Bochum-Höntrop. Eine Kita in Bochum-Höntrop pachtet einen Schrebergarten und gestaltet ihn mit den Kindern: So ist das NRW-weit fast einmalige Projekt gelungen.
Aus einer braunen Hügellandschaft ist ein blühender Kleingarten geworden – geschafft hat das der Pastor-Viertmann-Kindergarten in Bochum-Höntrop. Er hat eine verwaiste Parzelle im nicht weit entfernten KGV Vogelsang übernommen und zum grünen Paradies umgestaltet. Und damit Neuland beschritten: „In NRW gibt es dafür noch kaum Vorbilder“, so Kita-Leiterin Birgit Scheluga. Für das Naturprojekt galt es nicht nur Eigenleistung und Geld zu investieren, sondern im Vorfeld auch viele rechtliche und formale Fragen abzuklären. Der Weg ins Paradies ist bekanntlich oft voller Hürden.
Bochumer Kita-Naturprojekt ist Neuland in NRW
Mit dem Landesjugendamt wurden Fragen zur Nutzung eines Kleingartens durch Kindergarten-Kids abgeklärt. Dabei geht es um Sicherheit, Hygiene, Gefahren und Kinderschutz. Versicherungsrechtliche Aspekte mussten geklärt werden, u.a. zur Unfallversicherung für Kinder, Mitarbeitende und Eltern.
Kontakt galt es außerdem mit dem Bochumer Stadtverband der Kleingärtner aufzunehmen: Wer kann als Pächter auftreten? Ergebnis: Der Kita-Träger, die Evangelische Kindergartengemeinschaft Gelsenkirchen und Wattenscheid, kann dies übernehmen. Außerdem wurde ein Kooperationsvertrag zwischen dem Kindergarten und dem Kleingartenverein Vogelsang abgeschlossen. Die Kleingärtner unterstützen das Naturprojekt nach Kräften, „wir haben rund 250 Arbeitsstunden ehrenamtlich investiert, stehen auch mit Ratschlägen zur Seite“, erklärt KGV-Sprecher Dietmar Kalkbrenner.
Viel Eigenleistung steckt im Bochumer Projekt
Und letztlich galt es auch noch eine Konzeption und Organisationsplanung im Kita-Team selbst zu erarbeiten. Dann konnte es auf der rund 300 Quadratmeter großen Parzelle endlich losgehen. Holzhütte und Toilette mussten erst saniert und kindgerecht gestaltet werden, Strom lag schon, die Wasserversorgung wurde hergestellt.
„Stück für Stück eroberten wir uns das Grundstück“, sagt Birgit Scheluga, die selbst einen Kleingarten besitzt und die eigene Scholle liebt. Und deren Herzenswunsch es schon immer war, ein solches Kita-Projekt auf die Beine zu stellen. „So kann man Kindern hautnah Umwelt vermitteln. Wenn die Kleinen einmal im Garten sind, wollen sie gar nicht mehr weg von hier“, sagt die 62-Jährige, seit 41 Jahren in dem Kindergarten aktiv. „Viele Kinder im Umfeld unserer Kita wachsen in einer häuslichen Umgebung auf, die keine Naturerfahrungen ermöglicht. Das ist hier machbar.“
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Blumenwiesen wurden angelegt, ein Insektenhaus aufgebaut, ein Gemüsegarten gestaltet, Obstbäume gepflanzt, sogar eine Kräuterspirale aus Bruchsteinen gebaut. „Das alles ist nachhaltige Bildung. Die Kinder lernen mit allen Sinnen. Dadurch ergeben sich Projekte zum Wandel der Jahreszeiten, zum Leben von Pflanzen, Insekten, vom Säen bis zum Ernten, zur Ernährung.“
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Kita-Kooperation mit KGV Vogelsang in Bochum
68 Kinder sind in der Kita. Dreimal pro Woche für etwa zwei Stunden – je nach Wetterlage – geht es vom Preins Feld in Richtung Mecklenbecke auf die Parzelle, die geschützt an einem Feld liegt. „Wir sind froh, dass der KGV Vogelsang uns diese Möglichkeit gegeben hat und uns mit Rat und Tat unterstützt.“ Auch Eltern haben bei dem Naturprojekt tatkräftig mitgeholfen, der Förderverein leistet finanzielle Unterstützung. Und im Rahmen der städtischen Kampagne „Bochum blüht und summt“ hat sich die Kita mit ihrer Projektidee „Heimische Insektenoasen in Bochumer Kleingärten“ beworben und 1000 Euro erhalten.
Demnächst werden 200 Blumenzwiebeln eingegraben, „damit es auch im Frühjahr wieder bei uns blüht und summt“, blickt Projektleiterin Birgit Scheluga in die Zukunft.