Bochum-Wattenscheid. Rund acht Jahre lang war Silke Pfeifer unter anderem als Stadionsprecherin für die SG Wattenscheid 09 tätig - jetzt hört sie auf. Die Gründe.

Ihre Stimme wird an diesem Samstag (6. Mai) zum letzten Mal durch die Lautsprecher des Lohrheidestadions zu hören sein: Silke Pfeifer, langjährige Stadionsprecherin der SG Wattenscheid 09, wird ihren Posten aufgeben.

Rund acht Jahre lang hat die 37-Jährige ehrenamtlich die Heimspiele des Wattenscheider Regionalligisten als Stadionsprecherin begleitet. Beim vorletzten Spiel (14 Uhr) der Saison gegen den 1. FC Düren hat sie ihren letzten Einsatz – gemeinsam mit ihrem Verlobten, der sie in der Sprecherkanzel unterstützt und der ebenfalls morgen seinen letzten Tag als Ehrenamtlicher bei dem Verein hat.

Höhen und Tiefen: Wattenscheider Stadionsprecherin hat alles miterlebt

Pfeifer blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Zeit als Stadionsprecherin in Wattenscheid zurück: „Das war ein Gefühlschaos.“ Von Tränen der Traurigkeit bis zu Freudentränen sei alles dabei gewesen. Aber: „Ich liebe 09, die Fans, die Mannschaft und alles drum herum.“ Und vor allem eines verbinde sie mit dem Verein: „Heimat.“

Sie hat sowohl die Höhen des Vereins miterlebt, wie der Aufstieg in die Regionalliga West in der vergangenen Saison nach dem Relegationsspiel. „Da hatte ich Gänsehaut“, erinnert sie sich. Ein weiteres Highlight ihrer Karriere als Stadionsprecherin war, gemeinsam mit Lenni, der die Hymne für den Verein geschrieben und eingesungen hat, in der Sprecherkanzel zu sitzen.

Silke Pfeifer hat als Stadionsprecherin Höhen und Tiefen mit der SG Wattenscheid 09 erlebt.
Silke Pfeifer hat als Stadionsprecherin Höhen und Tiefen mit der SG Wattenscheid 09 erlebt. © Silke Pfeifer | Silke Pfeifer

Aber auch Tiefen hat die 37-Jährige mit der SG Wattenscheid 09 erlebt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr das sogenannte „Retterspiel“ gegen den FC Schalke 04 im Jahr 2019, das veranstaltet wurde, nachdem der Verein fast insolvent war. „Da wurden 8009 Zuschauer gezählt. Da war ich dann schon aufgeregt vor so vielen Menschen zu reden“, sagt die Stadionsprecherin.

Durch Zufall zum Ehrenamt der SG Wattenscheid 09 gekommen

Sie sei eher zufällig zu dem Ehrenamt als Stadionsprecherin gekommen, erzählt sie. 2015 sei der Technikunterstützer des derzeitigen Stadionsprechers, der ein Freund von ihr war, ausgefallen. „Da hatte ich dann meinen ersten Technikeinsatz“, erinnert sich Pfeifer, die dann unter anderem für die Musik zuständig war. Ihren ersten Sprechereinsatz hatte sie vor circa vier Jahren.

Zu ihren Aufgaben gehörte die Vorbereitung der Musik für die gesamte Saison, das Einsprechen von neuen Jingles, wenn es neue Sponsoren gab und natürlich das Kommentieren („nicht das moderieren“) des Spiels.

Wattenscheider Stadionsprecherin ist eine der wenigen in Deutschland

Pfeifer ist eine der wenigen Frauen, die in Deutschland als Stadionsprecherin tätig sind. „Wir waren uns dessen immer bewusst und auch ein wenig stolz darauf. Natürlich haben wir alle Verständnis dafür, denn es ist, wie alle Stellen momentan, ein Ehrenamt“, sagt Kommunikationsleiter Björn Biberich in einem Facebookpost der SG Wattenscheid 09.

Mit Vorurteilen sei sie aber nie konfrontiert worden. „Am Anfang ist man als Frau in so einer Männerdomäne eher gehemmt“, sagt Pfeifer. Sie habe aber nie bewusst mitbekommen oder persönlich gehört, dass ihr Posten besser von einem Mann besetzt werden sollte: „Abneigungen habe ich nie gespürt.“

SG Wattenscheid 09 auf Abstiegskurs: Stadionsprecherin tippt auf morgigen Sieg

Suche nach einem Nachfolger bei der SG Wattenscheid 09 läuft

Nach acht Jahren bei der SG Wattenscheid 09 hört Stadionsprecherin Silke Pfeifer auf. Einen Nachfolger hat der Regionalligist noch nicht gefunden und ruft daher zu Bewerbungen auf. Bewerberinnen und Bewerber sollten verlässlich sein, ein Sprachtalent, technisches Verständnis sowie gute Augen haben, heißt es auf der Facebookseite des Vereins. Ein paar Tipps hat Pfeifer auch für ihren Nachfolger: „Immer sich selbst treu bleiben, sich nicht verstellen, die Liebe zum Verein nach außen tragen und ein Teamplayer sein.“

Die Aufgaben in der Stadionkommunikation sind unter anderem die Absprache von Ansagetexten mit dem Vorstand, Behörden und dem Medienteam. Außerdem muss der neue Stadionsprecher Einspieler erstellen, den Soundcheck durchführen, die Anzeigentafel bedienen, Stadion-, Einlauf- und Tormusik abspielen und Ansagen während des Spiels machen. Interessierte können sich per Mail an presse@sgwattenscheid09.de bewerben. Auch für den Posten für Technik und Musik kann sich beworben werden.

Pfeifers letzter Einsatz im Lohrheidestadion wird voraussichtlich auch der vorerst letzte Heimspieltag der SG Wattenscheid 09 in der Regionalliga sein. Der Verein befindet sich derzeit auf dem vorletzten Tabellenplatz in der Regionalliga West mit 21 Punkten. Bis zum 15 Platz, der für einen Verbleib in der Regionalliga stehen würde, sind es 15 Punkte Unterschied.

„Ich sage es nur ungerne, aber die Regionalliga war vielleicht eine Nummer zu groß“, so Pfeifer. Ein Abstieg in die Oberliga könnte ein Neuanfang für die Mannschaft sein. Das würde, nach Pfeifers Einschätzung, wieder Erfolgserlebnisse für die Spieler und die Fans versprechen. Dennoch tippt die 37-Jährige auf einen Sieg für ihr Team beim morgigen Spiel gegen den 1. FC Düren, der auf dem elften Platz steht: 2:1. Und auch einen Tipp für die Zuschaueranzahl hat die erfahrene Stadionsprecherin. Sie tippt, dass 850 Zuschauer ihr bei ihrem letzten Einsatz im Stadion zuhören.

Stadionsprecherin gibt das Ehrenamt aus Zeitgründen auf

Das Fußballinteresse sei ihr aber nicht von Haus aus mitgegeben worden. Vor neun Jahren sei mit einer Freundin zu einem Fußballspiel der Wattenscheider gegangen und dann „dort hängengeblieben.“

Der einzige Grund, weswegen sie das Ehrenamt aufgibt, sei die Zeit. „Ich möchte meine Freizeit wieder zurück.“ Fast an jeden Heimspiel-Tag sei die 37-Jährige im Lohrheidestadion gewesen. Und so viel Spaß ihr die Arbeit auch gemacht hat, hat es dennoch sehr viel Zeit geraubt. Als Fan bleibt sie der SG Wattenscheid 09 aber erhalten: „Einmal 09er, immer 09er.“