Wattenscheid-Mitte. Die Absperrung der Parkstraße in Wattenscheid hat Verkehr nur verlagert. Dagegen gibt es massive Proteste von Anliegern der Nebenstraßen.
„Was soll denn diese Maßnahme bringen, ein völliger Irrsinn, was seitdem in den Seitenstraßen abläuft“, schimpfen Rainer Menke (66) und Michael Peters (64) über die kürzlich erfolgte Sperrung der Parkstraße in Höhe der ehemaligen Kirche St. Pius. Sie wohnen in der Stresemannstraße, hier ist seitdem viel Verkehr unterwegs. Seit kurzem hat die Stadt Bochum die Parkstraße durch neun Poller komplett gesperrt, um die Durchfahrt zu verhindern - auch auf dem Gehweg, denn man kennt ja die Umwege, die manche Autofahrer gerne suchen.
Kritik an der Vollsperrung durch Poller
Seit der Vollsperrung vor gut zwei Wochen quetschen sich nun sehr viel mehr Auto- und Lkw-Fahrer durch die Seitenstraßen rund um die Kirche St. Pius, jetzt ein Kolumbarium. Durch die enge, marode und zugeparkte Stresemannstraße und die Straße St. Pius. Deren Anwohner sind total genervt.
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Rund 30 Anwohner dieser Straßen sind jetzt auf die Barrikaden gegangen und kritisieren heftig diese von der Mehrheit in der Bezirksvertretung Wattenscheid (SPD, Grüne und FDP) beschlossene Maßnahme. „Was soll das, offenbar haben hier einige wenige Anlieger der Parkstraße in der Politik ihre Meinung durchgesetzt auf Kosten der Anwohner der umliegenden Straßen“, sagt Rainer Menke.
Kritik auch von der Kita St. Pius
Und auch der Kindergarten St. Pius geht auf die Barrikaden, an der Stresemannstraße gelegen. „Es gibt hier immerhin 132 Kinder. Und nicht weit entfernt einen Spielplatz“, so die St. Pius-Kita-Leiterinnen Daniela Vieting (49) und Jessica Klama (32). „Muss erst ein Kind in diesen engen und zugeparkten Nebenstraßen überfahren werden, um diese widersinnige Sperrung der Parkstraße zurückzunehmen?“, sagt Isabell Klotz (33), Mutter eines vierjährigen Sohnes. „Wer kann nur so eine Maßnahme beschließen, offenbar auf Druck von Anwohnern der Parkstraße - damit jetzt hier bei uns der Verkehr her fließt.“
Der Verkehr vor ihrer Haustür habe jedenfalls stark zugenommen, so Anwohner der Seitenstraßen. „Auch durch Krankentransporte, die zum Hospital wollen. Und jedes Notfallfahrzeug muss vor den Pollern anhalten, um zwei Poller rauszuziehen, um zum Krankenhaus zu kommen. Sieht so eine Notfall-Lösung aus, bei der jede Minute zählt? Auch Zulieferfahrzeuge und andere Transporte, die zum Hospital wollen, kurven und rangieren seitdem über die Nebenstraßen. Das kann es ja wohl nicht sein, nur damit einige auf der Parkstraße ruhiger wohnen können“, kritisieren Rainer Menke und Michael Peters.
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Politik verteidigt Poller-Maßnahme
Auch Bezirksbürgermeister Hans Peter Herzog (SPD) und dessen Stellvertreter Oliver Buschmann (Grüne) sowie Wolfgang Rohmann (Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion) haben von dem Ortstermin am Montagvormittag erfahren und versuchen diplomatisch die Wogen zu glätten. Doch die Lage und die Argumente sind ganz offenbar ernst und heftig, um die Situation zu beruhigen. Herzog betont: „Wir werden die Lage hier erstmal einige Zeit beobachten, um dann gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen. Was so aussähe, dann auch Poller auf der Stresemannstraße aufzustellen.“ Eine Rücknahme der Poller auf der Parkstraße sei aber nicht vorgesehen.
Anwohner der Nebenstraßen total genervt
Die Anwohner der Stresemannstraße und anderer Nebenstraßen sind erstmal jedenfalls total genervt, der Verkehr vor ihrer Haustür habe sich seit der Poller-Setzung extrem erhöht. Dazu haben einige Anwohner der Stresemannstraße die Zahl der Autos gezählt. Was die Stadt im Vorfeld der Maßnahme nicht getan hat; es gab lediglich Bürgeranregungen an die Bezirksvertretung und Ortstermine von Politikern.
Anwohner der Parkstraße in Wattenscheid freuen sich
Einige Anwohner der Parkstraße (hier gilt Tempo 30 und „Anlieger frei“-Regelung, mehrere Aufpflasterungen gegen Raser sind im oberen Bereich vorhanden) hatten auch in der Bezirksvertretung dafür mobil gemacht. „Für uns ist es insgesamt ruhiger geworden, es gibt spürbar weniger Verkehr“, so Simone Kleine (55). Und Johannes Berberich meint: „Nachdem die Parkstraße gesperrt worden ist, konnte man als Anwohner - wir wohnen direkt an der Barriere - genauestens beobachten, wie viele Nicht-Anlieger widerrechtlich diese Straße benutzt haben. Dadurch kam es in der ersten Woche dazu, dass die Nebenstraßen wesentlich stärker als vorher durch Kfz-Verkehr belastet wurden.“
Und er sagt: „Die Anwohner wissen, von welcher Seite sie jeweils in die Parkstraße einfahren müssen. Der auf jeden Fall rechtswidrige Durchgangsverkehr hat sich weitgehend auf die Hauptstraßen Marien- und Hüller Straße verlagert, was ja auch beabsichtigt war.“ Er hofft, „dass die Anlieger von Stresemannstraße, An St. Pius, Markusstraße inzwischen merken, dass der Durchgangsverkehr in ihren Straßen langsam wieder auf das Vor-Barrieren-Niveau zurückgegangen ist. Aus meiner Sicht ist die Maßnahme jedenfalls ein voller Erfolg, den man nicht rückgängig machen sollte.“ Eventuell könnte man „durch eine geschickte Einbahnstraßenregelung auch den kleinen Nebenstraßen weitere Erleichterung verschaffen“.
Notfalls auch Stresemannstraße sperren
Auch laut Wolfgang Rohmann und Oliver Buschmann sei auf der Parkstraße zu den Spitzenzeiten sehr viel Nicht-Anlieger-Verkehr unterwegs gewesen, es sei auch regelrecht gerast worden. Deshalb habe man diese Poller-Regelung treffen müssen. Und falls auch dies nicht helfe und nun aber der Kfz-Verkehr durch die Stresemannstraße und die Straße St. Pius fahre, müsse man halt auch die Stresemannstraße in der Höhe des Kolumbariums abpollern. Denn der Verkehr solle schließlich über die Hauptachse Marien-/Hüller Straße laufen.