Bochum-Wattenscheid. . Umweltsünder nutzen abgelegene Wald- und Wiesenstücke als Abladeplatz. Liegt der Müll erst einmal in der Landschaft, wird der Ruf nach der Stadt laut.
Ob in Günnigfeld oder Eppendorf, in Leithe, Höntrop oder Westenfeld: kein bewaldetes oder grünes Stückchen Freifläche ist sicher vor Umweltfrevlern, die dort ihren Müll, ihren Hausrat oder Elektroschrott „wild“ entsorgen. Greifen wir Günnigfeld heraus. Dort ist Heinz-Werner Linke, Günnigfelder und UWG-Bezirksvertreter, immer wieder unterwegs und entdeckt die wilden Kippen. Erst jetzt wieder fand er drei Kühlschränke und eine Gefriertruhe im Bereich Kirchstraße, Eingang in den Kruppwald. Oder Eternitrohre, die übrigens asbesthaltig sind, auf dem Parkplatzrandstreifen am Friedhof. Vom Kleinmüll, der vielerorts in den Gebüschen oder Straßenböschungen liegt, einmal ganz zu schweigen.
Linke ist sauer: „Die Perfidität daran ist der grüne Aufkleber mit dem Spruch: ,Rettet den Wald, esst mehr Spechte’, der auf einem der Kühlgeräte klebt.“ Und weiter: „Darüber kann man nicht lachen, sondern nur den Kopf schütteln.“
Deponie Blücherstraße so nah
Am Mittwoch hat das Bundeskabinett eine Reform des Elektrogesetzes auf den Weg gebracht, das die kostenlose Rückgabe von ausrangierten Geräten erleichtert. Diese Gesetzesnovelle soll den Handel zur Rücknahme verpflichten (generell bei Neukauf, sonst Geräte bis 25 cm Länge) und nicht mehr auf freiwillige Vereinbarungen setzen. Gelten sollen die Regeln spätestens Ende des Jahres. Das Ziel: mehr alte Telefone, Staubsauger, Fernseher oder Computer einsammeln und fachgerecht verwerten. Zudem werden laut WDR die Entsorger, die die Altgeräte bekommen, verpflichtet, enthaltene Schadstoffe sicher zu entfernen.
Bürger können Mängelmelder nutzen
Wilde Müllkippen können über den „Mängelmelder“ der Stadt bekannt gegeben werden: www.bochum.de/maengelmelder
Der Mängelmelder gibt die Informationen weiter. Angeschlossen sind die Bogestra, die Stadtwerke, die Stadt Bochum sowieso und der USB.
„Im Grunde überflüssig“ findet Gerhard Miethe vom Elektro-Depot an der Fritz-Reuter-Straße. Das Gesetz ist ausschließlich für Geschäfte mit über 400 qm Verkaufsfläche vorgesehen. Er beschäftigt auf 1000 qm zwölf Mitarbeiter. „Wir nehmen längst Alt-Geräte von Neukunden zurück. Auch kleinere Geschäfte handeln praktisch kaum anders.“ Fraglich also, wie viel Mehraufwand für die Händler ansteht. Doch könnte das Gesetz zumindest dazu dienen, eine weitere Entsorgungsmöglichkeit im Bewusstsein der Verbraucher zu verankern, so dass sie ihren Schrott nicht mehr „wild“ abladen.
Liegt der Müll erst einmal in der Landschaft, wird der Ruf nach der Stadt bzw. dem Umweltservice Bochum (USB) laut. Jörn Denhard, USB-Sprecher: „Wenn uns wilde Kippen gemeldet werden, geben wir die Informationen weiter an das Umweltamt.“ Die wilden Kippstellen werden also erfasst, weitergemeldet, dann folgt ein Kostencheck und danach der Auftrag, die Kippe zu beseitigen. Türmt sich Müll in Grünbereichen, wird geklärt, ob es sich um privates oder öffentliches Gelände handelt. Ist der Bereich in kommunaler Hand, geht die Entsorgung zu Lasten des Steuerzahlers.
Heinz-Werner Linke ist es völlig unverständlich, „warum die Leute nicht die Deponie an der Blücherstraße nutzen“.