Jeden Dienstag und Freitag steht Ann-Kathrin Greife (20) hinter dem Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt in der Wattenscheider Innenstadt, donnerstags auf dem Bismarckplatz. Eine Aufgabe, die bei Wind und Wetter immer wieder vollen Einsatz verlangt. WAZ-Mitarbeiter Norbert Philipp sprach mit Ann-Kathrin Greife bei einem Becher Kaffee über ihr Leben.

Jeden Dienstag und Freitag steht Ann-Kathrin Greife (20) hinter dem Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt in der Wattenscheider Innenstadt, donnerstags auf dem Bismarckplatz. Eine Aufgabe, die bei Wind und Wetter immer wieder vollen Einsatz verlangt. WAZ-Mitarbeiter Norbert Philipp sprach mit Ann-Kathrin Greife bei einem Becher Kaffee über ihr Leben.

Mit zwanzig Jahren sind Sie vermutlich die jüngste Markthändlerin in der Region. Wie ist es dazu gekommen?

Greife: Geboren wurde ich im Gelsenkirchener Marienhospital. Zum Ende meiner Schulkarriere habe ich die Pestalozzi-Realschule besucht. Nach Abschluss der zehnten Klasse bin ich sofort arbeiten gegangen, da war ich 16 Jahre alt. Erst auf dem Essener Großmarkt und anschließend in einem Architekturbüro. Gute Einblicke in Buchführung habe ich aus diesen beiden Tätigkeiten mitgenommen.

Haben Sie nie an eine Lehre oder eine weitere Schullaufbahn gedacht?

Doch schon, eigentlich war eine Bürolehre geplant. Zur Schule allerdings bin ich nie gerne gegangen. Ich wollte eben sofort arbeiten gehen, auf eigenen Füßen stehen.

Sie sind dann in den Familienbetrieb gewechselt. Manche junge Menschen sind froh ihr Elternhaus verlassen zu dürfen, das ist bei Ihnen anders?

Ja, ich habe mich immer gut mit meinen Eltern verstanden, überhaupt mit der ganzen Familie, auch meinem Onkel. Bei uns geht es häufig lustig zu. Mir hätte nichts besseres passieren können, als den ganzen Tag mit der Familie zusammen zu sein. Seit über zwei Jahren bin ich jetzt mit an Bord. Man kann das noch nicht mal so richtig „arbeiten“ nennen. Es ist eben eine gute Gemeinschaft.

Ein traditionsreiches Unternehmen?

Meine Großeltern haben den Betrieb begründet, das war im Jahre 1950. Wir sind mit unserem Stand nicht nur hier in Wattenscheid auf den Wochenmärkten, sondern mittwochs und samstags in Bochum-Werne. Aktuell führen mein Vater Michael Greife und mein Onkel Jürgen den Betrieb. Später möchte ich das Geschäft weiterführen, in der Familientradition bleiben. Wir haben viele Stammkunden, manche sind schon sehr alt und gebrechlich. Ihnen bringen wir die Ware auch nach Hause, ein Anruf genügt.

Haben Wochenmärkte noch eine Zukunft?

Auf jeden Fall. Das Plus von uns Markthändlern ist die Frische und bei vielen Produkten können wir genau sagen, woher sie stammen. Das ist gerade heutzutage sehr, sehr wichtig. Klar, die Konkurrenz ist stark wenn ich an die Supermärkte denke. Dabei sind wir oft nicht teurer, wie manche Menschen glauben. Mein Vorschlag war, uns stärker bei meiner Altersgruppe über die sozialen Medien bekannt zu machen. Facebook und so. Ich denke spätestens Anfang 2018 werden wir das umsetzen.

Ist das nicht ein anstrengender Beruf?

Im Winter ist es echt hart, es macht aber trotzdem Spaß und es ist abwechslungsreich. Ich muss einfach draußen sein, keine Ahnung warum. Die Männer beginnen den Tag um zwei Uhr morgens mit der Fahrt zum Großmarkt nach Essen. Wir Mädels, also meine Mutter und ich, kommen so um sechs Uhr dazu. Der Tag endet dann gegen 14 Uhr. Aber auch hier leben wir Gemeinschaft, frühstücken zusammen, unsere Angestellten sind natürlich auch mit dabei. Ich fühle mich dabei sehr wohl. Zwar beginne ich den Tag immer sehr früh, aber nachmittags habe ich ja frei. Am Sonntag und am Montag arbeiten wir nicht.

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Was hilft Ihnen abzuschalten?

Meine Pferde. In Essen steht mein Hobbypferd „Faro“, außerdem sind wir im Trapprennsport aktiv. Um „Faro“ kümmere ich mich besonders. Der Wallach ist früher Rennen gelaufen, wurde krank und konnte keine Leistung mehr bringen. Jetzt verbringe ich so viel Zeit wie möglich mit meinem Pferd, sogar in den Urlaub fahren wir gemeinsam. An die Nordsee, für zwei Wochen und immer auf den gleichen Reiterhof. Weitere Freizeitaktivitäten sind nur sehr eingeschränkt möglich, um mein Pferd muss ich mich schon intensiv kümmern. Glücklicherweise teilt eine meiner besten Freundinnen mit mir dieses Hobby.

Fernreisen sind also gestrichen?

Nicht ganz, ich fliege aber auch nicht gern. In diesem Jahr war ich mit meiner besten Freundin auf Mallorca. Zum „feiern“, das musste auch mal sein.