Wattenscheid. .
Ein kleines bisschen heile Welt gibt es noch in Wattenscheid: Gewalt gegen Polizeibeamte, wie sie die Gewerkschaft der Polizei (GdP) jüngst beklagt hat, kommt in der Hellwegstadt so gut wie nicht vor.
Das sagt zumindest Uwe Danz von der GdP-Kreisgruppe Bochum. „Das wäre aber anders, wenn es hier große Demos oder Fußball-Ereignisse gäbe“, räumt der Wattenscheider ein. „Anders als in Bochum sind die Massen hier eben nicht da.“ Eine Ausnahme seien sicher die Karnevalsumzüge – wie überhaupt alle Großveranstaltungen, bei denen Alkohol im Spiel sei.
Dass der Respekt gegenüber der Polizei generell gesunken ist, kann Danz allerdings bestätigen: „Respektlosigkeit ist an der Tagesordnung, besonders bei Jugendlichen.“ Das seien in den meisten Fällen Jugendliche, die auch vor ihren Eltern keinen Respekt hätten, hat der Gewerkschafter festgestellt. „Das erleben wir, wenn wir beispielsweise jugendliche Ladendiebe bei ihren Eltern abliefern“, erzählt er. „Diese Eltern haben ihre Kinder nicht im griff. Sie glauben nicht, was wir da erleben: Wenn die Polizei nicht dazwischen geht, werden die Eltern teilweise von ihren Kindern geschlagen. Das gibt’s auch hier in Wattenscheid.“
Eine Tendenz zur zunehmenden Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten kann auch Polizeihauptkommissar Udo Lotte, Leiter der Wattenscheider Wache, bestätigen. Wie Guido Meng von der Bochumer Polizeipressestelle möchte sich Lotte aber nicht detaillierter zu dem brisanten Thema äußern. Guido Meng stellt dazu fest: „Fehlender Respekt ist sicher die Vorstufe von ,Dem Bullen haue ich jetzt auf die Fresse’.“
Auch im Innenausschuss des Landtags war d ie sinkende Hemmschwelle im Umgang mit der Polizei Thema, erklärt der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel. „Das hat mit dem gesellschaftlichen Werteverfall zu tun“, mutmaßt er. „Der wiederum hängt auch mit der Perspektivlosigkeit junger Mneschen zusammen. Da müssen wir ansetzen.“
Es könne aber nicht hingenommen werden, dass Ordnungshüter an der Ausübung ihres Dienstes gehindert werden. „Wer Polizeibeamte beleidigt, in ihrer Arbeit behindert oder angreift, muss mit der ganzen Härte des Gesetzes rechnen“, fordert Yüksel. Wichtig sei, dass der Strafrahmen dabei auch im oberen Bereich ausgeschöpft werde, so sein Appell an die Justiz.
Das Problem mangelnden Respekts vor der Polizei sei aber kein flächendeckendes. „Die Polizei ist nach wie vor höchst angesehen in der Bevölkerung“, betont Yüksel. „Sie gehört zu den Top drei unserer Gesellschaft.“