Bochum-Wattenscheid. Anwohner des August-Bebel-Platzes verzweifeln: Immer wieder nutzen die Besucher Privatparkplatz und -weg zum urinieren. Und nicht nur das.
Vom Balkon ihrer Wohnung in Wattenscheid hat Inge Böge-Krol einen wunderbaren und weiten Blick über Bochum und das halbe Ruhrgebiet. Doch immer wieder wird diese Aussicht getrübt. Häufig nutzen die Männer und Frauen, die sich auf dem August-Bebel-Platz treffen, Weg und Hinterhof direkt vor dem Haus, um dort zur Toilette zu gehen.
Anwohner des August-Bebel-Platzes beklagen sich über Wildpinkler vor der Haustür
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Seit 2019 wohnt Böge-Krol in dem Haus in Wattenscheid. „Das Problem gab es aber auch vorher schon. Durch Corona wurde es allerdings verstärkt“, erklärt sie. Regelmäßig treffen sich rund um den Brunnen am August-Bebel-Platz zahlreiche Leute, nicht selten, um dort gemeinsam Alkohol zu konsumieren. „Das geht morgens um 10 Uhr los und dann bis nach Mitternacht.“
Zwar befindet sich in unmittelbarer Nähe eine öffentliche Toilette, doch wenn die Männer und Frauen mal müssen, gehen sie stattdessen auf die andere Straßenseite. Sie stellen oder hocken sich dann hinter die Container auf dem Kundenparkplatz des Geschäfts Elektro-Depot – oder einfach an den Rand des Weges, der den Eigentümern des angrenzenden Hauses gehört. Dort hinterlassen sie Urin oder sogar Kot. Dass sie dabei sogar von Überwachungskameras gefilmt werden, störe sie nicht – ebenso wenig wie die Tatsache, dass Anwohner sie sehen können.
Eigentumsgemeinschaft wurde nicht ernstgenommen
So auch Inge Böge-Krol, die im neunten Stock lebt. Sie ist Beiratsvorsitzende der Eigentumsgemeinschaft des Hauses, ihre Nachbarn störe das Problem ebenso. „Aber was sollen wir machen?“, fragt sie sich.
Stadt nimmt Beschwerden entgegen
Wer ähnliche Probleme im öffentlichen Raum bemerkt, kann sich an die Stadt Bochum wenden.
Hinweise und Beschwerden können an die Leitstelle des Kommunalen Ordnungsdienstes unter der Rufnummer 0234/ 910-40 00 bekanntgegeben werden, auch am Wochenende.
Zuerst haben die Anwohner versucht, mit den Männern und Frauen zu reden. Doch das sei nicht ernst genommen worden, habe sogar zu Beschimpfungen geführt. Absperren können die Eigentümer den Weg, den die Besucher des August-Bebel-Platzes stets nutzen, allerdings nicht – er ist unter anderem die Zufahrt zur Sparkasse oder zum Elektrogeschäft.
Auch an die Stadt hat sich Inge Böge-Krol gewendet, es hat daraufhin Kontrollen durch das Ordnungsamt gegeben. „Seit der eingegangen Beschwerde wurde der Bereich elf Mal kontrolliert“, erklärt Kirsten Ilk, Sprecherin der Stadt Bochum. „Seit Anfang des Jahres wurde der August-Bebel-Platz mehr als 70 Mal zu unterschiedlichen Zeiten während der Dienstzeiten kontrolliert.“
Stadt Bochum konnte bisher keine Verstöße feststellen
Bei den Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes seien jeweils zwischen sieben bis 13 Personen am August-Bebel-Platzes angetroffen worden. „Verstöße wie zum Beispiel Urinieren in der Öffentlichkeit, leere Flaschen und Ruhestörungen wurden zum Zeitpunkt der Kontrollen nicht festgestellt. Die Beschwerden können deshalb nicht ohne Weiteres bestätigt werden“, so Ilk. Kontrollen im Bereich des August-Bebel-Platz würden weiterhin regelmäßig im Rahmen der zur Verfügung stehenden Personalressourcen durchgeführt.
Doch nicht nur die Eigentümer des Hauses in der Nähe des August-Bebel-Platzes stört die Problematik – sondern auch die Geschäftsleute. „Ich muss den Parkplatz jede Woche reinigen lassen“, sagt Uwe Weißenborn, Teilhaber des Geschäfts Elektro-Depot. Nicht nur ihre Notdurft würden die Leute regelmäßig hinterlassen, sondern auch Müll.
„Grundsätzlich sind Treffen im öffentlichen Raum nicht verboten“
Die Befürchtung: Solange sich die Menschen am August-Bebel-Platz treffen, bleibt das Problem wohl bestehen. „Grundsätzlich sind Treffen im öffentlichen Raum nicht verboten“, erklärt auch Kirsten Ilk für die Stadt Bochum. Gebe es Störungen oder Verstöße gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung, müsse das unmittelbar bei Begehen der Tat festgestellt werden. „Maßnahmen wären Verwarnungsgelder, Anzeigen und/ oder Platzverweise.“
Anders sieht das allerdings auf privatem Gelände aus: „Maßnahmen, die am eigenen Grundstück durchgeführt werden können, liegen im Ermessen des Eigentümers“, so die Stadtsprecherin. Welche das noch sein könnten? Die Eigentümer haben keine Idee.