Bochum-Wattenscheid. Das Programm “Soziale Stadt Wattenscheid“ wird fortgesetzt. Auf der Agenda stehen nach dem Stadtgarten noch Oststraße und Bebel-Platz.
Der Stadtumbau im Zuge des Förderprogramms "Soziale Stadt - Wat bewegen" für Wattenscheid-Mitte geht nach dem Start 2016 weiter. Rund 30 Millionen Euro sind seitdem im Zuge dessen in viele Maßnahmen und Projekte investiert worden. Es gibt bzw. gab viele Handlungsfelder, das reicht von der Innenstadt bis zu Grünvierteln wie dem Stadtgarten. Heike Möller, seit November 2022 neue Leiterin der Amtes für Stadtplanung, blickt engagiert nach vorn.
Stadt Bochum reagiert auf Veränderungen
"Die Landesregierung ist dabei, die Städtebauförderung und damit das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK, zu ändern", berichtet sie. "Die Auswirkungen auf die Kommunen sind noch offen, aber wir rechnen damit, dass für die Umsetzung der Maßnahmen weniger Zeit bleibt." Planung und Bauzeiten müssten dadurch praktisch vom ersten Tag "bis in sieben Jahren" festgezurrt werden.
"Die Kommunen sollen deutlich mehr Eigenverantwortung bekommen, und damit müssen wir für alle Maßnahmen die Augen aufhalten, wie wir eine Förderung erreichen können oder sie mit eigenen Mitteln stemmen", umreißt die Amtsleiterin.
Auch in Wattenscheid ist mit dem ISEK seit 2016 einiges realisiert worden, "etwa das Hof- und Fassadenprogramm, die Umgestaltung im Friedenspark Ehrenmal und auf dem Holland-Areal", Maßnahmen gegen Leerstände in der City. Nun läuft die Fortschreibung des Programms, und Möller fasst zusammen: "Was ist zu tun in Wattenscheid? Was können wir verbessern?"
Einkaufsachse zum Flanieren ertüchtigen
Der Fokus solle nun deutlicher auf der WAT-City liegen, und da auf der Hauptachse, der Einkaufsstraße. Die Einkaufsgewohnheiten hätten sich verändert, die Ansprüche auch, "daher wollen wir den öffentlichen Raum grüner gestalten, bespielbar machen, unter anderem am Saarlandbrunnen", erklärt Möller. Mit den Bauminseln und den Kleinspielflächen an der Friedenskirche soll es nicht getan sein.
"Wir wollen die urbane Achse insgesamt ertüchtigen, damit gerade Familien gern hier flanieren und bummeln", nennt sie die Ziele. Die Begrünung des August-Bebel-Platzes soll demselben Zweck dienen, dazu auch eine der jetzigen Hitzeinseln im Kernbereich kühlen. Beim Straßenumbau, auch auf der Friedrich-Ebert-Straße, sollen Rigolen Starkregen aufnehmen.
Überhaupt, Grün. "Die beste Baumaßnahme ist einen Baum zu pflanzen", meint Möller lächelnd, muss aber einschränken: "das lässt sich nicht überall machen", wie bei der Dachbegrünung. Auf dem Bebel-Platz soll beim Umbau aber soviel wie möglich an Fläche entsiegelt werden. Und unter dem Stichwort "grüne Straßen" seien allein in Wattenscheid zweimal je 50 Bäume nach- und neugepflanzt worden.
Flächen für Erholung und Aktivitäten vernetzen
Die Verbindungen zwischen Stadtgarten und Monte Schlacko sollen die Flächen für Erholung und Aktivitäten verbinden, vernetzen. Aufgewertet werden sollen als kleinere Maßnahmen noch der Eingangsbereich zum Holland-Zechenareal und die kleine Fläche zwischen Marienstraße und Marienhospital.
Auch zum aufgegebenen städtischen Betriebshof am Stadtgarten hat Möller Neuigkeiten: "Neben einem Tiny Forest spielen wir auch eine Gestaltung zu einem Bildungsgarten durch, der offen an den Stadtgarten angebunden werden könnte, einem landwirtschaftlichen Projekt."
Auch im Stadtgarten geht es vorwärts. Einige jäten in den neuen Beeten, an anderer Stelle werden Wege geschottert und asphaltiert, und weitere Mitarbeiter der Zentralen Dienste sind auf einer Kontrolltour. Sie überprüfen das Gefälle der Wege im Wattenscheider Stadtgarten und damit den Abfluss bei Starkregen - wie vor kurzer Zeit. Unwetter wie Hitzeperioden rücken bei allen baulichen Maßnahmen in der Stadt deutlich in den Blickpunkt. Wie die, dass der Teich im Stadtgarten demnächst nur vom Regenwasser gefüllt wird, das vom Sportplatz und aus dem Areal um das Seniorenzentrum über einen Kanal eingeleitet wird: Mit dem Umbau des Teichs 2024 soll dieses Teilstück des Stadtumbaus "Soziale Stadt Wattenscheid" abgeschlossen werden. Eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen sind in Planung, in der Diskussion oder werden gerade neu entwickelt.
Umfrage in der Innenstadt Wattenscheid
Auf dem Wochenmarkt hat die Redaktion am Freitag einige Bürger befragt. Herr Franz (72) lebt schon seit vielen Jahren in Wattenscheid und wünscht sich insbesondere, dass die Innenstadt belebt werden würde, vor allem der August-Bebel-Platz. Auch möchte er auf den Verkehr aufmerksam machen. „Es muss ein Gleichgewicht zwischen Autos und Fahrrädern hergestellt werden." Allerdings seien die E-Scooter, seiner Meinung nach, nicht verkehrsgerecht.
Ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, äußert sich kritisch gegenüber der momentanen Lage in Wattenscheid. „Die sollen ihre Koffer packen", sagt er mit Verweis auf die Politik. „Die machen nur was für die Innenstadt Bochum, für Wattenscheid kommt da gar nichts."
Michael Seidel (54) ist seit vielen Jahren ein Verkäufer auf dem Wattenscheider Wochenmarkt. „Das Klientel verändert sich. Die Menschen am Wochenmarkt werden immer älter", sagt er und wünscht sich, dass die „Innenstadt attraktiver für die Jugend" gemacht werden würde. Seien es Modegeschäfte oder anderweitige Veränderungen.
„Es ist gut so, wie es ist", sagt Anna Kirchner (41) auf ihrem Weg durch den Wochenmarkt. Auf den Wochenmärkten würde man vieles bekommen, was man braucht. Vieles sei auch fußläufig zu erreichen. Jedoch beklagt sie die Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere im Hinblick auf die Erreichbarkeit für ältere Anwohner und Anwohnerinnen.