Bochum-Wattenscheid. Alle Jahre wieder wird ein Wohnhaus in Wattenscheid zur Weihnachtsattraktion. Dahinter steckt eine langjährige Familientradition.
Meterlange Lichterketten schmücken das Vordach, die Haustür und den Gartenzaun. Leuchtende Schneeflocken rieseln die weise Hauswand hinunter. Auf dem Rasen stehen funkelnde Weihnachtsbäume und der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten höchstpersönlich. Jeden Nachmittag um 16.15 Uhr, wenn es in Wattenscheider-Günnigfeld langsam, aber sicher dämmert, verwandelt sich das Mehrfamilienhaus auf der Osterfeldstraße 17 zum „Winter Wonderland“ – und wird damit zur Weihnachtsattraktion in der ganzen Nachbarschaft.
Weihnachtsbeleuchtung in Wattenscheid: Drei Generationen packen mit an
Hinter der aufwendigen Weihnachtsbeleuchtung steckt eine langjährige Familientradition. Auf drei Stockwerken verteilt leben in dem Haus zehn Mitglieder aus drei Generationen der Familie Möhle-Roj. Am Samstag vor dem Totensonntag schmücken vom jüngsten bis zum ältesten Familienmitglied alle zusammen bei Keksen, Kinderpunsch und Glühwein das Haus. Die Ideen dafür entstehen Woche für Woche beim gemeinsamen Samstagsfrühstück. „Da wird dann gebrainstormed und abgestimmt, was im jeweiligen Jahr Neues dazukommen könnte“, erklärt Vater Florian Möhle. Der 41-Jährige hat später das Zepter über die Beleuchtung in der Hand. Lichterketten und Schneeflocken-Projektor laufen über eine Funksteckdose, die er mit nur einem Touch über eine App auf seinem Smartphone steuern kann.
Weihnachtsbeleuchtung in Bochum-Wattenscheid
Familientradition seit 1975: Opa Wilhelm machte den ersten Schritt
Den Startschuss für die Tradition gab Opa Wilhelm im Jahr 1975, als er und Oma Annette gerade in das Untergeschoss des Hauses eingezogen sind. „Ich habe einfach eine Lichterkette genommen und sie draußen um eine Tanne gelegt“, erklärt der 74-Jährige. Als gelernter Starkstrom-Elektriker sei das schließlich das Mindeste gewesen, was er hätte tun können, um dem Haus ein wenig Weihnachtsstimmung zu verpassen.
Da die Immobilie den Möhles damals nicht selbst gehörte und andere Mieter mit im Haus lebten, hielt man die Dekoration noch dezent. Das änderte sich schlagartig, als Sohn Florian mit Ehefrau Britta und der älteren Tochter Lena im Jahr 2011 in die erste Etage zog. Im zweiten Geschoss lebte bereits Tochter Nadine Roj mit Ehemann und Kindern. Damit war das gesamte Haus im Familienbesitz und die Möhle-Rojs hatten freie Fahrt, die Weihnachtsbeleuchtung Jahr für Jahr pompöser werden zu lassen.
Attraktion in der ganzen Nachbarschaft: „Einige fahren Extrarunden“
Seit zwei Jahren sorgt zum Beispiel ein aufblasbarer Weihnachtsmann dafür, dass von Ende November bis Anfang Januar niemand mehr am Haus vorbeifährt, ohne einen Blick drauf zu werfen. „Wir schmücken nicht nur für uns, sondern möchten auch anderen in der Weihnachtszeit ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt Mutter und Schwiegertochter Britta Möhle. Das scheint zu funktionieren: „Einige Nachbarn fahren sogar Extrarunden, um die Dekoration zu bestaunen oder spazieren nur deshalb an unserem Haus vorbei“, so die 42-Jährige.
Weihnachten bei der Möhle-Rojs: Besinnlichkeit trotz Chaos
Neben der Hausdekoration gehören auch das gemeinsame Schlagen der Weihnachtsbäume und natürlich das große Festmahl zur Tradition. An den Feiertagen stoßen noch weitere Familienmitglieder dazu und versammeln sich abwechselnd mal auf jeder Etage. Am zweiten Weihnachtstag kommen bei Oma und Opa im Untergeschoss rund 16 Personen zusammen. „Das schönste an Weihnachten ist, dass wir in besinnlicher Atmosphäre gemeinsam Zeit verbringen, auch wenn es hier immer ein bisschen chaotisch zugeht“, sagt Oma Annette. Familienküken Neele (10) freut sich in diesem Jahr aber wieder besonders auf eine Sache: „Natürlich auf die Geschenke“, sagt sie mit einem frechen Grinsen.