Wattenscheid. . Der Abriss der Brücke an der Westenfelder Straße in Wattenscheid erreicht seine letzte Phase. Am Sonntag, den 13. Februar, werden die beiden Stützen der Brücke gesprengt. 170 Anwohner müssen wegen der Arbeiten ihre Häuser verlassen.
Das ständige „Tackern“ ist nervtötend. Seit Dienstag hämmert an der Westenfelder Straße der Stahlmeißel in den Beton, gleichzeitig „kneift“ eine mächtige Zange mit Tonnenkraft Brocken aus dem Fahrbahnrest. Das staubt penetrant, der Arbeiter mit dem Wasserschlauch wirkt gegen die Wolken irgendwie hilflos.
Der so genannte „Brückenoberbau“, also der nördliche Teil der Konstruktion, ist schon fast komplett abgerissen, aber für die beiden mächtigen Stützen – für Fachleute: Widerlager und Flügel – rechts und links der Westenfelder Straße muss am Sonntag wieder der Sprengmeister ran. Die Abbruchsprengung ist für 11 Uhr geplant.
Mittlerweile zu schmal für sechsspurigen Autobahnausbau
Wie mächtig die Objekte sind, verdeutlicht Projektleiter Rolf Witte bei einem Blick vom A 40-Damm in die Tiefe: „Unten am Fuß ist jeder Sockel an die vier Meter mächtig, zwei weitere Meter sind noch unter Straßenniveau. Nach oben hin verjüngt sich der Sockel auf anderthalb Meter Breite.“ An die 400 Löcher für die Sprengung sind bereits gebohrt, das Fundament weitgehend freigelegt. „Die müssen damals zu viel Beton gehabt haben“, sagt Witte. „Damals“ meint am Ende der 50er Jahre. Da wurde diese Brück gebaut. Jetzt ist sie zu schmal für den sechsspurigen Autobahnausbau.
Um die gewaltigen Stützen am Sonntagvormittag „zerbröseln“ lassen zu können, werden um die 250 Kilo Sprengstoff zum Einsatz kommen, die im Erfolgsfall etwa 2500 Tonnen Schutt produzieren werden. Der wird dann ab Montag früh abtransportiert, „das dauert wahrscheinlich bis einschließlich Donnerstag“, vermutet der Projektleiter.
Ab 9 Uhr Wohnungen räumen
Einige Anwohner der Westenfelder Straße müssen am Sonntag wegen der Sprengung ihre Wohnungen verlassen: Betroffen sind rund 170 Anlieger in den Hausnummern 92 bis 114 (Westseite) und in den Hausnummern 69 bis 89 (Ostseite). Geräumt werden muss ab 9 Uhr, ab 9.30 Uhr werden Feuerwehrleute die Räumlichkeiten kontrollieren. „Die Gebäude können nach dem Ende der Sprengung ab ca. 11.30 Uhr wieder begangen werden“, heißt es in einer Anliegerinformation.
Brückensprengung, zweiter Versuch
Alle, die auf der südlichen Brückenseite zwischen Eisenbahnlinie und der Höhe „Auf dem Kley“ wohnen, werden nicht evakuiert, müssen in der fraglichen Zeit aber in ihren Häusern bleiben. Für alle Betroffenen gibt’s im Bahnhof an der Fritz-Reuter-Straße warme Getränke und Würstchen vom Grill.
Größerer Sicherheitsabstand für Zuschauer
Aus den großen Zuschauerkulissen anlässlich der beiden Sprengungen an der Bahnhofstraße hat die Arnsberger Bezirksregierung ihre Lehren gezogen und jetzt den Sicherheitsabstand für Zuschauer erheblich vergrößert. „Wahrscheinlich ist gar nichts zu sehen“, sagt Witte. Das trifft sicherlich für Schaulustige an der Nordseite zu, denn dort wird bereits in Höhe des Bußmannweges abgesperrt, die Rechtskurve nimmt jede Sicht auf die Brücke. Auf der anderen Seite ist dann in Höhe „Auf dem Kley“ kein Weiterkommen mehr. Die Sprengobjekte werden zudem mit Tüchern verhängt, die verhindert sollen, dass Betonteile durch die Luft fliegen.
Das fände die Heilige Gertrud, die überlebensgroß und farbig samt Wappen an der Fassade des Hauses 100 über dem Schriftzug „Stadt Wattenscheid“ prangt, bestimmt nicht gut: Sie hat einen Logenplatz mit Blick auf die A 40 – nur knapp 20 Meter von der Sprengung entfernt.