Niedergang und Aufstieg in Wattenscheid - wie geht’s weiter in diesem Problempunkt?

Bochum-Wattenscheid. Der Niedergang in Wattenscheid-City ist trotz aller Bemühungen deutlich sichtbar ... eine Steilvorlage könnte aber der 09-Aufstieg sein. Aufbruchstimmung ist angesagt. Der Weg der SGW-Fußballer zeigt, wie Erfolg entstehen kann: „Nur gemeinsam - denn Frieden ernährt, aber Unfrieden verzehrt.“ Diesen Satz des deutschen Schriftstellers und Theologen Johann Peter Hebel scheinen sich die Verantwortlichen der SG Wattenscheid 09 in der zurückliegenden Zeit zur Handlungsgrundlage gemacht zu haben.

Vom Sport bis zur City-Entwicklung Wattenscheid

Der Erfolg gibt ihnen Recht. Nicht nur in sportlicher Hinsicht. Mittlerweile ist ein neues Image entstanden und Vertrauen gewachsen. Ein Nährboden für den Aufbruch in eine gute Zukunft? Kann der „Neue Wattenscheider Weg“ auch andere Bereiche in Wattenscheid beflügeln? „Ja“, sagt der stellvertretende Wattenscheider Bezirksbürgermeister Oliver Buschmann. Er sieht bei der SG Wattenscheid 09 „...die vielen Menschen mit ehrenamtlichem Engagement. Der kleine Vorstand arbeitet grundsolide. Natürlich müssen viele Dinge passen. Das ist in der Politik nicht anders.“

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SG 09-Aufstieg hat gepusht

Der bekennende Fußballfan mit „Kumpel“-Dauerkarte geizt nicht mit positiven Beispielen: „In der Wattenscheider Bezirksvertretung arbeiten die demokratischen Parteien eng zusammen und erarbeiten einen breiten Konsens über die Parteigrenzen hinweg. In Günnigfeld beispielsweise zeigt sich: Wenn sich viele zusammen tun, dann wird da was draus“.

Oliver Buschmann, stellv. Bezirksbürgermeister in Wattenscheid, will auch hoch hinaus.
Oliver Buschmann, stellv. Bezirksbürgermeister in Wattenscheid, will auch hoch hinaus. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Wie funktioniert Wattenscheid?

Er sieht dabei den Stadtteil „als funktionierendes, angstfreies Gemeinwesen, geschaffen mit einer Menge ehrenamtlichem Engagement im Zusammenwirken von Vereinen, Kirchen und Privatleuten“. Auch Wattenscheid verändere sich Zug um Zug positiv. Spürbar sei der Aufbruch aktuell unter anderem durch die Sanierung des Stadtgartens und die Spielplatzsanierung im Volkspark. „Ich wohne in Wattenscheid und lebe in Günnigfeld. Natürlich bekomme ich nicht alles mit. Oft werde ich angesprochen und erhalte Anregungen und Hinweise. Ich tue zwar nicht alles, was die Menschen möchten, aber ich kümmere mich darum und gehe Hinweisen nach. Die Bürger können gerne mit mir Kontakt aufnehmen.“

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Bebel-Platz-Umbau umstritten

Das gelte nach seinen Aussagen auch für das schwer umstrittene Projekt Umbau August-Bebel-Platz. „Die Neuplanung soll unter der Vorgabe der Autofreiheit erfolgen. Sollten die Ergebnisse etwas anderes ausweisen, werden wir auch den Autoverkehr wieder eindenken“, verspricht Buschmann. Zudem seien noch umfangreiche Bürgerbeteiligungen geplant.„Da der Umbau erst 2025 beginnen wird, verbleibt seines Erachtens „genug Zeit, um Veränderungen gemeinsam zu besprechen und einzuplanen“.

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Ein weiteres Projekt steht für den vielzitierten Aufbruch. Der 53-Jährige betreut im Rahmen seiner Tätigkeit als Kreisgeschäftsführer der Grünen in Bochum und Wattenscheid den Umzug und die Einrichtung der Grünen Niederlassung in Wattenscheid. Einst in der Voedestraße beheimatet wird die grüne Parteifarbe zukünftig die Schaufenster des ehemaligen Lederwarengeschäfts Höffgen in der Freiheitstraße 6 schmücken.

Denker und Lenker in Wattenscheid über Jahrzehnte: Klaus Steilmann 2006 beim Empfang im Düsseldorfer Ständehaus.
Denker und Lenker in Wattenscheid über Jahrzehnte: Klaus Steilmann 2006 beim Empfang im Düsseldorfer Ständehaus. © Jakob Studnar/WAZ | Jakob Studnar

Dabei sei die Wahl zufällig auf die Immobilie an der Freiheitsstraße mit ihren insgesamt 120 qm gefallen und sei nicht von Lokalpatriotismus geprägt. Der Name „Freiheitstraße“ erinnert an die 1417 durch Graf Adolf verliehenen Stadtrechte einer Freiheit. „Auslöser für die Suche nach neuen Räumlichkeiten war eine Eigenbedarfskündigung. Aber durch die Wahl von Max Lucks in den Bundestag hätte ein Umzug eh angestanden. Max Lucks ist es wichtig, auch hier in Wattenscheid ein Büro zu haben. Zudem ist die Fraktion im Bezirk zahlenmäßig gewachsen.“

Lob und Kritik in Wattenscheid

Die Grünen wollen sich offen und ohne Parteibrille an ihrem neuen Standort präsentieren. Im Fokus soll auch hier der Dialog und die Zusammenarbeit mit den Bürgern der Stadt stehen. Vereine und Initiativen werden in einer großen zentralen Vitrine im Außenbereich die Gelegenheit erhalten ihre Arbeit oder ihre Anliegen darzustellen.

Buschmann will in die Zukunft blicken: „Wir planen alle vier Wochen einen Ausstellungswechsel. Einige Akteure haben bereits Interesse signalisiert. So beispielsweise der Eine-Welt-Laden, der Heimat- und Bürgerverein oder die SG 09“. Großsponsoren wie „Boss“ Klaus Steilmann gibt es nicht mehr. Derzeit werde noch fleißig renoviert. Der Kreisgeschäftsführer plant die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten mit einem kleinen Fest am 18. August - verbunden mit einer Einladung an die gesamte Bürgerschaft.

Stellvertretender Bezirksbürgermeister

Oliver Buschmann (53) ist verheiratet, Mitglied der Bezirksvertretung, stellvertretender Bürgermeister, Kreisgeschäftsführer der Grünen in Bochum und Wattenscheid und Fan der SG 09. Seine 20-Jährige Tochter Ronja ist ebenfalls Mitglied der Bezirksvertretung Wattenscheid und der Fraktion der Grünen. Die Familie lebt in Günnigfeld. An jedem 1. Samstag im Monat hält Buschmann eine Bürgersprechstunde auf dem Marktplatz in Günnigfeld ab.