Bochum-Wattenscheid. Im jahrelangen Ärger ums Parken und Fahren in der Wattenscheider Einkaufsstraße bahnt sich eine Lösung an. Die betrifft die Plätze in der City.
Der Ärger schwelt seit Jahren: In der Wattenscheider Fußgängerzone wird widerrechtlich geparkt und auch außerhalb der Lieferzeiten gefahren. Doch die Zahl der städtischen Mitarbeiterinnen der und Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung reicht nicht aus, um alles regelmäßig zu kontrollieren. Jetzt bahnt sich eine Lösung an.
SPD und Grüne sehen Gefahr für Wattenscheider Fußgänger
Die Koalition von SPD und Grünen im der Wattenscheider Bezirksvertretung hat zu Beginn des Jahres einen neuerlichen Vorstoß gewagt, um Autos aus der Einkaufsstraße zu verdrängen. In der jüngsten Sitzung befasste sich das Gremium somit einmal mehr mit dem Thema. Wolfgang Rohmann (SPD) und Oliver Buschmann (Grüne): „Das widerrechtliche Befahren und das Parken in der Fußgängerzone in Wattenscheid sorgen regelmäßig für Verdruss. Gefährlich wird es, wenn durch ein solches Verhalten andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.“
Bezirksvertretung finanziert den Einbau von Pollern
Um das Problem einzudämmen, hatte die Wattenscheider Bezirksvertretung vor einem Jahr den Einbau von Pollern gefordert, doch die Stadt Bochum hatte damals abgewunken: Die Feuerwehr müsste jedes Gebäude in der Innstadt rasch erreichen können. Ende 2019 hatte die Feuerwehr deshalb darum gebeten, auf Sperren durch Poller und/oder Ketten etc. zu verzichten. Die Stadt sieht nur verstärkte Kontrollen durch Ordnungsamt und Polizei als wirksame Gegenmaßnahme.
Inzwischen aber konnte die Feuerwehr überzeugt werden. Wolfgang Rohmann: „Wir haben uns nach einem gemeinsamen Ortstermin darauf verständigt, dass zumindest das Überqueren der Plätze durch Absperrungen verhindert werden soll, ob durch Poller oder mobile Bäume.“ Es betrifft den Bereich Alter Markt (vor der Kirche), den Saarlandbrunnen und die Zufahrt von der Westenfelder Straße an der Friedenskirche. „Eigentlich“, so Rohmann „eine blöde Idee. Doch mit Einsicht ist ja leider nicht zu rechnen“. Die Fußgängerzone selbst bleibt für Fahrzeuge offen.
Bereits 2020 wurde versucht, mit Steinquadern das Einfahren in die Fußgängerzone zu verhindern, einige wurden später durch Fahrradständer ausgetauscht.
Im vergangenen Jahr, so erfuhren jetzt die Bezirksvertreterinnen und -vertreter, sind insgesamt 5054 Anzeigen von Privatpersonen bei der Stadt Bochum (Bußgeldstelle) eingegangen. Bürger haben die Möglichkeit, solche Verstöße per Mail oder auch mit der App „Wegeheld“ direkt bei der Verkehrsüberwachung anzuzeigen. Eine Auswertung, auf welche Stadtbezirke sich diese Anzeigen beziehen, sei jedoch nicht möglich. Bei 3666 dieser Anzeigen wurden Verwarnungs- und Bußgeldverfahren eingeleitet.
Keine Sondergenehmigung für Zustelldienste
SPD und Grüne fragen nach Sondergenehmigungen, weil Fahrerinnen und Fahrer von Dienstleistern wie UPS oder DHL, behaupteten, sie hätten eine Sondergenehmigung für das Befahren der Fußgängerzone in Wattenscheid, auch außerhalb der Be- und Entladezeiten.
Die Stadt beteuert, es gebe keine Ausnahmegenehmigungen. Für die Lieferungen der Zustellunternehmen gelte in der Fußgängerzone Wattenscheid, wie auch in den übrigen Fußgängerzonen in Bochum, dass das Be- und Entladen grundsätzlich nur zwischen 21 und 11 Uhr erlaubt sei.
Die Poller und mobilen Bäume wird die Bezirksvertretung Wattenscheid mit eigenen Mitteln umsetzen; die Summer wird derzeit berechnet. Versenkbare Poller wie an der Brüderstraße wurden von der Politik erwogen und verworfen. Wolfgang Rohmann: „Das könnten wir uns nicht leisten.“
Die Bezirksvertreter setzen nun alle Hoffnung auf das Verkehrskonzept für Wattenscheid-Mitte. Die Stadt Bochum hat für 170.000 Euro (die Bezirksvertretung Wattenscheid beteiligt sich daran mit 30.000 Euro) ein solches Verkehrskonzept in Auftrag gegeben. Das Befahren der Fußgängerzone ist Teil der Untersuchung.