Norbert Misiak kann das nur bestätigen.

Das Angebot glänzt frisch und knackig: Erdbeeren, Spargel, Salate, selbst Kirschen und Pfirsiche sind schon zu haben – und die Leute kaufen gern. Die Mülheimer Tafel hat dann immer das Nachsehen. „Im Moment haben wir eher wenig Obst und Gemüse zu verteilen“, hieß es gestern dort.

Ehec sei schon ein Thema bei der Kundschaft, sagt die Obstverkäuferin. Aber wohl mehr so, wie andere Themen auch, die in den Medien behandelt werden. Die Frau rät den Leuten dann , was das Robert-Koch-Institut (RKI) auch rät, und was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Das Obst vor dem Verzehr immer gründlich abwaschen. Die Verkäuferin macht sich selbst wenig Sorgen – sie muss ihre Ware schließlich auch probieren, quasi vorkosten: „Die Kundschaft will doch von mir wissen: Wie schmecken die Erdbeeren? Sind die Weintrauben auch schön süß?“ Wenn es so gefährlich sei, „dann müsste ich ja ständig krank sein“.

Die Frage, was man noch unbesorgt essen kann, beschäftigt dennoch etliche Bürger. Beim Gesundheitsamt sind schon einige besorgte Anrufe eingegangen. Die Stadt informiert seit gestern auf ihrer Homepage über die eine, möglicherweise auf EHEC zurückzuführende Erkrankung, und gibt Empfehlungen des RKI weiter: Verbraucher können das Risiko einer Infektion minimieren, indem sie alle Lebensmittel vor dem Verzehr ausreichend erhitzen (mindestens 70°C für zehn Minuten). Wer an Durchfall erkrankt, sollte strenge Hände-Hygiene einhalten, vor allem, wenn kleine Kinder und immungeschwächte Personen im Haushalt leben. Bei blutigen Durchfällen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Noch konnten die Wissenschafter keine Infektionsquelle identifizieren. Mülheims Amtsarzt Dr. Weber fühlt sich an ein Ereignis von 2001 erinnert, wo eine verkeimte Schokolade bundesweit für viele Erkrankungen sorgte – die dafür verwendeten Kakaobohnen waren mit einer seltenen Salmonellenart verunreinigt. „Es spricht einiges dafür, dass es sich wahrscheinlich auch hier wieder um ein flächenweit verteiltes kontaminiertes Lebensmittel handelt“, schätzt der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes.