Bochum-Wattenscheid. Die Innenstadt von Bochum-Wattenscheid soll wieder aufblühen: Um mehr Kaufkraft anzulocken und Arbeitsplätze zu schaffen, gibt es eine neue Idee.

Es gibt eine neue Idee, um die Innenstadt von Bochum-Wattenscheid wieder aufblühen zu lassen: Die Wirtschaftsentwicklung hat der örtlichen Politik nun ihre Pläne vorgestellt, wie mehr Menschen und neue Kaufkraft angelockt, Leerstände mit Leben gefüllt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Wattenscheid soll zu einem zentralen Standort für die ambulante Gesundheitsversorgung werden.

Bochum: Neuer Plan zur Rettung der Wattenscheider Innenstadt

Dafür wolle man „die traditionellen Wege der Stadtentwicklung verlassen“ und sich mehr „auf die funktionale Ausrichtung Wattenscheids konzentrieren“, sagt Rouven Beeck, Geschäftsführer der Bochumer Wirtschaftsentwicklung. Nur auf den Handel zu setzen, werde bei der City-Entwicklung seiner Meinung nach nicht helfen. Man müsse umdenken, neu denken. Und aus seiner Sicht auf eine der aktuellen Trend-Branchen setzen: die Gesundheitsversorgung.

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Einerseits könne man damit einem Stadtteil mit schwachen Sozialdaten (u. a. hohe Arbeitslosigkeit) wieder auf die Beine helfen, andererseits auch gute vorhandene Strukturen nutzen. „Die verkehrliche Anbindung ist prima und auch die ärztliche Versorgung von Wattenscheid ist ja schon gut“, sagt Beeck. „Dazu kommen zwei hervorragende Krankenhäuser.“ Darauf könne man aufbauen.

Rouven Beeck, Geschäftsführer der Bochumer Wirtschaftsentwicklung, hat große Pläne für die Innenstadt von Wattenscheid.
Rouven Beeck, Geschäftsführer der Bochumer Wirtschaftsentwicklung, hat große Pläne für die Innenstadt von Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Ihm schwebt dabei kein weiteres Ärztehaus vor, sondern vielmehr eine auf das gesamte Wattenscheider Zentrum verteilte medizinische Versorgung. Und diese in allen Bereichen: „Gesundheitsförderung und -vorsorge, Therapie, Prävention, Pflege, Reha.“ Für Beeck gehört auch die Wirtschaft dazu, junge Firmen, die sich nicht nur im Technologie- und Gründerzentrum Wattenscheid (TGW) ansiedeln könnten. Die Bandbreite könne von Innovationen wie Gesundheits-Apps bis zur Digitalisierung ärztlicher Beratung gehen – vielleicht dann sogar rund um dir Uhr. Kurzum: „Wir wollen die gesundheitliche Versorgung verbessern und vereinfachen.“

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Mit dem in Wattenscheid-Mitte laufenden Stadterneuerungsprozess mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Gesundheit“, der gerade in Erarbeitung befindlichen Rahmenplanung Wattenscheid-City sowie der Fortschreibung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) gibt es für Beeck zudem beste Voraussetzungen, um die Themen Stadtentwicklung und Gesundheit zu kombinieren und neue, innovative Wege der Innenstadtentwicklung zu gehen.

Leerstände in Bochum-Wattenscheid sollen mit neuem Leben gefüllt werden

Man wolle da Hand in Hand mit dem Stadtplanungsamt arbeiten, sagt Rouven Beeck, und auch die Werbegemeinschaft mitnehmen. „Denn der Handel wird auch davon profitieren, wenn wir Wattenscheid als Gesundheitsstandort etablieren können. Dann kommen mehr Menschen in den Stadtteil – und nicht nur Kranke.“

Vision macht Hoffnung

Bei der örtlichen Politik kommt die Vision von Wattenscheid als Gesundheitsstandort gut an. Einstimmig wurde das Projekt befürwortet. Für Oliver Buschmann (Grüne) ist das die „letzte Chance, dass aus der Wattenscheider Innenstadt noch einmal was wird. Schlimmer kann es ja nicht werden“. Und an die Wirtschaftsentwicklung gerichtet, sagt er: „Prima, machen Sie mal, legen Sie los. Vielleicht erleben wir es ja, dass aus Wattenscheid noch mal was Schönes wird.“

Auch Gerd Kipp von der CDU drückt die Daumen, „dass das Projekt breite Unterstützung findet“. Auch er findet, dass Wattenscheid attraktiver werden muss. Da seien Ideen wie diese gefragt. Für Wolfgang Rohmann von der SPD wird mit dieser Idee der Weg frei gemacht „für die vielleicht letzte Chance, die Innenstadt zu retten. Menschen holen wir nur nach Wattenscheid, wenn etwas da ist, was es anderswo nicht gibt“. Das ergebe eine „ganz neue Perspektive, auch für neuen Einzelhandel“. Rohmann hält das für ein „sehr attraktives Komplettpaket für Wattenscheid“ und zeigt sich „sehr beeindruckt von der bisherigen Planung“.

Ziel sei es, für die an der Gesundheitsversorgung Beteiligten passende Leerstände, Lücken und Räume in der Wattenscheider Innenstadt zu finden. „Wenn wir es schaffen, mehr Menschen und mehr Kaufkraft anzulocken, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen und leerstehende Ladenlokale wieder zu vermieten, bessern wir auch das Image von Wattenscheid auf“, ist Beeck, der hier geboren wurde, überzeugt. „Und zugleich leisten wir hier einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung.“

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Aus seiner Sicht eine „Win-Win-Situation“, mit der man Erfolg haben könne. „Muss man aber nicht“, weiß der Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklung. Die Perspektive sei erfolgversprechend, „doch es kann nur gelingen, wenn alle mitmachen. Wir machen das nur, wenn alle ja sagen“. Das Gesundheits-Projekt sei schon „ein dickes Brett“. Umso wichtiger sei die politische Rückendeckung. Nach der Bezirksvertretung Wattenscheid sollen noch zwei Ausschüsse und Mitte Juni dann der Rat überzeugt werden.

Vergleich mit Entwicklung auf dem Gesundheitscampus

Gelingt dies, „soll es schnell erste Anfänge geben“, kündigt Rouven Beeck an. Dann werde zunächst ein Projekt- und Maßnahmenplan entwickelt, „um strukturiert an die Sache heranzugehen“. Das Ganze sei allerdings eher ein Dekaden-Projekt, warnt Beeck vor einer zu großen Erwartungshaltung. Als Beispiel nennt er den Gesundheitscampus an der Ruhr-Universität Bochum: „Da stand 2013 erst ein Gebäude. 2022 war er voll vermarktet.“