Wer ihn im Internet sucht, entdeckt ihn irgendwo zwischen Harzer Roller und Deo-Roller: Sprengmeister Helmut Roller (73) ficht das nicht an. Doch dass die Autobahnbrücke an der A 40 in Bochum-Wattenscheid erst beim zweiten Sprengversuch in Staub und Schutt versank, wurmt den Wuppertaler und er bedauert nicht nur die Kosten: „Doppelte Evakuierung der Leute, längere Absperrungen, viel mehr Arbeitszeit für die Firmen.“
An den Zündern habe es gelegen, dass die Brücke nicht beim ersten Versuch fiel. „Schlechte Ware“, bemerkt er dazu und weist jede Schuld weit von sich. Den Lieferanten habe man in Regress genommen, die Versicherung übernehme den Schaden. Roller achselzuckend: „Die Sache, die passiert war, war passiert.“
Eine zweite Chance
Zweite Chance: Am Sonntag, den 13. Februar, ab 11 Uhr darf seine Firma Roller Sprengtechnik, die mittlerweile einem Konzern gehört, noch einmal zünden. Dann geht es der nördlichen Brückenhälfte Westenfelder Straße an die Substanz.
Zumindest sei dieser Termin angedacht, schränkt Hans-Ulrich Bergmann ein, der verantwortliche Oberbauleiter der Firma Heitkamp Straßenbau aus Herne, die für den Landesbetrieb Straßen.NRW die Großbaustelle auf der A 40 betreut. Diesmal soll der „Überbau der Brücke herkömmlich“ abgerissen werden, mit dem Bagger: „Der Rest wird gesprengt.“
Dann schlägt wieder die Stunde für die Roller-Riege. Denn eigentlich, wie Bergmann sagt, sei es Rollers Mitarbeiter Michael Hamann gewesen, ein „Sprengberechtigter“, der in Wattenscheid „die Ausführung gemacht hat“. Aber der Chef, Roller eben, „war immer mit dabei“. Anlass, den nächsten Brückenabriss mit einem anderen Sprengkommando zu betrauen, sieht Bergmann nicht.
Pannen sind Roller nicht fremd
Pannen sind Sprengmeister Roller allerdings nicht fremd. Schlagzeilen löste er schon vor dreißig Jahren aus, als er 1980 den 25 Meter hohen Siloturm einer Malzfabrik in Krefeld sprengen wollte. Erst nach 17 Tagen, beim sechsten Versuch, gab der Turm klein bei. Wegen seiner zwischenzeitlichen Schräglage wurde er in den Medien als der „Schiefe Turm von Fischeln“ belächelt. Das hängt Roller noch heute an.
So machte RTL II ihn in einem Beitrag am Montag gleich zum Pannenkönig unter Deutschlands Sprengmeistern und garnierte den doppelten Brückenschlag aus Wattenscheid mit alten Trümmerbildern, wo Betonbrocken in Vorgärten flogen oder über ein Loch im Wohnhaus geklagt wurde.
Zumindest ist Roller in der Branche prominent. Er gilt in den Medien als „der Mann ohne Furcht“, als der „europaweit bekannte Sprengmeister aus Wuppertal“. An anderer Stelle heißt es vielversprechend: „Wo Gebäude wie Kartenhäuser zusammenfallen, ist Helmut Roller nicht weit.“
400 Schornsteine flachgelegt
„Es gibt Sachen, die nicht gut gelaufen sind“, räumt er der WAZ gegenüber freimütig ein. Als Beispiel nennt er die Sprengung eines Hochhauses in Düsseldorf. Da war das Treppenhaus anders gefallen als geplant. „Aber das ist nur zehn bis 15 Grad aus der Richtung gekommen. Sonst ist alles bestens gelaufen.“
Schon so einiges hat der studierte Eisenhüttenfachmann pflichtgemäß kaputt gemacht. An die 400 Schornsteine hat er flachgelegt und den mit 180 Meter höchsten Kühlreaktor der Welt in Hamm-Uentrop. Er lacht: „Eine Zeit lang habe ich mich auf den Stadien ausgetobt.“ Das Rheinstadion in Düsseldorf hat er gesprengt, (zum Ausgleich) auch das Müngersdorfer Stadion in Köln, nicht zuletzt das Waldstadion in Frankfurt.
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