Wattenscheid. . Auf dem Gelände des neuen Altenheims an der Graf-Adolf-Straße stand früher die Städtische Handelsschule. Günter Althoff erinnert sich noch gut daran - er ging dort vor 70 Jahren zur Schule. Nun will er ein Klassentreffen organisieren.

Es ist schon ein komisches Gefühl für Günter Althoff an diesem Ort. Vor siebzig Jahren besuchte er die Städtische Handelsschule an der Graf-Adolf-Straße, jetzt steht er vor dem Neubau des Altenheims. Auf ganz persönliche Weise werden der 84-Jährige und seine damaligen Schulkameraden mit dem demografischen Wandel in der Hellwegstadt konfrontiert.

„Tja, da kommen so die Gedanken hoch. Das ist die Fortsetzung des Lebens, von der Jugend zum Alter“, blickt Althoff auf seinem früheren Schulhof wehmütig zurück. Um ihn herum stehen die Bagger und Presslufthämmer, eigentlich sollte die Seniorenanlage schon bezugsfertig sein. Im Moment gleicht die Baustelle eher einem Schlachtfeld. Er hat noch ein altes Bild in der Tasche: „So sah es hier früher aus. Das ist die Fassade der Hohenzollern-Schule. 1911 wurde sie eingeweiht“, beschreibt er das vergilbte Schwarz-Weiß-Foto.

Erinnerungen verblassen nicht

Die Erinnerungen an seine Schulzeit verblassen jedoch nicht. In all den Jahren hat er mit seiner Hobby-Wandergruppe häufig den Weg über diese Straße gewählt, jedes Mal waren damit neue Anekdoten verbunden, die ihm in den Sinn kamen: „Es war einfach eine schöne Zeit.“ Dabei spricht er von einer Zeit, in der für viele Jugendliche das unbeschwerte Leben abrupt zu Ende ging. Ab 1940 besuchte der damals 13-Jährige die Handelsschule. Der Nationalsozialismus bestimmte den Alltag, auch die Bildung wurde politisiert vermittelt. „Wir haben das damals alles gar nicht so sehr gemerkt. Viele von uns waren notgedrungen in der HJ oder anderen Organisationen, das große Erwachen kam erst später“, beschreibt der Alt-Pennäler seine Erinnerungen.

Es war ein böses Erwachen für die jungen Menschen. Nach dem Abschluss wurde Althoff zum Arbeitsdienst eingezogen, es folgten vier Jahre in französischer Kriegsgefangenschaft: „Da merkten wir dann, für wen wir das alles gemacht haben. Vorher war für uns sogar die Abschlussprüfung wichtiger als der Bomben-Großangriff auf Wattenscheid in der Nacht davor.“

Klassentreffen geplant

Seine Mit-Absolventen würde der gelernte Kaufmann nun gerne einmal wiedersehen. Im letzten Monat traf er aus Zufall auf seinen alten Freund, Matthias Eiden, der mittlerweile in Attendorn wohnt. Daraus ist die Idee eines Klassentreffens nach 70 Jahren entstanden, und Günter Althoff organisiert im Moment Ort und Zeit. Das gestaltet sich jedoch nicht so ganz einfach: „Zehn Ehemalige konnte ich erreichen. Aber gerade bei den Mädchen ist es schwierig, wenn sie geheiratet und den Namen gewechselt haben“, schildert der pensionierte Einkäufer von den Rheinischen Stahlwerken seine bisherigen Erfahrungen, die Zöglinge von Klassenlehrer Dr. Schenkel zusammenzutrommeln.

Trotzdem ist er zuversichtlich, dass sich möglichst viele seiner damaligen Mitschüler zusammenfinden. Den genauen Termin können Interessierte bei Günter Althoff unter der Rufnummer 8 88 73 erfragen.

Und dann wird sich hoffentlich gemeinsam, und vor allem zahlreich, die Möglichkeit ergeben, die Erinnerungen wieder aufleben zu lassen.