Bochum. Belgacem „Jimmy“ Derbal ist eine kleine Bekanntheit auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum. Nun geht er in Rente – und wird vielen fehlen.

In diesen Tagen verkauft Belgacem Derbal die letzten von wohl tausenden Bechern Kaffee, die in den vergangenen Jahren über die Theke der Cafeteria des Studierenden-Service-Centers gegangen sind. Der 65-Jährige dürfte zahlreichen Studierenden der Ruhr-Universität Bochum besser unter seinem Spitznamen „Jimmy“ bekannt sein. Nun geht der beliebte Mitarbeiter in den Ruhestand.

„Hallo, wie geht’s?“ Diese Begrüßung war stets gewiss, wenn sich Studierende morgens, leicht verschlafen, Kaffee oder Brötchen gekauft haben. Zehn Jahre hat Jimmy beim Akafö gearbeitet, zuerst in der GB-Cafeteria, schließlich im Studierenden-Service-Center.

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Um 7 Uhr beginnt für gewöhnlich Jimmys Arbeitstag in der kleinen Cafeteria mitten auf dem Campus der Ruhr-Universität. Den Weg dorthin schafft er selten unerkannt. „Die Leute rufen, wenn sie mich sehen ,Hey Jimmy’“, berichtet er.

Jimmy (65) geht in Rente: Der Abschied von der Ruhr-Universität fällt nicht leicht

Schlecht gelaunt, so haben ihn wohl die wenigsten erlebt. „Wenn ich hier reinkomme, lasse ich die Probleme vor der Tür.“ Stammkundinnen und -kunden kommen dann zu ihm – oder Studierende, die er vorher noch nie gesehen hat. Sie alle werden mit einem herzlichen Lächeln begrüßt und nicht selten auch mit einem seiner Witze.

Damit ist in etwa zwei Wochen Schluss, dann geht Jimmy in Rente. „Ich habe hier wirklich viele nette Leute kennengelernt, ich werde sie vermissen“, sagt er. Der Abschied fällt ihm schwer. Ebenso wie den Menschen, die bereits vergangene Woche zu seiner Abschiedsparty gekommen sind. „150 oder 160 Leute waren da, ich war wirklich sprachlos“, berichtet Jimmy.

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Begleitet wurde er von seiner Tochter, es gab selbst zubereitete Spezialitäten wie würzige Tajine und duftenden Couscous – Gerichte aus Tunesien, dem Land, in dem der 65-Jährige geboren wurde.

Und genau dorthin geht es auch zu Beginn seines Ruhestands. Am 1. Juli steigt er ins Flugzeug und reist für einige Wochen in seine Heimat, wo er viel Zeit mit Freunden und Familie verbringen möchte.

Danach geht es für Jimmy aber wieder zurück nach Essen. „Meine zweite Heimat“, sagt er. Etwa 40 Jahre wohnt er dort, verbringt seine Zeit gerne am Baldeneysee oder bei Fahrradtouren. Für all das ist viel Zeit, wenn sein Ruhestand einmal begonnen hat. Er freue sich zudem darauf, in den Tag hineinzuleben. Doch die Menschen an der RUB werden ihm fehlen – und das ist auch andersrum der Fall.

Belgacem Derbal, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Jimmy“, reicht einer Kundin ein Getränk. Studierende, die bei ihm Kaffee oder Brötchen gekauft haben, wurden stets mit einem sympathischen Lächeln begrüßt.
Belgacem Derbal, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Jimmy“, reicht einer Kundin ein Getränk. Studierende, die bei ihm Kaffee oder Brötchen gekauft haben, wurden stets mit einem sympathischen Lächeln begrüßt. © FUNKE Foto Services | Lara Förster

„Er hat mich während meiner Masterarbeit mit dem guten Gouda-Brötchen versorgt“

„Ein ganz toller Kerl! Während meiner Masterarbeit hat er mich mit dem guten Gouda-Brötchen versorgt. An schlechten Tagen hat er einen mit seinem Lächeln aufgemuntert“, berichtet ein junger Mann unter einem Facebook-Post der Ruhr-Universität mit mehr als tausend Gefällt-mir-Angaben. „Erinnere ich mich an die Zeit an der RUB zurück, dann auch an ihn!“ Eine andere Studentin schreibt: Alles Gute Jimmy, und einen schönen Ruhestand – auch wenn du uns fehlen wirst, mit deiner Portion gute Laune am Morgen.“

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Das geht auch den Kolleginnen und Kollegen so. Eine erzählt: „Er ist immer freundlich, hat immer Spaß. Wenn ich morgens zur Arbeit komme, steht dort immer schon mein Kaffee.“

Wer Nachfolger von Jimmy wird, steht noch nicht fest. Doch im Team ist man sich sicher: „Man kann ihn nicht ersetzen.“ Am 1. Mai beginnt für den 65-Jährigen offiziell die Rente. Seinen letzten Arbeitstag hat Belgacem „Jimmy“ Derbal bereits in zwei Wochen. Dann macht er Feierabend und sagt „Tschüss!“